Mir ist erst in den letzten Wochen die Werbung für Versand-Apotheken ins Auge gefallen. Diese Thematik ist mir so fremd wie ein Stimmbruch.
Natürlich habe ich es noch nicht getestet, das muss ich aber auch nicht. Wenn ich vom Arzt komme, suche ich fast immer sofort auch die Apotheke auf. Hier in Kleinkleckersdorf ist das nicht weit, liegt fast alles nah beieinander und ist sogar zu Fuß zu erreichen. Und: Die schenken mir etwas Mitleid, wenn ich dort wie ein Häufchen Elend stehe. Als Single jetzt nicht soooooooooo verkehrt 😉
Meine „Stamm-Apotheke“
Meine „Stamm-Apotheke“, welche ich irgendwie schon immer aufsuche, kennt mich und ich kenne die. Bis auf ein paar bauliche Modernisierungsarbeiten ist es noch die Apotheke, die ich aus Kindertagen kenne. Es gibt dort noch den leckeren Traubenzucker und die Minzpastillen. Das Personal begleitet mich und meine Wehwehchen auch schon Lichtjahre.
Anhand meiner Rezepte ahnen die Damen schon, welche Krankheit mich wieder aus den Latschen gehauen hat.
„Wieder die Ohren?“
„Hui, so hochdosiert. Das ist ja ein doller Infekt!“
„Nicht immer so oft Schmerzmittel nehmen, versuchen Sie es mal mit der „heißen Sieben“.
Die sind immer im Bilde, immer um mich bemüht, immer nah dran an meinen Viren und Keimen.
Die Nummer in der Handtasche verbaselt
Wenn Zeit ist wird auch gerne mal etwas gesabbelt. Über dieses und jenes. Klatsch und Tratsch einer Kleinstadt. Oder wir philosophieren ein wenig. Oder ich habe wieder eine Batterie an Fragen zu neuen Medikamenten, Wechselwirkungen, wie man die neuesten Zahnreinigungsinstrumente so nutzt im Halse etc. Oder, oder, oder.
Ich hatte mal das Problem, dass ich ganz schnell etwas faxen musste. Ich habe aber kein Fax. Als ich an der Apotheke entlang ging bin ich kurz rein gestürzt und habe gefragt, ob ich wohl mal kurz deren Apparatismus benutzen darf: Durfte ich. Und das ohne Zuzahlung, kostenfrei quasi.
Wenn ich krank bin mag ich es, wenn ich die Medizin gleich holen kann. Wenn es bestellt werden muss, kann ich das meist gegen Abend oder am nächsten Tag abholen. Hier gibt es noch immer die Nummern falls etwas nicht vorrätig ist. Meist verbasele ich die in meiner Handtasche, aber man kennt mich ja dort und man kennt dort auch meine Haus- und Hof-Medikation. Dort ist man geduldig, wenn ich meine Handtasche auf den Kopf stelle.
Von daher käme es für mich nicht in Frage, mein Rezept wegzuschicken und dann darauf zu warten.
Nun haben wir hier noch Apotheken vor Ort, ich bin mobil mit dem Auto und fit was die Lauferei angeht. Ich kann mir vorstellen, dass so eine Versandapotheke für ältere Menschen vorteilhaft ist, welche auf Dörfern wohnen und mit dem Bus in die nächste Stadt müssten um ihre Medikamente zu holen. Da ist die Onlinegeschichte sicherlich von Vorteil. Aber auch diese könnten sich das liefern lassen. Zumindest wird das hier von fast allen Apotheken angeboten.
Die Hormonsalbe auf dem Schuhschrank
Preislich sehe ich da irgendwie auch keinen Nutzen. Hier geht ab und an ein Paket Schmerztabletten drauf oder ich mache mal eine Vitamin B-Kur. Oder hole auch dort meine Laktase-Tabletten wenn ein dickes, fettes, mit viel Erdbeersoße überzogenes Spaghetti-Eis fällig ist.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich mir ein Medikament wegen einem gynäkologischen Leiden schicken lasse, und dann bin ich nicht zu Hause, das Paket wird beim Nachbar abgegeben, und der hat dann meine Hormon-Salbe auf dem Schuhschrank stehen, dann wird es mir anders.
Außerdem gibt es dann sicherlich auch kein Paket Taschentücher. Ich liebe dieses kleine Präsent heute noch. Hat so manche Lachtränen weggewischt das Paket aus der Apotheke. Oder es wurde von Herzen rein geschnäuzt. Ich frage mich gerade, warum ich mir die Apotheken-Umschau nicht in meine Handtasche stopfe wenn ich da bin. Das muss ich echt mal ändern. ^^