„Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin“

Fernweh nach der Hauptstadt

„Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin“ – Dieses Zitat von Franz Suppè passt zu mir, denn ich habe mich vor nicht allzu langer Zeit in einer Stadt verliebt. Diese Stadt heißt Berlin. Kurios ist, dass ich ganz lange Zeit der Meinung war, niemals Berlin aufsuchen zu wollen. Weil ich etwas Angst hatte.

Grund dafür war der Film „Christina F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Diesen Film hatten wir in der Schule geschaut, und mich hat er als Jugendliche vom Dorf total geschockt. Dieser Film ist auch der Grund dafür, weshalb ich niemals auch nur darüber nachdachte, Drogen zu konsumieren. Es war ein abschreckendes Beispiel, und das hat bis heute angehalten. Nichtsdestotrotz eine Geschichte, die ich immer wieder schauen könnte. Der Song von David Bowie, „Heroes“, hat sich in mein Herz und Hirn gebrannt.

Dann lernt man einen Berliner kennen, der so dermaßen von dieser Stadt schwärmt, dass man doch über eine Stippvisite nachdenkt. Dann hat man den Mauerfall, welchen damals man vor dem Fernseher verfolgte, vor Augen und ist im nachhinein schwer beeindruckt von diesem historischen Moment. Erst Jahre später, nicht im aktuellen Moment.

„Ich habe zwei Tage lang alles aufgesogen“

So kam es zu meinem ersten Besuch in der Hauptstadt. Ich habe zwei Tage lang alles aufgesogen, was ich sah und wahrnahm. Wir sind kilometerweit und stundenlang durch die Stadt gelaufen, ich war weder müde noch kaputt, sondern bekam den Mund nicht mehr zu und war fasziniert. Ich stehe zudem unglaublich auf die Aussprache der Berliner, da könnte ich stundenlang zuhören.

Man sagte mir einmal, dass ich total gut zu diesen Menschen bzw. in diese Stadt passen würde, da auch ich ein etwas lockeres Mundwerk habe und neuen Bekanntschaften gegenüber recht offen bin. Das war vielleicht auch mit der Grund, weshalb wir vor einer Kneipe saßen, in der Live-Musik gespielt wurde, und kurze Zeit später mit den Jungs dieser Band die Nacht zum Tage machten.

Eine Stimmung, die nicht zu beschreiben war

Leider war ich erst drei Mal als Touristin dort, habe lange nicht alles gesehen, was ich sehen wollte. Mich zieht es aber immer wieder ins Kanzlerviertel, für mich sehr beeindruckend. Viele typische Ausflugsziele, wie den Checkpoint Charlie, habe ich schon aufgesucht. Noch nie habe ich mich mit der Geschichte dieser Stadt vor dem Mauerfall so beschäftigt.

Bei meinen drei Besuchen in Berlin waren nie Events geplant, einfach nur ein Wochenende in dieser schönen Stadt. Bei unserem ersten Besuch trafen wir auf Hannelore Hoger, welche gerade am Bahnhof drehte. Sicherlich für „Bella Block“. Beim zweiten Besuch trafen wir am Brandenburger Tor auf die Crew der „Küstenwache“, zudem war Tag der offenen Tür im Kanzleramt und bei der ARD.

Fernweh nennt man das

Beim dritten Besuch fand gerade der Terroranschlag in Frankreich statt und wir nahmen eine Stimmung vor der französischen Botschaft auf, die nicht zu beschreiben war und eine permanente Gänsehaut auslöste. Viele sprachlose Menschen vor einem Blumenmeer stehend. Unsere Staatsfrauen und Staatsmänner in ihren schwarzen Limousinen vor die Botschaft fahrend.

Vor zehn Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich mal ein paar Tränen verdrücke, wenn ich nach einem tollen Wochenende Berlin wieder verlassen muss. Fernweh nennt man das sicherlich. Und jetzt mal unter uns: So ein Berliner Mann würde sich unglaublich gut machen an meiner Seite. Zwinker.

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Wer hat denn hier mein Ladekabel? – ohne geht nichts mehr

Hier werden nicht nur Feuerzeuge gesucht tagtäglich. Nein, Ladekabel sind auch seit geraumer Zeit voll im Trend. Wir sind hier nur zu zweit und ich darf im Bezug auf diese Problematik sagen: Dem lieben Gott sei Dank! Im Zeitalter der Smartphones sind Ladekabel unglaublich wichtig. Kein Akku – keine Konversation – keine Info!

Abgeschnitten von der Außenwelt bei Facebook, Twitter, Whatsapp und Co. Man stirbt ja fast blöd, wenn man nicht mitbekommt, was in der Welt der sozialen Netzwerke gerade steil geht. Bei uns waren bis vor kurzem die Ladekabel kompatibel. Hatte einer seines verlegt oder vergessen irgendwo, nahm man das Kabel des anderen. Schlecht immer dann, wenn die andere Person außer Haus ist, das eigene Kabel verschollen, das Kabel der anderen Person auch außer Haus.

Akkustand: 10%. Das Smartphone schickt schon eine rot untermalte Meldung, man möge bitte aufladen. Meist kommt noch ein fieses Signalgeräusch dazu. Und dann die Horrorvorstellung: Was passiert, wenn man gegen 1:17 Uhr nochmal auf die sanitäre Anlage muss und nicht schnell bei Facebook schauen kann, wie der Streit mit Frau S. und Herrn M. ausging. Nicht zu wissen, ob gerade jetzt um 1:58 Uhr der Traum der schlaflosen Nächte seine Liebe per Whatsapp gesteht. Dumm zu sterben, weil man nicht nachschauen kann, wie es bei Twitter gerade so läuft.

Man stellt ja mitten in der Nacht nicht den Rechner an um nachzuschauen. Man wollte nur kurz aus der Hose, dann wieder ins Bett. Schlaf ist wichtig. Das Wissen, online nicht erreichbar zu sein, macht nervös. Wobei mich nachts um 2:37 Uhr noch nie Meldungen/Nachrichten erreichten, welche mein Leben komplett verändert haben. Sollte mich jemand dringend erreichen wollen, habe ich ja noch mein Festnetztelefon. Und eine Wohnungstür mit Klingel im totalen Notfall.

