Unsere Medien und auch Wetterseiten überschlagen sich dieser Tage ja mit hochdramatischen Wettervorhersagen. Der Winter ist da, und beinahe täglich lese ich Unwetterwarnungen. Sind wir so verweichlicht, dass man uns vor dem Winter warnen muss? Ist der Mensch nicht mehr in der Lage aus dem Fenster zu sehen bzw. vor die Tür zu gehen um zu bemerken, dass es schneit und arschkalt ist? Können wir nicht das Risiko „Glätte“ im Winter einkalkulieren und 15 Minuten eher aus dem Bette hüppen, um pünktlich bei der Arbeit/Terminen zu erscheinen?
Schockfrosting, das war mein heutiges Wort. Schockfrosting!
Bekannte von mir leben in Kanada, die hatten vor Kurzem Schockfrosting, nämlich -40°.
Solche Horror-Wettermeldungen werden gerne über die privaten Seiten geteilt, und keiner macht sich die Mühe mal zu schauen, wo es denn die nächsten Tage schnatterkalt wird. In meiner Region jedenfalls nicht. Wir erreichen hier -11° und am Sonntag sind wir wieder im Plusbereich. München rutscht am Samstag in der Nacht auf -15° runter, da ist es tagsüber so kalt wie hier in der Nacht.
Falls hier Jugendliche mitlesen:
Es gab eine Zeit ohne Internet und Facebook, Twitter, Whatsapp und Co. Da gab es auch schon Winter, eine Tageszeitung, einen Fernseher und ein Telefon.
Wenn es schneite, sahen wir das durch die Fenster, oder bekamen es mit weil wir eh draußen waren. Durch die Tagesschau erfuhren unsere Eltern, ob es am nächsten Tag schneit. Oder durch die Zeitung (wenn man denn eine abonniert hatte). Wir bekamen als Kinder eine Mütze auf, Handschuhe (ohne Touchscreenfunktion, für was denn auch in den 80ern, Hahaha) einen Schal, und etwas Fettcreme ins Gesicht geschmiert.
Wenn der Dorfbus nicht fuhr weil es zu gefährlich war, gab es eine Telefonkette. Da rief Mutter A Mutter B an, Mutter B dann Mutter C, und sagte einfach nur, dass der Schulbus nicht fährt.
Unsere Eltern standen früh auf und schoben den Schnee vom Gehweg, das oft stundenlang und immer wieder. Abends gerne noch ne Runde, alles für die Sicherheit der Nachbarn (auch für die, die echt Kacke waren).
Wir bekamen keine homöopathischen Globuli in den Hals geschoben und es lag auch keine Pille auf dem Nachtschrank, die uns über Nacht von einer fiesen Erkältung befreite. Wir mussten Tee trinken und ab in die Molle.
Wo wir im Winter waren wenn es schneite? Mit dem Holzschlitten auf den Wiesen der Bauern, und mit Schmackes den Berg runter. Und wieder rauf und wieder runter. Plastiktüten gingen auch. Oder LKW-Reifen. Wir saßen nicht vor dem Rechner oder Smartphone und ließen uns Angst einreden weil der Winter kam, wir genossen es einfach.
Wenn es glatt war, blieb das Auto der Eltern stehen. Man ging zu Fuß zum Einkauf oder gar nicht, die Tiefkühltruhe war eigentlich immer voll.
Wenn 30 km weiter ein Unfall passierte, konnten wir das nicht in der Tageszeitung lesen. Zum Glück! Bilder gabs auch nicht.
Wir konnte auch keine Fotos machen, aus dem Klofenster aufgenommen, wenn 3 Flocken Schnee auf die Erde flogen. Wir haben einfach nur gepullert, und das sogar im Winter. Auch wenn der Schnee höher lag als wir darüber schauen konnten.
Wir sahen auch keine Videos von einem „Schneesturm“ wo ich beim Betrachten des Videos gestern dachte, dass der Hund vom Nachbar mehr Sturm macht, wenn er hier auf dem Parkplatz auf einen Schneehaufen furzt.
Winter war Winter und Schnee war Schnee: Aus die Maus.
Schockfrosting, ich komme da noch immer nicht drüber weg.
Fröhliches durchdrehen allerseits. ^^