Der Eurovision Song Contest ist eine Freakshow geworden

6 Minuten ESC schauen haben gereicht um mein Vorhaben, dieses Spektakel nicht mehr zu verfolgen, fortzusetzen. Die Nation brüllt nun wieder nach Stefan Raab. Er soll es richten. Weil er damals ein paar Jahre bessere Platzierungen einholte für uns.

Stefan Raab hat für etwas Auflockerung gesorgt, für frischen Wind, für Spaß. Sicherlich auch für Hoffnungsträger wie Max und Lena. Und dafür, dass ich bei „Wadde hadde dudde da“ peinlich berührt auf dem Sofa saß und mir die Chips im Halse steckenblieben. Bei Guildo Horn war’s dann die Schokolade, die versehentlich die Luftröhre vor Schreck ummantelte. Und das will die Nation wieder in der Flimmerkiste sehen? Na vielen Dank auch. Stefan Raab und Guildo Horn mögen tolle Entertainer sein, keine Frage. Ich mag vergleichbares allerdings nicht auf einer ESC-Bühne sehen.

Der Eurovision Song Contest, auch mal Grand Prix Eurovision de la Chanson genannt, ist ne Freakshow geworden, nicht mehr. Es ärgert mich persönlich stellenweise, was manche so als „Musik“ verkaufen. Wo bleibt die Ernsthaftigkeit dieser Veranstaltung? Soll es eine Comedy-Show werden?

Ich fühlte mich verkaspert

Vor Lichtjahren saß unsere Nicole mit einer frisch geföhnten Locke auf der Bühne, mit der Klampfe in der Hand, und sang in deutscher Sprache den Siegersong. Was müssen Menschen wie z. B. Ralph Siegel denken, wenn sie hören und sehen, was sich seit Jahren auf der ESC-Bühne abspielt?

Meist habe ich in der Vergangenheit Tage später eine Zusammenfassung dieses „Events“ geschaut, und war im Bilde. Reichte mir. Nichts gegen Leute wie Conchita Wurst oder auch Lordi. Aber ich persönlich fühlte mich verkaspert als diese auf der Bühne standen. Von da an verfolgte ich dieses Fernsehevent nicht mehr in voller Länge.

Sowas kann man auf einer Ballermannparty bringen

Warum wir Deutschen wahrscheinlich selbst dann abgewatscht werden, wenn Frau Fischer und Frau Berg auf der Bühne stehen würden, weiß ich nicht. Politische Mutmaßungen sind nicht meins. Weil beim ESC die Musik im Vordergrund stand bei mir.

„Wadde hadde dudde da“ und „Guildo hat euch lieb“ vergisst man nicht so schnell. Wir schicken einen, wie ich meine, langhaarigen Sozialarbeiter in den Ring, der sich kleidet wie ein bunter Hund und auf der Bühne rumspringt, als hätte er Steinpilze geraucht. So was kann man auf einer Ballermannparty bringen, bei dem 60% der Gäste 4,8 Atü aufm Kessel haben. Aber nicht beim ESC. Das fällt ins Genre „Unterhaltung“, nicht ins Genre „Musik“.

„Kein Bumms in der Nummer“

Das beste an der Veranstaltung sollen die Reaktionen bei Twitter gewesen sein. Da sieht man das ganze mit Humor. Muss man wohl auch. Hilft ja alles nix. Ich durfte noch kurz die „Jodel-Nummer“ in meinem Innenohr begrüßen. Herrgott, wer es braucht.

Levina hatte ich gesehen. Ja, nett anzuschauen, nette Ausstrahlung. Nett eben. Aber der Song hat mich nicht aus den Latschen gehauen. Auf dem Dorf würde man sagen: „Kein Bumms in der Nummer“.Das Statement von Salvador Sobral fand ich endgeil. Ein Mann, dessen Musik man sicherlich nicht mögen muss. Der aber der Musik den Stellenwert gegeben hat, den sie verdient. Er verkauft keine Musik, er lebt und fühlt sie.

Auch ich sage: Singt wieder in deutscher Sprache. Und bitte nicht den Raab ins Boot holen. Ich habe Angst, die Teletubbies hauen dann eine Schunkelnummer raus oder ein Einhorn schmettert einen Kanon durchs Horn. Rechnen muss man mit allem. Anscheinend auch mit nackten Ärschen auf der Bühne. Und ich hab’s nicht gesehen. Scheißspiel!

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