Geht das Smartphone aus – zweites Problem

Wenn das Smartphone dann ausgeht, weil der Akku leer ist um 2:11 Uhr, hat man das nächste Problem: Die PIN-Nummer! Kriege ich neben allen anderen PIN-Nummern, welche unser Leben bestimmen, nicht in meinen Kopf. Hast du nach Stunden der Abstinenz wieder das Ladekabel am Start, kannst du unter Umständen das Smartphone nicht aktivieren, weil du den PIN vergessen hast. PUK auch nicht da. Irgendwie nichts da, außer dem Kabel. Aber: Ich habe das alles jetzt sauber hinterlegt, mir kann das nicht mehr passieren.

Und: Wir haben jetzt zwei verschiedene Ladekabel, unsere Smartphones sind nicht mehr kompatibel. Meins hängt jetzt immer in der Küche neben der Mikrowelle in der Steckdose. Unter dem Korb mit dem Obst im Regal. Bleibt zu hoffen, dass hier in der Bude vielleicht zukünftige Lebensabschnittsgefährten von uns wiederum andere Ladekabel haben. Sonst endet das echt düster hier. Und Rauchen sollten sie auch nicht wegen der auf mysteriöse Weise verschwindenden Feuerzeuge.

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Club der roten Bänder: Wow!

Lange Zeit wusste ich echt nicht um was es ging wenn ich mitbekam, dass viele „Club der roten Bänder“ schauen. Ich dachte es handelte sich um ein neues Castingformat. Als ich eines Abends bei meiner Schwester im Wohnzimmer saß, lief nebenbei eine Sendung, die mich recht schnell fesselte: Es war der „Club der roten Bänder“. Von diesem Tag an war auch ich ein Fan. Leider hatte ich alle vorangegangenen Folgen verpasst. Zum Glück wurden diese aber recht zeitnah wiederholt.

Serien sind überhaupt nicht meins. Mit Ausnahme dieser Serie. Gerade im Hinblick darauf, wie es zur Verfilmung kam. Durch den Autor Albert Espinosa und seine „Geschichte“.

Absolut tolle Nachwuchs-Schauspieler, eine aktuelle Thematik, der Krankenhausalltag sehr gut wieder gegeben. Ob es um Krebs geht, Essstörungen oder andere Erkrankungen: Im Club der roten Bänder wird dieses real dargestellt. Mit all den Problemen, von denen betroffene Patienten und auch deren Familien heimgesucht werden.

Das Thema „Koma“ wurde auf eine Art und Weise aufgegriffen, wie ich noch nie darüber nachgedacht hatte. Die Zwischenwelt, in der man gefangen ist. Diese Thematik hatte es mir ganz besonders angetan, weil ich mir darüber schon oft den Kopf zerbrochen habe. Also darüber, was Koma-Patienten mitbekommen oder auch nicht. Hugo Krüger, gespielt von Nick Julius Schuck, stellt dieses schonungslos dar. Exzellent gespielt.

Nach ein paar Folgen hat man als Zuschauer das Gefühl, man ist Besucher in diesem Krankenhaus, und kennt alle Beteiligten persönlich. Man hofft mit, man weint mit, man freut sich mit. Am letzten Sonntag, als die Folgen wiederholt wurden ab 9 Uhr, habe ich wirklich 6 Stunden lang alle Folgen geschaut. Und erwischte mich weinend auf dem Sofa sitzend. Gerade beim Tod von Alex Breidtbach. Diese Rolle war ebenfalls brillant besetzt und dargestellt von Timur Bartels.

Die Rollen von Jonas Till Neumann, gespielt von Damian Hardung und Leo Roland, gespielt von Tim Oliver Schultz, lassen uns nur erahnen, was die Diagnose Krebs bedeutet für diese jungen Menschen. Welche Ängste sie haben, welche Hoffnungen. Der Moment wenn ihnen bewusst wird, was sie von gesunden Jugendlichen unterscheidet, was sie einerseits verpassen, aber andererseits dazu lernen. Wirklich schwere Kost.

Emma (Luise Befort) beleuchtet das Thema Essstörungen. Damit hatte ich mich nie großartig auseinander gesetzt. Diese Rolle spiegelt sehr gut die Verbindung dieser Erkrankung mit Problemen in der Familie wieder.

Toni Vogel (Ivo Cortlang) lässt mich oft schmunzeln. Wobei seine Geschichte auch eher traurig ist.

Last but not least der „Mentor“ Benito, gespielt von Matthias Brenner, welcher in mir als Zuschauerin beinahe einen Vaterkomplex auslöste.

Wenn solche Serien es schaffen, dass wir alle mal über den Tellerrand hinaus schauen und uns bewusst werden, wie glücklich wir uns schätzen dürfen gesund zu sein, dann ist eine Menge erreicht. Diese Schicksale, Begegnungen, Freundschaften und Kämpfe gehen unter die Haut. Prädikat: Mehr als empfehlenswert.

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„Achte doch auf die Tanknadel, Menschenskind!“

Seit Jahren schon gehöre ich zu den 10 Euro-Tankern, ab und an auch zu den 15 Euro-Tankern (nach Weihnachten und meinem Geburtstag). Das ist noch aus der Zeit, als die Börse immer mehr als dünn war. Frag mich einer, warum ich am Monatsanfang nicht den Rüssel gleich so rein halte, dass der Tank voll ist. Aber egal.

Bei den letzten beiden Autos war auffällig, dass die Tanknadel quasi ihre eigenen Regeln aufstellte, so wie ich 🙂 Die Nadel zeigte an „halbvoll“, nach dem Einkauf knapp 1 km entfernt nur noch „viertelvoll“. Kurz Kippen geholt,  1 km gefahren, wieder „halbvoll“, zu Hause auf dem Parkplatz dann wieder fast in der Reserve. Eine Eigendynamik im humorvollen Bereich. Seit ich im Besitz eines Führerscheines bin (fast 30 Jahre), saß ich aber noch nie auf dem Trockenen. Also ich blieb noch nie liegen wegen Tank leer. Immerhin.

