(Quelle Bild: Steffi Werner/privat)
Als ich vorhin vom Einkaufen kam, sah ich wiederholt eine Gruppe von Männern bei uns an der Straße auf einer Bank sitzen. Selbst aus dem Auto konnte ich erkennen, dass die holde Männerwelt sich viel zu erzählen hatte. Es waren ältere Herrschaften, sicherlich aus meinem Viertel hier. Mittlerweile hatte sich noch jemand dazu gesellt, an der Seite steht ein Auto. Und die sabbeln da unter immer noch.
Das hat mich daran erinnert, wie es früher auf dem Dorf war: Genau so.
Bei schönem Wetter kam ein älteres Ehepaar aus dem Haus am Abend, mit Klappstuhlen ausgestattet. Diese stellten sie vor ihrem Haus auf und saßen dort einfach nur stillschweigend.
Es dauerte nicht lange, da gesellten sich andere Nachbarn dazu. Meist Frauen. Oft noch in der Kittelschürze. Und dann wurde das Leben im Dorf besprochen, der neuste Klatsch und Tratsch ausgetauscht, die Weltpolitik diskutiert.
Dieses ältere Ehepaar hatte damals Eis verkauft und Getränke. Aus dem Keller heraus, das war nicht deren Hauptgeschäft. Ich habe noch den Geruch des Raumes in der Nase, in der die Eistruhe stand. Das Bier und alles andere stand unten in einem alten, dunklen Kellerraum. Wenn die Damen des Dorfes dort schnatternd standen, kamen auch wir Kinder hinzu. Manchmal fiel ein Milcheis ab. Ein kleines Eis für ein paar Groschen. Und während unsere Mütter und die Nachbarsfrauen über Gott und die Welt sprachen, schlabberten wir unser Eis, hörten den Gesprächen zu oder spielten mit den anderen Kindern noch Verstecken, Gummi-Twist etc.
Männer wären wenig zugegen, diese Schnabbelei war nichts für die Häuptlinge im Dorf. Wenn sich mal einer dort vor die Tür verirrte, dann wurde ein Bier aus dem Keller geholt. Nicht die 0,33 Liter Flaschen (man hat ja Angst man verschluckt die kleinen Dinger), sondern 0,5 Liter. Manchmal holten das ältere Ehepaar noch Stühle aus dem Stall für die anderen, manchmal brachten die anderen ihre Stühle gleich mit. Zu erzählen gab es immer was.
Das abendliche Treffen fand auf dem Bürgersteig statt, da das ältere Ehepaar vor dem Haus keinen Vorgarten, Hof o. ä. hatte. Das störte auch keinen. Im Stall rechts gab es Hasen, da durften wir Kinder manchmal rein und sie streicheln oder füttern. Auch den Geruch habe ich noch im Kopf. Und irgendwann, wenn der Gesprächsstoff ausging oder die ersten müde wurden, wurden die Stühle weggeräumt und alle gingen nach Hause.
Im Nachhinein betrachtet finde ich heute, dass das damals eine tolle Art und Weise war mit den Nachbarn den Kontakt zu pflegen. Vor allem so ungezwungen den Kontakt zu pflegen. Keiner wollte sich überbieten oder auftrumpfen, es reichten ein paar Stühle und Gesprächsstoff auf dem Bürgersteig.
Die Männer unten an der Straße sitzen dort nicht mehr, ich habe gerade nachgeschaut. Aber ich kann mit gut vorstellen, dass dort auf der Bank an der Straße morgen wieder „Männer Sit-in“ ist. Richtig so, meine Herren. ^^