Diese Kolumne widme ich meinen Kolleginnen und Kollegen:
Heute war mein letzter Arbeitstag in der Klinik, welche ich über 6 Jahre lang sehr gerne aufgesucht habe. Meistens jedenfalls. Nach genau sechs Jahren und einem Monat ging diese Episode meines Arbeitslebens zu Ende. Fragen nach dem „warum“ und „weshalb“ sind zweitrangig, zumindest für Außenstehende.
Gerade in den letzten Tagen dachte ich über meine Anfänge nach. Diese waren weiß Gott nicht einfach, besser gesagt total bescheiden und wirr. Man kennt niemanden, alles ist neu, man muss sich in Arbeitsabläufe einfuchsen. Mir fiel das unglaublich schwer, keiner wusste ob ich meine Probezeit überlebe. Ich habe die Kurve noch bekommen, der Groschen war gefallen und das Eis gebrochen. Ab diesem Zeitpunkt begann eine wirklich tolle Zeit mit tollen Menschen. Was ich so geliebt habe, war die Vielfältigkeit meiner Kollegen: Das ging vom Arzt über die Krankenschwester über die Physiotherapeuten, die Leute aus den verschiedensten Verwaltungsabteilungen, die Haustechniker, Gärtner, Küchenangestellten etc. Total bunt gemischt, unglaublich spannend, tolle Charaktere. Recht schnell kristallisierte sich heraus, mit wem ich auf einem Level war. Die Zusammenarbeit mit diesen Menschen hat mir immer Spaß gemacht. Viele sind mir ans Herz gewachsen, von vielen kannte ich die privaten Geschichten, bei vielen habe ich gesehen was sie drauf hatten ihr Wissen betreffend. Alles im allem waren wir ein tolles Team.
Wenn ich an unsere Feste denke, gerade an die letzte Weihnachtsfeier mit dem „Pferd auf dem Flur“ und dem Feuerwerk sowie einer phänomenalen Stimmung, bekomme ich eine Gänsehaut. Das waren Momente in denen mir durch den Kopf schoss, dass es mich nicht besser hätte treffen können. Es fühlte sich an wie Familie. Gerne erinnere ich mich an die Lachkrämpfe mit unserem Gärtner auf dem Flur, der denselben trockenen Humor hatte wie ich. An die Gespräche auf den Stationen mit dem Pflegepersonal. An den Small Talk in den Pausen mit den anderen Kollegen. Man gehörte zusammen, man vertrat mit bestem Wissen und Gewissen die Philosophie dieser Klinik, man war bemüht im Sinne der Patienten sein Bestes zu geben. Was vielleicht nicht immer klappte, denn wir sind nur Menschen mit teilweise auch nicht immer rosigen Tagen. Viele Kollegen bekamen positive und auch negative Begebenheiten aus meinem Privatleben mit. Umgekehrt war es genau so. Zu einigen hatte man eine enge Bindung, andere wiederum waren nicht auf derselben Wellenlänge.
Für mich war es in den letzten Jahren immer hart wenn Leute gingen, die mir nahe standen. Weil sie krank wurden, gehen mussten, gehen wollten oder in den Ruhestand durften. Wie oft schon habe ich aus diesen Gründen Tränen vergossen.
Heute war ich diejenige, die zum letzten Mal dieses Haus betrat. Bauchschmerzen hatte ich schon tagelang, und Angst vor diesem Abschied. Es gab ein Frühstück, viele nahmen meine Einladung an und kamen. Wir aßen zusammen, lachten zusammen, erinnerten uns an wenige schöne Momente zusammen. Ich brach an meinem Schreibtisch schon in Tränen aus, bevor überhaupt jemand das Büro betrat. Weil mir solche Momente unendlich schwer fallen. Eine Ära ist zu Ende. Man kann sich an diese Zeit erinnern, aber es gibt keine Fortsetzung. Ich bin quasi raus und vermisse viele Kolleginnen und Kollegen schon jetzt. Die meisten jedenfalls. Bei einigen bin ich froh, wenn sich unsere Wege nicht mehr kreuzen in Zukunft. Diese Menschen hat man im privaten und beruflichen Bereich, so ist das eben.
Gefreut haben mich die netten Worte heute, die Worte des Dankes für meine Arbeit, die Wertschätzung meiner Arbeit in all den Jahren an sich, die netten Geschenke, Worte, Karten, Blumensträuße. Und die Umarmungen und Tränen der anderen. Nein, ich war nicht immer perfekt und habe Fehler gemacht, welche mir in den letzten Tagen durchaus klargeworden sind. Eine Erfahrung, die ich gerne mitnehmen möchte in meine Zukunft. Auch ich muss an mir arbeiten, als Mensch Steffi und als Angestellte Frau Werner.
Ich versuche mich an die Momente zu erinnern die lustig waren, erfolgreich und mit positivem Input gespickt. An die Zeiten, als ich jeden Morgen mit guter Laune zur Arbeit fuhr. An die Dialoge, Gespräche und Situationen, die ich mit meinen Kollegen genossen habe. Davon gab es verdammt viele.
„Ihr Lieben, ich bin froh euch alle kennengelernt zu haben. Ihr seid größtenteils tolle Menschen. Ebenso froh bin ich über die Begegnung mit den weniger tollen Menschen unter euch, auch ihr habt mir eine Menge gelehrt.“
Noch ein paar Tage Urlaub, die brauche ich auch um mich etwas zu erden und runter zu fahren. Denn dann geht es weiter, wieder in einer Rehaklinik. Ich hoffe, deren Gärtner ist auch so witzig. Ich freue mich auf die neuen Kolleginnen und Kollegen und auf neue Aufgaben. ^^