Gestern als ich noch Einkaufen fuhr, war die Tanknadel auffällig weit unten. Sie war im Grunde genommen total weit unten. Es leuchtete nur nix auf, also so eine „Achtung, Tank gleich leer, Lady-Lampe“. Die Tankstelle war schon dicht. Heute Morgen Blick auf die Nadel: Nadel unten, ganz unten, schon fast im Minusbereich. Jessas Maria, was mache ich denn nun? Einen Ersatzkanister habe ich nicht, hatte ich noch nie und werde ich wohl auch nie haben. Voller Panik das Schwagertier angerufen, den Ralle, ob er mal kommen kann mit einem Kanister, damit ich es bis zur Tankstelle schaffe. Meine Größte Sorge: Ich fahre los, nach 100 m Auto aus, und stehe am hellichten Tage mit Warnblinkanlage an einer viel befahrenen Strasse und muss zugeben: „Mein Tank ist leer, Freunde. Kann hier jemand der Anwesenden den Rüssel rein halten? Vom Kanister jetzt? Hä? Geht das?“

Mein Schwager so:

„Lass Dich rollen oder schalte in den höchsten Gang, ist doch nicht weit bis zur Tanke.“

Ich so:

„Rollen mache ich dann jetzt wie?“

Mein Schwager so:

„Gang raus und rollen lassen. Aber nicht ausmachen das Auto, ist die Bremskraft im Arsch.“

Gott nee, ich bin stockesteif ins Auto, total schlecht gelaunt, unter den Achseln schwitzend und sah mich vor meinem geistigen Auge schon mit einer Warnweste 50 m weiter stehen mit einem Auto, dessen Tank leer ist. In meiner Straße. Mit der roten Kunstlederjacke unter der Warnweste, mit nassem Haupthaar, weil es nieselte. Mit Kippe im Hals. Wie eine Käufliche quasi 🙂

Es hat aber geklappt, Säule Nr. 4 war gleich meine. Ich zum bezahlen rein und sage zu der netten Dame:

Ich bin so froh, dass ich hier sein darf. Ich dachte, ich komme nicht an wegen wenig Sprit und so.“

Sagt sie:

„Hier war eben ein Herr, der hat das gleiche gesagt.“

Ich war so beruhigt, bin ich nicht die einzige Schusselkutte was die Position der Tanknadel betrifft. So etwas passiert auch Männern. So, und jetzt kommt ihr. ^^

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Ein Krimi spaltet die Nation!

Reaktionen zum Tatort „Hardcore“ gestern Abend:

Ich habe im Vorfeld in der Fernsehzeitung schon gelesen um welches Thema es ging, und war unsicher was da auf uns Zuschauer zukommt. Pornos sind absolut nicht meins, das Mal am Rande erwähnt.

Zugegebenermaßen war anfangs hart was zu sehen war, aber das Thema fesselte und man schaute hinter die Kulissen dieser Szene. Pornographie gibt es nicht erst seit gestern. Alles was im Internet diese Thematik betrifft, ist aber sicherlich um einige Zacken schärfer. Meiner Meinung nach war das Thema plus die Ausdrucksweise nicht ohne, aber die Dialoge stellenweise sehr humorvoll. Ich musste mittendrin schmunzeln, gerade was die Unwissenheit der Ermittler betraf. Auch ich stand wie ein Ochse vor dem Scheunentor bei all den einschlägigen Abkürzungen dieses Etablissements. Trotzdem war dieser Tatort fesselnd und beleuchtete ein Milieu, über das wahrscheinlich nur mit vorgehaltener Hand gesprochen wird. Wenn überhaupt.

Nach dem Tatort ging auf der Seite der ARD bei Facebook die Post ab: Die Nation war größtenteils empört! Auch im Bezug darauf, dass dieser Tatort für Kinder ab 12 Jahren freigegeben war. Das hagelte Kritik der User in übelster Form. Die ARD bemerkte, „dass der Film das Pornogeschäft und den Pornokonsum in seiner Gesamtaussage als nicht erstrebenswert darstellt“. Das war nur ein kurzer Auszug aus dem Statement der ARD.

Weitere Kommentare der User:

„Sowas muss ABSOLUT NICHT im 20.15 Uhr-Programm laufen,“, Meine Anwälte werden, aller Voraussicht nach, gegen aller verantwortlichen Personen morgen Strafanzeige stellen …,“

 „Ich denke über eine Jugendschutzklage gegen die Programmverantwortlichen nach …“,

„Bääääh und das um 20.15 Uhr ihr seid nicht nicht mehr ganz frisch“,

„ARD. Freigegeben ab 12 Jahren. Ist da ein moralischer Blackout bei den Verantwortlichen und was sagt der Kinderschutzbund?“

Die Palette der Kommentare ließe sich unendlich fortsetzen.

Die Nation ist empört, dass 12-jährige diesen Tatort schauen konnten. Die ARD wird anscheinend für den Werteverfall dieser Kinder verantwortlich gemacht, die Schauspieler noch dazu. Warum? Haben diese Kinder keine Eltern? Die Eltern, die im Vorfeld schauen sollten, welche Thematik der Tatort beinhaltet. Eltern, die ihre 12-jährigen Kinder generell keinen Tatort schauen lassen sollten. Das sind Krimis. Das sieht man durchgeschnittene Kehlen, platt gefahrene Menschen, Blut und Bösewichte. Ein Tatort geht bis 21.45 Uhr, da sollte ein 12-jähriger langsam im Bett liegen an einem Sonntag. Nicht die ARD trägt dafür die Verantwortung, sondern die Eltern!

Gerade unsere Netzwerke/das Internet an sich sind Quelle von viel Übel und Perversitäten. Wenn man sich da nicht auskennt und nicht schnell Lunte riecht, fällt man auf die Klappe. Auch und gerade im Bereich der Erotik bezüglich Abofallen usw.

