Es gibt zum Glück nicht nur Gaffer und Ignoranten

Wildwechsel ist momentan wieder Thema.

Am Montag konnte ich durch einen Schlenker nach rechts noch verhindern, dass ich über ein totes Reh fuhr. Mein Kollege hinter mir hat es zu spät gesehen und ist drüber gerammelt.

Am nächsten Tag, ich war aus einer Ortschaft heraus gefahren, überholte mich ein PKW.  Ich bin aber auch wieder geschlichen wie sonst was. Plötzlich sah ich diesen Wagen stark abbremsen und Warnblinkanlage einschalten. Ich bremste auch sofort ab, schaltete auch die Warnblinkanlage ein. Ich konnte auf die Entfernung noch nicht sehen was passiert war. Bei näherem heran fahren sah ich schon ein sehr malträtiertes kleines Reh über die Fahrbahn verteilt.

Ich hielt hinter dem Fahrzeug, stieg aus und ging sofort auf die Fahrerin zu, die zum Glück unverletzt aus ihrem PKW stieg. Es ging ihr gut, sie war körperlich unversehrt. Sie war total geschockt und etwas durcheinander. Wir riefen sofort die Polizei. Was den Schaden am Wagen betraf, konnten wir beide schwer ein Urteil fällen. Der freundliche Polizist am Telefon wies uns darauf hin, dass wir bitte die Unfallstelle von beiden Seiten absichern mit Warndreiecken. Das haben wir auch sofort getan, es war nämlich noch recht dunkel, knapp 6.35 Uhr. Während wir zusammen auf die Polizei warteten, haben irrsinnig viele andere Autofahrer/Autofahrerinnen angehalten und gefragt, ob sie irgendwie helfen können. Das war ganz großes Kino und hat mich positiv überrascht.

Die junge Frau rief ihren Vater an, dieser kam auch in kürzester Zeit. Ich war so froh, dass er die Teile des Tieres an die Seite schob, so dass nicht noch jemand irgendwie in Gefahr kam. Es war total süß zu sehen, wie diese beiden miteinander umgingen. Egal wie alt eine Tochter ist, irgendwie bleibt sie für den Papa wohl immer das kleine Mädchen. Die junge Frau war jedenfalls total beruhigt durch seine Anwesenheit. Der gute Mann hatte zudem provisorisch vorne alles am Wagen gerichtet. Dieser war noch fahrbereit, die beiden starteten später nach Abwicklung aller Formalitäten hintereinander fahrend in die Werkstatt.

Wir standen dort insgesamt knapp 60 Minuten, ich hatte so lange gewartet weil ich in dem Glauben war, meine Personalien angeben zu müssen. Meine Kollegen, welche mich dort stehen sahen, hatten zwischenzeitlich in der Klinik schon Bescheid gegeben dass ich wohl später komme. Das erfuhr ich, als ich kurz per Handy Bescheid geben wollte etwas später zu erscheinen am Schreibtisch. Das war auch von meinen Kollegen/Kolleginnen ein feiner Zug. So machten sich die anderen keine Sorgen wo ich denn bleibe.

Warum ich das hier erwähne? Da mittlerweile die Meldungen über Gaffer und Ignoranten drastisch zunehmen, gibt es trotzdem noch andere Geschichten mit positivem Inhalt. So wie an diesem Morgen. Ich habe einige Kolleginnen erkannt die anhielten und Hilfe anboten und die gerade aus der Nachtwache kamen. Hätte ich Hilfe gebraucht für Erste Hilfe-Maßnahmen o. ä., dann hätte ich diese Hilfe auch recht schnell bekommen. Das macht Hoffnung darauf, dass man in einer ähnlichen Situation nicht alleine bleibt und dem Schicksal sich selbst überlassen.

Ich hoffe, die junge Frau hat sich von ihrem Schreck erholt und der Schaden an ihrem Wagen ist nicht allzu groß. Sie war nicht verletzt und wir beide hätten schnell Hilfe bekommen wenn wir sie gebraucht hätten. Das beruhigt ungemein und war eine tolle Beobachtung an diesem Morgen vor Sonnenaufgang im Reinhardswald.

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