Diese Kolumne werden nur die Damen und Herren verstehen, die so ungefähr mein Jahrgang sind. Also die „ollen Säckinnen und Säcke“. Nicht die noch recht frischen, Ende der 90er geborenen Erdenbürger.
Mein Auto welches ich derzeit fahre, hat keinen CD-Spieler. Halt nur ein Radio mit Kassettenteil. Ich brauche gerade beim pendeln Mucke auf den Lauschlappen. Wenn man Radio hört, kann man nicht den derzeit gespielten Song eliminieren. Den muss man dann zu Ende hören oder den Sender wechseln. Das ist ganz schlecht.
Wenn ich morgens um 6.15 Uhr durchstarte, möchte ich keine Kuschelrock-Musik hören. Da komme ich gar nicht in den Quark, da werde ich saumüde und ganz ekelhaft sentimental. Bester Beispiel: Bei totaler Dunkelheit im Winter kommt von Disturbed „Sound of silence“. Da sitze ich mit zitternder Oberlippe und schon fast tropfender Nase plus einem gewissen Level Tränenflüssigkeit hinter dem Lenkrad und möchte auf der Stelle knutschen 😉
Nun habe ich als mordsmäßiger 80er Jahre-Fan seit dieser geilen Zeit drei große Tüten voll mit Musik-Kassetten hier rum fliegen. Und ich bin so froh, dass ich diese nicht entsorgt habe. Weil ich mir jetzt im meinem Auto eine kleine 80er-/90er Jahre-Revivalecke einrichten konnte. So geil, ihr glaubt es nicht.
Einziger Minuspunkt: Die Qualität dieser Schätzchen und die fehlender Lautstärke. Manche Songs hören sich dann leider an, als würde eine Ziege in einen Blecheimer pinkeln. Und obwohl ich die Lautstärke auf volles Brett eingestellt habe, is nix mit vollem Brett.
Heute habe ich eine Kassette mit der Aufschrift „Kuddel Muddel 1992“ mit ins Auto genommen. Ach Du liebe Güte! Da war ich 22 Jahre alt.
Als ich losfuhr, den Toyota Richtung Hessen ritt, erklang Barclay James Harvest: Life is for living. Da gehste mit, dass der Sitz fast aus der Verankerung fliegt. Oder der Johnny, also Patrick Swayze mit „she`s like the wind“. Und ich war gedanklich voll in der Ära, nämlich als ich in einen Typen verknallt war (Name nenne ich nicht), dem ich gerne (s)eine Wassermelone getragen hätte damals.
Wenn wir damals die Musik per Kassettenrekorder aufgenommen haben war oft der Fall, dass da jemand reinquatschte wegen einer Verkehrsdurchsage oder so. Schlecht geschnitten waren bei mir auch immer der Beginn eines Songs oder sein Ende. Richtig ärgerlich war, wenn man den Nr. 1 Hit endlich aufnehmen konnte, und nach 47 Sekunden war die Kassette zu Ende.
Natürlich sind CD und all der neumoderne Schnick-Schnack von der Qualität der Musik nicht zu toppen. Aber die Erinnerungen, die man auf einer Kassette von damals auf die Ohren, ins Hirn und Herz geballert bekommt, sind 1000x mehr wert.
Ja Steffi, Toyota, nichts ist unmöglich. Meiner hat auch noch ein Kassettenteil und CD. Hat mich 2009 völlig überrascht. Also Kassette vom Boden geholt und was soll ich sagen, läuft…