Im Internet auf Pornoseiten kommen ist doch heutzutage kein Ding mehr, das Netz ist voll mit solchen Seiten. Da war der Tatort gestern das Musikanten-Stadl gegen.

12-jährige Jungs und Mädels sind eine andere Generation, diese könnten teilweise ihren Eltern erklären wo der Frosch die Locken hat in diesem Bereich. Weil sie dank Tablet, Smartphone und Rechner Zugriff darauf haben. Und viele von der jungen Generation wussten gestern mit dem Vokabular sicherlich besser Bescheid als wir „alten Hasen“.

Auf vielen anderen Sendern kann man beim Bügeln ab den Nachmittagsstunden schon Schmuddelkram schauen. Und das ist stellenweise so grottenschlecht dargestellt, dass es stellenweise schon belustigend wirkt.

Viele User haben auf der Seite der ARD gestern zum Glück genau dieses alles geäußert. Eine Doppelmoral, welche verlogen wirkt. Wenn der Markt in der Porno-Branche nicht wäre, dann würde sich diese bis heute nicht halten. Wie im Tatort gut zum Thema wurde, macht anscheinend das Internet diese Branche kaputt. Weil einige mit ihren privaten Channel und ihrer Webcam einen aktuelleren, attraktiveren Markt anbieten. Nicht das gelbe vom Ei, beide Seiten betrachtet. Aber wo die Nachfrage ist, da ist auch das Angebot. Eine traurige Entwicklung, aber so läuft das im Jahr 2017.

Ich habe diesen Tatort einfach nur geschaut, fand ihn spannend, stellenweise total witzig, und damit war das Thema vom Tisch. Muss man da so ein Fass aufmachen und mit rechtlichen Konsequenzen drohen? Das lässt tief blicken solch überzogenen Reaktionen. Nicht den Tatort betreffend, sondern die Zuschauer.

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Wenn aus Kollegen Freunde werden und wurden.

Diese Kolumne widme ich meinen Kolleginnen und Kollegen:

Heute war mein letzter Arbeitstag in der Klinik, welche ich über 6 Jahre lang sehr gerne aufgesucht habe. Meistens jedenfalls. Nach genau sechs Jahren und einem Monat ging diese Episode meines Arbeitslebens zu Ende. Fragen nach dem „warum“ und „weshalb“ sind zweitrangig, zumindest für Außenstehende.

Gerade in den letzten Tagen dachte ich über meine Anfänge nach. Diese waren weiß Gott nicht einfach, besser gesagt total bescheiden und wirr. Man kennt niemanden, alles ist neu, man muss sich in Arbeitsabläufe einfuchsen. Mir fiel das unglaublich schwer, keiner wusste ob ich meine Probezeit überlebe. Ich habe die Kurve noch bekommen, der Groschen war gefallen und das Eis gebrochen. Ab diesem Zeitpunkt begann eine wirklich tolle Zeit mit tollen Menschen. Was ich so geliebt habe, war die Vielfältigkeit meiner Kollegen: Das ging vom Arzt über die Krankenschwester über die Physiotherapeuten, die Leute aus den verschiedensten Verwaltungsabteilungen, die Haustechniker, Gärtner, Küchenangestellten etc. Total bunt gemischt, unglaublich spannend, tolle Charaktere. Recht schnell kristallisierte sich heraus, mit wem ich auf einem Level war. Die Zusammenarbeit mit diesen Menschen hat mir immer Spaß gemacht. Viele sind mir ans Herz gewachsen, von vielen kannte ich die privaten Geschichten, bei vielen habe ich gesehen was sie drauf hatten ihr Wissen betreffend. Alles im allem waren wir ein tolles Team.

Wenn ich an unsere Feste denke, gerade an die letzte Weihnachtsfeier mit dem „Pferd auf dem Flur“ und dem Feuerwerk sowie einer phänomenalen Stimmung, bekomme ich eine Gänsehaut. Das waren Momente in denen mir durch den Kopf schoss, dass es mich nicht besser hätte treffen können. Es fühlte sich an wie Familie. Gerne erinnere ich mich an die Lachkrämpfe mit unserem Gärtner auf dem Flur, der denselben trockenen Humor hatte wie ich. An die Gespräche auf den Stationen mit dem Pflegepersonal. An den Small Talk in den Pausen mit den anderen Kollegen. Man gehörte zusammen, man vertrat mit bestem Wissen und Gewissen die Philosophie dieser Klinik, man war bemüht im Sinne der Patienten sein Bestes zu geben. Was vielleicht nicht immer klappte, denn wir sind nur Menschen mit teilweise auch nicht immer rosigen Tagen. Viele Kollegen bekamen positive und auch negative Begebenheiten aus meinem Privatleben mit. Umgekehrt war es genau so. Zu einigen hatte man eine enge Bindung, andere wiederum waren nicht auf derselben Wellenlänge.

Für mich war es in den letzten Jahren immer hart wenn Leute gingen, die mir nahe standen. Weil sie krank wurden, gehen mussten, gehen wollten oder in den Ruhestand durften. Wie oft schon habe ich aus diesen Gründen Tränen vergossen.

Heute war ich diejenige, die zum letzten Mal dieses Haus betrat. Bauchschmerzen hatte ich schon tagelang, und Angst vor diesem Abschied. Es gab ein Frühstück, viele nahmen meine Einladung an und kamen. Wir aßen zusammen, lachten zusammen, erinnerten uns an wenige schöne Momente zusammen. Ich brach an meinem Schreibtisch schon in Tränen aus, bevor überhaupt jemand das Büro betrat. Weil mir solche Momente unendlich schwer fallen. Eine Ära ist zu Ende. Man kann sich an diese Zeit erinnern, aber es gibt keine Fortsetzung. Ich bin quasi raus und vermisse viele Kolleginnen und Kollegen schon jetzt. Die meisten jedenfalls. Bei einigen bin ich froh, wenn sich unsere Wege nicht mehr kreuzen in Zukunft. Diese Menschen hat man im privaten und beruflichen Bereich, so ist das eben.

