Nicht die Kinderlosen versauen das Rentensystem, sondern die nicht annähernd motivierten Dauerarbeitslosen.

Im #stern habe ich gestern einen Artikel gelesen, der u. a. den Satz „vögeln für das Vaterland“ beinhaltete.
Ich fasse mal kurz zusammen:
Es scheint Überlegungen zu geben, kinderlosen Bürgerinnen und Bürgern weit weniger oder gar keine Rente zu zahlen, weil sie ja keine Kinder und vielleicht daraus resultierend Enkelkinder in die Welt setzten, die wiederum durch ihrer Hände Arbeit in die Rentenkasse einzahlen und damit den nächsten Generationen den Lebensabend finanziell nicht sichern.
Hast Du nicht erfolgreich gepoppt und einen Kreißsaal von innen gesehen, biste im Alter am Arsch! Böse seid ihr Kinderlosen alle, ganz, ganz böse!
Auf diese tolle Idee kamen anscheinend Menschen, die selber gar nicht in die Rentenkasse einzahlen. Ich schmeiße mich echt weg, `ne mordsmäßige Story.
Denken diese selbsternannten „Retter des Rentensystems“ eigentlich auch darüber nach, dass es Frauen und Männer gibt die aus gesundheitlichen Gründen keine Kinder bekommen können? Die an einem unerfüllten Kinderwunsch zerbrechen? Die alle Mittel und Wege nutzen, um ein Kind in ihren Armen zu halten? Die freiwillig auf ihre Rente verzichten würden, wenn sie nur einem/ihrem Kind beim schlafen zuschauen könnten?
Ein kinderloser Mensch, der vielleicht über 40 Jahre Vollzeit berufstätig war und in die Rentenkasse einzahlte, soll nun benachteiligt werden?
Interessante These.
Warum kürzt man nicht denen die Rente, die kaum oder gar nicht gearbeitet haben?
Die aus Faulheit lieber Arbeitslosengeld/HartzIV bezogen haben/noch beziehen/immer beziehen werden, weils irgendwie bequemer ist?
Die lieber andere für sich arbeiten lassen, damit ihre Bezüge regelmäßig und punktgenau auf das Konto gehen?
Die zu faul sind eine Bewerbung zu schreiben, sich aber in Sozialfragen bestens auskennen und das tagtäglich in den sozialen Netzwerken verbreiten?
Die nicht mal annähernd wissen was es bedeutet, einer Arbeit nachzugehen? Früh aufstehen? 4 oder 6 oder 8 oder 14 Stunden arbeiten müssen/dürfen?
Die keine Ansprüche mehr haben an sich und ihr Leben, die ein Leben auf dem Sofa spannender finden als ein Leben mit Job?
Es geht mir jetzt nicht um die, die unverschuldet in die Arbeitslosigkeit gerieten. Die verzweifelt nach einem Job suchen, und selbst Stellen annehmen würden die weniger prickelnd sind.
Es geht mir um die, die sich auf denen ausruhen, die jeden Morgen aufstehen und zur Arbeit eiern. Ob mit Kind/Kindern, ist völlig Latte.
Das sind die, die ich später bei der Rente benachteiligen würde. Kaum oder keinen Finger krumm gemacht, aber Rentenansprüche haben. Warum?
Wenn ich sehe was ich mal an Rente bekomme, als Mutter die jahrelang nur Teilzeit arbeiten konnte, dann kriege ich die Krise! Ich verwette meinen Hintern darauf, dass ich irgendwann mal kurz vor Rentenantritt zur Arge muss und mit denen auf dem Flur sitze, die nie gearbeitet haben. Unsere Rentenauszahlungen werden sich sicherlich nicht sonderlich unterscheiden. Ich brauche dann Anträge um mit 67 Jahren meine Miete bezahlt zu wissen, die Menschen mit der HartzIV-Karriere über Jahrzehnte auch.
Finde den Fehler!
Ich dürfte kein Mitarbeiter der Arge sein und so manche Menschen beraten müssen, dafür sorgen dass sie ihr Geld bekommen, ihre Miete gezahlt wird, ihre Krankenversicherung gedeckt ist. Mir würde bei einigen der Arsch platzen!
