Was hat sie denn da an den Füßen?
Ich musste gestern selber um mich schmunzeln, nachdem ich mich über mich selber erschrocken hatte.
Bislang war meiner Kleidung eigentlich eher nicht so wirklich funktionell, Hauptsache sie gefiel mir. Gerne habe ich im Winter etwas geschlottert in einer nicht so wirklich warmen Winterjacke, Wichtig war: Ich fand sie schick. Hat mich nie gekratzt ob die Nieren bedeckt waren oder der Hals.
Bei Winterstiefeln war auch eher die optische Faktor der Faktor, weshalb ich mir diese Stiefel zu legte. Selbst wenn ich bei Glätte damit ging wie besoffen. Und die Teile nicht annähernd ein ordentliches Fußbett hatten. Und zudem vom Material her Gedöns waren. Ich wollte an den Mauken schick aussehen. Punkt.
Gerade ich, die oft beim Anblick von Fotos der Eltern und Großeltern dachte:
„Wie kann man mit so einem Kittel und solchen Klotschen auf die Straße gegangen sein?
schwenke jetzt langsam um.
Aus dem
„das würde ich nie tragen, nie!“
wird jetzt ein
„och, wie bequem.“
Vor Kurzem erst ergatterte ich bombendicke, total hässliche Winterstiefel. Die sahen aus wie für einen Einwohner aus Kanada gemacht bei Temperaturen um die -30°. Da war nix schick dran, gar nix. Früher wäre ich lachend daran vorbei gegangen mit dem Wissen, solche Teile nie in meiner Bude zu sehen. Und nun? Stehen sie hier.
Bei meiner letzten Winterjacke habe ich wohl auf meine Lieblingsfarbe geschaut, dann aber auf das Material, ob sie imprägniert ist, windundurchlässig, mit Bündchen an den Ärmeln und wenn es geht auch Bündchen unten, damit der Wind nicht rein pfeift. Und lang genug, also über den Arsch. Gerne auch über die Oberschenkel. Ich friere anders als früher.
Letztens stand ich echt vor einem Lodenmantel und liebäugelte mit ihm. Früher habe ich mich beömmelt wenn ich Menschen in Lodenmänteln oder Lodenhosen sah. Viele meiner Witze kreisten um das Wort „Loden“.
Und vorgestern habe ich mir ein Paar Hausschuhe gekauft, so aus Filz mit Gummisohle. Modell
„darin läufst Du wie auf Wolken.“
Weil ich, je älter ich werde, mit Socken nicht mehr in der Bude rum rennen kann. Geht irgendwie nicht mehr, da kriege ich die Krise.
Als ich vorgestern beim Einkaufen war und um die „Schnapper-Ständer“ schlich, sah ich diese Hausschuhe. Mit dicker Sohle und Futter innen. Das erste was ich tat, als ich zu Hause war: Tüte auf, Hausschuhe an, freuen wie Bolle. Als ich später im Wohnzimmer saß und gedankenverloren auf meine Füße schaute, war mein erster Gedanke:
„Papa?“
Mein Vater hatte immer solche Hausschuhe. Ich fand die immer grausam, pottenhäßlich, die gingen gar nicht. Und heute laufe und sitze in diesen Hausschuhen und schwöre drauf.
Oft habe ich mich in der Vergangenheit gefragt, ob man sich z. B. irgendwann mal so kleidet wie die ältere Generation. Ich habe immer geschworen, dass es dazu nicht kommen wird. Keine dicken und hässlichen Winterstiefel, keine dicken und hässlichen Hausschuhe, keine Schlafanzüge, keine Nachthemden. Es muss nichts funktionell sein, gar nichts.
Und heute? Habe ich das alles komischerweise doch in meinem Repertoire, so nach und nach wird das angeschafft.
Eine Bekannte, mit der ich mich heute darüber unterhielt erwähnte, dass sie nie, aber auch wirklich nie Unterhemden getragen hat. Und heute kann sie gar nicht mehr ohne.
Nein, wir werden nicht alt, wir werden funktionell. Und ich weiß jetzt schon, dass ich zu Weihachten gerne ein Angora-Unterhemd hätte, schön lang und mit Brustnaht. Ohne stört mich mittlerweile auch schon. ^^
Wenn die roten Gummistiefel durch eine Pfütze pflügen.
Wenn das Kind herum läuft, und dabei lacht.
Wenn die Mutter daneben steht, und ein Taschentuch reicht.
Dann regnet es, also gib Acht.