Gefreut haben mich die netten Worte heute, die Worte des Dankes für meine Arbeit, die Wertschätzung meiner Arbeit in all den Jahren an sich, die netten Geschenke, Worte, Karten, Blumensträuße. Und die Umarmungen und Tränen der anderen. Nein, ich war nicht immer perfekt und habe Fehler gemacht, welche mir in den letzten Tagen durchaus klargeworden sind. Eine Erfahrung, die ich gerne mitnehmen möchte in meine Zukunft. Auch ich muss an mir arbeiten, als Mensch Steffi und als Angestellte Frau Werner.

Ich versuche mich an die Momente zu erinnern die lustig waren, erfolgreich und mit positivem Input gespickt. An die Zeiten, als ich jeden Morgen mit guter Laune zur Arbeit fuhr. An die Dialoge, Gespräche und Situationen, die ich mit meinen Kollegen genossen habe. Davon gab es verdammt viele.

„Ihr Lieben, ich bin froh euch alle kennengelernt zu haben. Ihr seid größtenteils tolle Menschen. Ebenso froh bin ich über die Begegnung mit den weniger tollen Menschen unter euch, auch ihr habt mir eine Menge gelehrt.“ 

Noch ein paar Tage Urlaub, die brauche ich auch um mich etwas zu erden und runter zu fahren. Denn dann geht es weiter, wieder in einer Rehaklinik. Ich hoffe, deren Gärtner ist auch so witzig. Ich freue mich auf die neuen Kolleginnen und Kollegen und auf neue Aufgaben. ^^

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Das Safety-Car geht in Kürze von der Strecke.

(Quelle Foto: Lexusenthusiast.com)

Noch 3x hin und 3x zurück, dann wird das rote Safety-Car (Kosename für meinen PKW der Pendler in Südniedersachsen/Nordhessen) nicht mehr die B 80 lang eiern. Dann ist das fahrende Verkehrshindernis weg von der Straße Richtung Bad Karlshafen. Leider, leider, werden mich einige weiterhin noch vor sich haben Richtung Hessen. Aber nur noch knapp 1/3 der Strecke. Quasi nur Wienser Kopf und Bodenfelder Wald. Dann blinke ich bald in Lippoldsberg dezent links und dann wieder rechts, und fahre in den Wald. Geht doch, oder? Hä? Na?

Ich will es mal so sagen: Viele haben mich gehasst für mein lahmarschiges Fahren des morgens im Weserbergland bzw. Reinhardswald. Ich habe manches Mal welche eingeschenkt bekommen verbal. Es soll nämlich Leute gegeben haben, die wegen mir 10 Minuten eher das Haus verlassen mussten, damit sich mich nicht vor sich hatten und zu spät zur Arbeit kamen. Wenn ich gekonnt hätte, ich hätte mir ein Pferd gekauft und wäre auf dem Radweg ins Büro geritten, glaubt es mir.

Auf dieser Strecke sind in den letzten 6 Jahren echt kuriose Dinge passiert:

  • Z. B. der nette Herr, welchen ich auf einem Parkplatz aufgriff und dem es nicht gut ging. Ich folgte ihm auf dem Weg nach Hause bis vor die Haustür, weil ich mir Sorgen um ihn machte. Wir fuhren knapp 20 km wie im Konvoi.
  • Der Hirsch, welcher im Winter plötzlich vor mir auf der Straße stand und mich anschaute, als würde auch ihm meine Fahrweise missfallen. Ein Blick wie von einem Kerl der Dir einen Korb gab, weil er Dich ätzend findet.
  • Der Waschbär, welcher an der Straßenseite an einer Bordsteinkante lehnte wie unser eins an der Theke.  Ich hab einen totalen Lachkrampf bekommen im Auto, das war zu geil. 7 Stunden später lehnte er dort noch immer so der kleine Kerl. Als würde er auf sein Bier warten.
  • Mein ganz spezieller Freund, der mir über 6 Jahre lang immer Mal wieder vor dem Überholvorgang das Fernlicht in den Rückspiegel ballerte und mich nicht nur tierisch erschrocken hatte, sondern ein paar Sekunden quasi blind machte. Und der teilweise nach dem überholen Schlangenlinie fuhr, Warnblinkanlage anstellte oder das Licht ausstellte in der Dunkelheit. Um mich zu ärgern. Das Problem hat die Polizei übernommen. Das hielt nur leider nicht an, er macht es nämlich wieder.
  • Mein Kollege, welcher sich, wenn ich mal wieder besonders vorsichtig unterwegs war (im Winter und bei Dunkelheit), morgens kein Brötchen beim Bäcker holen konnte weil er sonst zu spät kam. Das ist mir heute noch unangenehm.
  • Und meine anderen Kolleginnen und Kollegen, welche mich auch  lobten wenn sie mich nicht überholen mussten, weil ich stellenweise sensationelle 90 km/h fuhr.
  • Die junge Frau, die vor kurzer Zeit dort den Wildunfall hatte, und die ich bis heute dort auf der Strecke nicht mehr gesehen habe seitdem.

Auf dieser Strecke kannte man sich unter den Pendlern, viel war dort nicht los. Ich kenne fast jedes Nummernschild der Leute, die mir entgegen kamen und welche mich überholten. Wir waren der Pendeltrupp von der „Schicht 6.30 Uhr ab Gieselwerder“.

Diese Strecke zu fahren von Uslar bis Bad Karlshafen war für das Auge jeden Tag ein Genuss. Ich fuhr dort entlang, wo andere Urlaub machen. Selbst nach über 6 Jahren konnte ich mich nicht satt sehen an dieser tollen Landschaft.

Okay, okay, dieser blöde Nebel an der Weser ging mir teilweise dolle auf die Nerven. Wie in „the fog – Nebels des Grauens“. Nur eben ohne diese widerlichen Zombies mit ihrem Mordwerkzeug.