Heutzutage ist nicht immer ein guter Schulabschluss notwendig oder eine Lehre, um mit seiner eigenen Hände Arbeit Geld zu verdienen. Auch wenn einige Jobs nicht das gelbe vom Ei sind, bringen sie aber Geld ein. Wenn ich dann die Argumente einiger höre, die gutgemeinte Jobvorschläge ablehnen:
„Nee, dieser Arbeitgeber ist ein Sklaventreiber“, „nee, das ist nix für mich“, „nee, nicht meine Sparte“.
Hallo? Ist immer alles unsere Sparte (gewesen), die dringend einen Job brauchten? Die mehrere Mäuler stopfen mussten? Die aus Gründen der Scham niemals eierschaukelnd auf dem Sofa vor der Flimmerkiste dahin vegetieren wollten?
Ich habe von HartzIV leben müssen, und es war die Hölle. Ich habe mich nutzlos gefühlt, dumm, faul, von der Gesellschaft abgeschottet. Ich habe ums verrecken keinen Job gefunden als alleinerziehende Mama eines Kleinkindes.
Es war mir peinlich. Immer wenn die Frage kam was ich beruflich mache, ging unter mir der Boden auf.
Ich wurde lethargisch, hatte Null Motivation, gammelte vor mich hin.
Zu dieser Zeit war ich noch ehrenamtlich beim DRK, und habe jeden Dienst und jeden Einsatz mitgemacht, damit andere sehen dass ich etwas mache.
Auch einen Nebenjob habe ich angenommen, einfach nur um etwas zu tun, um zu arbeiten, um etwas beizusteuern. Auch damit andere sehen, dass ich etwas mache.
Wie dumm ich doch war!
Ich kenne Menschen, die unter der Woche von ihren Familien getrennt sind. Die fernab des Wohnortes arbeiten, weil die Bedingungen stimmen. Und die sicherlich einen gewissen Standard begrüßen, aber dafür auch viel einstecken.
Ich kenne Menschen, die an all dem Druck des Geld verdienen müssen fast zerbrachen und furchtbar krank wurden. Die aber niemals auf gaben und heute trotz Einschränkungen weiter ihrer Arbeit nachgehen.
Mein Sohn geht noch zur Schule, und arbeitet seit ein paar Monaten nebenbei. Er steht vor 6 Uhr auf, und hat teilweise Feierabend nach 22 Uhr. Er ist kaputt wie eine Schweinekartoffel so manchen Abend. Aber er weiß wofür er es macht: Er hat mehr Geld in der Börse und kann sich mehr erlauben. Krönung von all dem ist eine Lehrstelle ab dem Sommer. Ich bin saustolz, er hat es verstanden.
Ich habe fast 1 Jahr lang 3 Jobs gemacht, um hier alles finanziell am Laufen zu halten, um mir ein Essen beim Lieblingschinesen oder eine neue Jeans leisten zu können. Schön war es nicht, aber es brachte etwas Spielraum für kurze Zeit.
Ich kenne Menschen, die echt nur einen Appel und ein Ei verdienen, aber die aus ihrem Job viel positives mitnehmen und dankbar sind.
Wenn ich lese, dass HartzIV-Empfänger am Monatsende noch Kohle haben um diverse Events zu besuchen, wenn ich sehe, dass HartzIV-Empfänger auf technische Dinge sparen die keine Sau braucht, wenn ich lese, dass sich ein HartzIV-Empfänger durch diverse Speisekarten fressen kann, dann krabbelt mir echt die kalte Kotze im Hals hoch.
Ich wohne ca. 30 m von einem Jobcenter entfernt, und mir bleibt oft die Luft weg: Auf der Suche nach einem Job, aber nicht mal in der Lage 5 m vom Parkplatz zum Briefkasten zu gehen. Mit dem Auto vor die Tür. Ich warte auf den Tag an dem ein PKW in der Glastür hängt. Huch, was denn nun? Und genau diese Leute sollen eine Rente bekommen? Aber kinderlose, berufstätige Menschen werden zu dem Thema diskutiert?
Setzt doch bei denen den Rotstift an, die sich den größten Teil ihres Lebens auf den Lorbeeren von uns Berufstätigen ausruhen und das auch noch jahrelang machen werden. Aber nicht bei denen, die keine Kinder zur weiteren „Rentensicherung“ auf die Welt brachten.
Moralisch verwerflich und realitätsfremd, mehr fällt mir dazu echt nicht ein.

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