Zwei Dinge habe ich in der ganzen Zeit nicht geschafft, auch wenn ich es mir vorgenommen hatte: Durch Gewissenruh zu fahren, nicht nur daran vorbei.

Und bei Onkel Palms Hütte einen Kaffee trinken.

Liebe Pendlerinnen und Pendler der B 80: Das rote Flirtmobil fährt am Freitag nach 13 Uhr in die Boxengasse, dann können Sie alle wieder länger schlafen, müssen nicht so oft abbremsen, die Zeit reicht noch für eine Puddingschnecke beim Bäcker und Sie kommen dennoch pünktlich zur Arbeit.

Es sei denn, ich fahre mal in die Therme zum planschen. Dann müssen Sie da durch. Ich denke, das kriegen wir dann hin, oder?

Unfallfreie Fahrt jedenfalls weiterhin. Und Achtung, in der Nähe vom alten Puff an der Abzweigung Helmarshausen sind Wildschweinspuren zu sehen. Gehen Sie da mal vom Gas. ^^

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Singlebörsenanekdoten: Singlegruppen bei Facebook und Co.

Ich habe dann doch noch mal den Schritt in diverse Single-Gruppen gewagt, denen man bei Facebook beitreten kann. Die Vielfalt dieser Gruppen ist recht weit gefächert. So gibt es Gruppen für Singles über 40, für alleinerziehende Singles, für tätowierte Singles, für Singles von der See und Singles aus den Bergen, für Singles mit Bart oder solche, die drauf abfahren.

Also Männer mit Bart, Frauen mit Vollbart habe ich dort in der relativ kurzen Zeit nicht gesehen. Die anfängliche Spannung bzw. der immense Unterhaltungswert ließ relativ schnell nach. Besser gesagt schlug diese um eine teilweise schon fast beunruhigende Abgenervtheit meinerseits.

So geht’s: Ich rammel in so eine Gruppe rein, unbedarft wie immer. Teilweise mehrere Tausende User On Air. Nun muss man ja irgendwie auf sich aufmerksam machen. Das geht am besten, wenn man sich durch ein Posting kurz vorstellt, und das vielleicht noch mit einem netten Bild von sich abrundet. Ich, weit über Mitte 40, jetzt nicht so die Sexbombe on earth, mit einem Bild, welches Freunde aufgenommen haben. Einfach nur sitzend auf einer Holzbank.

„Das ist ein grottenschlechter Schnitt“

Ich erntete 4 oder 5 Likes. Die Konversation danach war mehr auf meine Heimat begrenzt, nicht auf mich. Das ist ein grottenschlechter Schnitt, wie ein Zonk. So geht’s aber auch: Es wird sich aufgepimpt im Bad, so Make up- und frisurentechnisch. Dann wird die schärfste Klamotte rausgesucht, am besten mit sautiefem Ausschnitt. Das Selfie wird von oben aufgenommen, damit man aus der Vogelperspektive in den Ausschnitt blicken kann.

Bis hierhin vielleicht gewagt, nur anscheinend keine Seltenheit, wie ich beobachten konnte. Steigerung ist dann anscheinend, wenn man sich dafür auf ein Sofa oder Bett legt, in einer erotischen Pose räkelnd. Ich sah auch Bilder von Frauen, die auf den Knien auf dem Teppich kauerten. Mit Blick wie in einem billigen Porno. Mache ich auch hin und wieder, aber nur wenn ich Flecken in dem selbigen habe und diese rausreiben muss.

Sexy wirken und intelligent rüberkommen

Ein kleiner Teil der Frauen machte auch Selfies von sich im Bett mit der Überschrift, dass sie ja eigentlich noch schlafen. Da fragt man sich: Hat der Hund das Bild gemacht? Oder die Katze? Oder wie oder was? Was auch gerne gemacht wird: Sexy wirkende Bilder mit hochpoetischen Äußerungen von uns allen bekannten Dichtern und Denkern und Poeten versehen. Es war teilweise eine Beleidigung an all diese. Weil kein Bezug zwischen Zitat und Bild zu erkennen war.

Sexy wirken und intelligent rüber kommen war wohl die Botschaft. Gerne verwendete Floskeln um sich in Szene zu setzen sind Postings mit Bild und vielen Fragen: „Was macht ihr gerade?“, „Ich muss in Kürze arbeiten.“, „Wer hat Lust mir zu schreiben?“, „Noch jemand wach?“, „Guten Morgen“, „Wo kommt ihr her?“, „Wie alt seid ihr?“, „Guten Abend“, „Ich koche gerade Erbsensuppe“ etc. In großen Gruppen passiert das beinahe minütlich.

„Viele Frauen nutzen den Snapchat-Filter“

Ich hatte oft den Eindruck, es wurde 20 Mal Guten Morgen gesagt, es wurde 35 Mal gefragt, was alle noch vorhaben und ganz viele Leute fragten in 24 Stunden mehrmals, wo denn nun alle herkommen und wie alt und wie groß und was sie suchen. Nur wenige machten sich die Arbeit und scrollten mal kurz, ob diverse Fragen vielleicht schon gestellt wurden.

Viele Frauen nutzen dort den Snapchat-Filter, also machen einen auf Hund, in dem sie sich Hundeohren auf die Rübe ballern und eine Hundenase in die Visage. Das ist eine Sache, da bekomme ich echt Plaque! Welcher Mann sucht eine Frau, die mit dem verstorbenen Dackel der Ex-Schwiegereltern Ähnlichkeit hat? Oder an den Nachbarhund Rex erinnert? Teilweise waren die Frauen bildhübsch, man konnte es hinter den Hundeohren erahnen. Wuff.

„Ich bin zu alt für den Mist, echt“

Frauen machen auch irrsinnig gerne Bilder mit Kussmund. Oder dieses Duckface-Gedöns. Ich bin zu alt für den Mist, echt. Es geht oft nur darum, aufzufallen, egal wie und egal mit welchen Konsequenzen. Likes und Kommentare sammeln, als wären es Payback-Punkte. Alle heiß machen, alle wild machen, die anderen ausstechen, irgendwie die „Single-Queen das Tages“ sein. Die Ernsthaftigkeit am Interesse einer Beziehung zweifelte ich mehrmals am Tag an. Auch heute noch. In Zukunft nicht weniger.

Ich habe mich zu dieser Zeit über Bilder von nicht makellosen Frauen gefreut, die Bilder von Momentaufnahmen zu ihrer Vorstellung nutzten. Und die aussahen wie Du und ich. Real. Aus dem Leben gegriffen. Frauen scheinen dazu zu neigen, sich zu verniedlichen, sich als das etwas schwächere Geschlecht darzustellen, etwas verletzliches an den Tag zu legen, und den Beschützerinstinkt der Männer wecken zu wollen. Gepaart mit viel Sexappeal und gerne auch mit Äußerungen, wie selbstbewusst sie aber eigentlich sind und wie toll sie alleine klar kommen.

„Eigentlich traurig, wenn man darüber nachdenkt“

Ich habe selten so viele Gegensätze gesehen und gelesen. Und ich habe viele Menschen gesehen, die auf der Suche nach Aufmerksamkeit waren, nach Bestätigung, nach positivem Feedback. Eigentlich traurig, wenn man etwas länger darüber nachdenkt. Bei den Männern es im Kern immer dieselbe Nummer: Bilder von schlafenden Männern, von liegenden Männern, von Kaffee trinkenden Männern, von Männern mit freiem Oberkörper. Im Fitnessstudio, im Badezimmer, im aufgepimpten Auto, vor der Hecke vom Nachbar. Ein nett aussehender Mann vorm Alpenpanorama mit einer Bergziege im Hintergrund ging da teilweise unter im Gegensatz zu Arnold und Co. Auch bei den Männern fast überwiegend Selfies, das Smartphone gerne mit im Bild, teilweise das Gesicht verdeckend.

Auch hier Zitate großer Dichter und Denker über Bildern mit durchtrainierten Körpern und teilweise voll den fetten Silberketten um den Hals. Man hatte stellenweise den Drang, sich bei Heine, Brecht, Fontane und Co. entschuldigen zu wollen. Wenn sich diese Männer mit Snapchat-Filter zeigten, habe ich kurz die Online-Angebote von Aldi, Lidl und Co. durchstöbert, sonst kam ich von dem Trip echt nicht runter. Puuuuuuh. Bei Frauen und auch Männern scheint es „in“ zu sein, Bilder mit ausgestrecktem Mittelfinger zu präsentieren.

„Sorry, aber solche Fragen sind hirnverbrannt“

Fotos mit Sonnenbrillen auf der Nase werden auch gerne genommen. Bei der Partnersuche etwas hinderlich, wie ich finde, da ich die Augen dieser Person nicht wirklich sehen kann. Wobei man sich fragen muss, warum jemand am Abend im Wohnzimmer mit einer Sonnenbrille sitzt. Putzig. Wenn Frauen bemerken, dass eine ganz bestimmte Dame unter ihnen viel Aufmerksamkeit bekommt, werden einige stutenbissig. Wenn Männer bemerken, dass ein ganz bestimmter Herr unter ihnen viel Aufmerksamkeit bekommt, treten einige mal kurz aus wie die Hengste.

Mehrmals am Tag konnte ich Fragen von beiden Geschlechtern lesen, ob es noch Menschen gibt, die es ehrlich meinen, die nicht nur kurze Abenteuer suchen, die nicht lügen und betrügen. Sorry, aber solche Fragen sind hirnverbrannt. Wer gibt sich denn zu erkennen und gibt zu, gerne mal die Leute abzuziehen? Keiner! Also sind Fragen in diese Richtung überflüssig. Und mal ehrlich: Wenn ich lese, dass jemand seit Jahren immer wieder auf die Klappe fällt und veräppelt wird, dann darf ich mir die Frage stellen, ob da jemand mit ganz, ganz viel Naivität durchs Netz geistert.

Facebook-Profile sind aufschlussreicher

Vorteil bei Facebook ist, dass ich mir die Profile der Singles anschauen kann. Das finde ich absolut aufschlussreich. So kann ich beispielsweise sehen, ob jemand viel zockt, oder sich mit den täglichen Ereignissen im Weltgeschehen auseinandersetzt. Ich kann vielleicht auch sehen, ob sie oder er soziale Kontakte hat oder eher ein Einzelgänger ist. Sind die Profile auf, kann ich mir auch Bilder anschauen. Was mir unverständlich bleibt, sind Menschen, die solchen Gruppen beitreten, auf deren Profilen ich aber Null Infos bekomme. Keine Bilder, kein Wohnort, keine Altersangabe. Rein nichts. Das macht das Kennenlernen irrsinnig schwer.

Unterm Strich sei festzustellen, dass das „Ältere Semester“ nicht sonderlich gut abschneidet in Single-Gruppen, in der auch viele recht junge Menschen vertreten sind. Wie oben schon erwähnt, geht man als „Normalo“ mit Pauken und Trompeten unter. Da empfehlen sich Gruppen für die ältere Generation. Was will ich damit sagen? Folgendes will ich damit sagen: Es ist ein wenig wie in einem Supermarkt: Das Angebot auf dem Single-Börsen-Markt und in den Single-Gruppen ist schon beinahe zu groß. Man erwischt sich selbst dabei, dass man neue Bekanntschaften schon dann anzweifelt, wenn jemand auftaucht, der besser passen würde.

Online-Dating ist wie ein Einkauf im Supermarkt

Und klappt es mit dem nicht, stürzen wir in die nächste Gruppe und schauen uns dort um. Gerade im Internet kann man den Leuten nur vor den Kopf schauen. Ob immer alle so witzig, so cool, so abgeklärt oder auch so hübsch sind, wie sie sich darstellen, wird man oft nicht erfahren. Es gibt genug Singles, die sich nicht die Mühe machen, mal hinter die Kulissen zu schauen. Man sieht etwas, das gefällt, und das will man sofort haben, wie im Discounter.

Es gibt die hochwertigen Produkte, vor denen man sabbernd steht und davon träumt, sie zu besitzen. Und es gibt den Grabbeltisch, den man kurz wahrnimmt und weitergeht. So in etwa empfinde ich all dieses. Da sich aber schon viele auf diesem Weg gefunden und verliebt haben, scheint es ja doch zu klappen. Ich zweifel diese These auch nicht an, um Himmels Willen. Es ist nur verdammt schwierig weil das Angebot so groß ist und viele Leute mit sich selber nicht ganz so ehrlich sind.

Das geht bei den bearbeiteten Bildern los und endet in einer nicht so wirklich real dargestellten Persönlichkeit. Viele pimpen in diesen Gruppen ihr verlorengegangenes Ego auf, testen ihren Marktwert. Da haben die, die es wirklich ehrlich meinen, ganz schlechte Karten. Man muss als Single auf diesem Markt kerngesund sein. Es hat auch seinen Unterhaltungswert, das kann man der Sache schwerlich absprechen. Fröhliches flirten, meine Damen und Herren.

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Der Berg

Wenn wir mehr tragen müssen, als wir ertragen können.

Jeder von uns steht mal mehr und mal weniger vor einem riesigen Berg an Problemen, Aufgaben, Sorgen und Nöten.
Mal fällt es uns leicht all das abzuarbeiten, mal stehen wir davor, und alleine der Blick auf diesen Berg lässt unsere Motivation schwinden.

„Ich schaffe das nicht“, „ich kann das nicht“, „ich will das nicht“, ich habe keine Kraft mehr.“

Danach werden wir aber alle nicht gefragt. Dieser Berg steht vor uns wenn es uns vielleicht gut geht, aber auch wenn es uns nicht gut geht. Keine Rücksichtnahme auf all das.
Viele von uns sind sich im Klaren darüber, dass der Berg schnellstmöglich weg muss um Dinge zu klären, die wichtig für uns sind.
Viele von uns haben Panik vor der Klärung einiger Dinge, weil man Angst vor den Konsequenzen hat.
Viele von uns denken negativ, obwohl sich vielleicht einiges positiv klären würde. Wenn man sich daran machen würde den Berg abzutragen, Stück für Stück.
Wir sind manchmal so unendlich satt von Hiobsbotschaften, von schlechten Nachrichten. Es entzieht Unmengen an Energie. Energie die man bräuchte, um den Rest des Berges abzubauen.
Manchmal hängen ganz dicke Brocken zusammen, man kann dieses und jenes nur klären, wenn man welches geklärt hat.
Wir sitzen vor einem Haufen Arbeit und finden den Anfang nicht. Wir fühlen uns aber unwohl inmitten dieses Haufens. Es ist Chaos. Die Vernunft sagt: „Klär es.“ Dein Kopf und vielleicht auch Dein Körper sehen sich dazu nicht in der Lage.

„Das mache ich morgen.“ Nee, heute Abend.“ “Nächste Woche habe ich Urlaub, dann aber wirklich.“

So veräppelt man sich selber. Die Zeit rennt, manche Sache müssen zeitnah und schnell geklärt werden. Wir wissen das, aber wir schaffen es nicht. Und trudeln immer weiter in den Sumpf der ungeklärten Angelegenheiten.
Es tritt dann auch keine Ruhe ein, ganz im Gegenteil. Weil andere uns auf die Finger schauen die darauf angewiesen sind, dass wir Angelegenheiten klären. Uns wird auf die Füße getreten, immer und immer wieder. Was all den Druck und das schlechte Gefühl ins maßlose steigert.
Wir sind in Gedanken nur mit dem Berg beschäftigt. Der nicht kleiner wird, sondern immer größer. Und uns fast erschlägt.
Wir wachen nachts auf, haben Bauchschmerzen, sind lustlos, deprimiert.
Teilweise gehetzt, teilweise einfach nur müde.
Das Gedankenkarussell nimmt kein Ende, ganz im Gegenteil. Es wird immer schneller.
Wenn wir meinen, dass es schlimmer nicht kommen kann, kommt es aber manchmal noch schlimmer. Man möchte weglaufen, untertauchen, sich auflösen.
Wir sind oft der Meinung, dass nur wir solche Berge vor uns her schieben. Und dass nur wir „Luschen“ sind, zu doof ein Telefonat zu erledigen oder auf ein Schreiben zu reagieren. Wir fühlen uns wie die unfähigsten Menschen überhaupt. Wir beneiden die Menschen, die lachend und mit Freunden in einer Bar sitzen. Weil wir denken, dass diese Leute solche Probleme nicht kennen.
Wir inszenieren ein Leben nach außerhalb, damit keiner ahnt womit wir zu kämpfen haben. Manch einer zaubert ein so tolles Schauspiel aus dem Hut, welches einen Oscar verdient hätte.
Manche von uns schaffen es aus eigener Kraft sich all dem zu stellen. Nicht selten ist es wie ein kurzer Gang durch die Hölle Dinge zu lesen oder zu hören vor denen wir Angst hatten, weil unsere Befürchtungen eingetreten sind.
Nicht selten war die wochenlange Angst total unbegründet, weil uns positive Nachrichten ereilten. Dann atmen wir auf.
Einige aber brauchen dann Hilfe, weil sie es alleine wirklich nicht schaffen und jemanden brauchen, der sie in den Hintern tritt. Und der sie aufbaut. Oder auch einige kleine Steine mit dem aus Weg räumt.
Es fühlt sich toll an, wenn man solche Berge bezwungen hat. Man weiß zwar, dass der Weg nicht immer frei sein wird, die nächsten Brocken irgendwann wieder vor uns liegen. Aber man ist stolz darauf, wieder eine Hürde genommen zu haben.
Ich weiß seit ein paar Tagen, dass es ganz vielen Menschen so geht. Das machen wir aber fast alle mit uns alleine ab. Das Schauspiel von dem ich schrieb.

Ihnen einen schönen Feiertag. Und denen, die gerade vor einem solchen Berg stehen: Sie sind nicht alleine, da können Sie ein Eis drauf essen.

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