Die letzte gelbe Telefonzelle: Weg ist sie.

(Quelle Bild: Pixabay/anaterate)

Hach ja, man wird fast etwas wehmütig und nostalgisch wenn man gesehen hat, wie die letzte gelbe Telefonzelle ihre Reise angetreten hat über den Königssee.

Heute noch habe ich den Geruch dieser Zellen in der Nase, die Teile rochen von innen alle gleich. Was wohl auch an den Telefonbüchern gelegen hat, welche rechts vom Apparat hingen. Man musste die hochklappen um Nummern zu suchen. Natürlich waren die nicht immer zu 100% vollständig, irgendein Dödel hat teilweise die Seiten raus gerissen.

Zu der Zeit der gelben Telefonzellen brauchte man immer Kleingeld in der Börse. Und teilweise noch viel mehr Zeit. Und natürlich musste man mit weniger netten hygienischen Zuständen klarkommen. Es war cool wenn man die Groschen rein geworfen hatte und wählte, später dann tippte. Und das Telefonat beendet war wenn die Groschen aufgebraucht waren. Letztes war dann weniger cool.

Manchmal hat man aus der gelben Telefonzelle in der Jugend den Schwarm angerufen inkognito, weil zu Hause die ganze Familie mithören konnte. Gerade dann, wenn die Schnur vom Telefon jetzt nicht die längste Schnur war.

Wir haben in den Dingern als Jugendliche heimlich gepafft, den Weltfrieden geplant, das Universum dumm und dämlich diskutiert, geknutscht und so. Silvester dienten die gelben Telefonzellen als „Testgelände“ für Böller jeglicher Art. Das hat aber auch gerumst und gequalmt 😉

In den gelben Telefonzellen hingen auch diese Notrufhebel, die konnte man im Ernstfall umlegen. Ich erinnere mich noch dunkel, dass in der Zelle vor meinem Elternhaus dieser Hebel oft sinnlos bewegt wurde und so der Notruf ausgelöst war. Da fand Remmi Demmi im Dorf statt, das glaubt mal. 

Heutzutage würde wohl kaum noch jemand den Hörer in die Hand nehmen ohne diesen vorher zu desinfizieren. Auf den Gedanken kamen wir damals gar nicht. Es sei denn es klebte Kaugummi dran. Hubba Bub*a, 3 Wochen alt und hart wie Euterbock.

Wenn abends das Licht darin anging, war alles voller Motten. Es gab auch Zellen, da war alles voller Spinnweben, toter Falter und anderem Flattervieh. Immer dann, wenn die zuständige „gelbe Telefonzellen-Reinigungskraft“ jetzt nicht sooooo oft vorbei schaute. Es war nämlich immer jemand zuständig für die Reinlichkeit. 

Wenn man die Tür schloss von der gelben Zelle, dann war das ein Stück Privatsphäre. Eingebildete Privatsphäre. Weil man draußen jedes Wort verstand. Es sei denn man hat geflüstert und schützend die Hand vor die Muschel gehalten. 

Es gab auch Tage, da standen mehrere Personen vor der gelben Zelle. Das konnte dann teilweise dauern. Hatte jemand ein lauteres Organ, kannte man die Geschichten von den „Vorsprechern“ immer bis ins Detail. Und man wünschte sich in den nächsten Tagen wieder besagte Person vor sich in der Warteschleife zu haben um das alles weiter zu verfolgen.

Wie gesagt, bei uns auf dem Dorf stand die Zelle vor unserem Haus. Man konnte im Blick haben wer viel telefonierte. Nostalgisch finde ich heute im Nachhinein betrachtet den Anblick, wenn die Hausfrau in Kittelschürze in die Zelle ging und das Geld aus der Kittelschürze holte. Und wenn wir als Kinder in den Schacht für das Rückgeld schauten und noch ein paar Groschen fanden.

Hach ja, man wird wehmütig und nostalgisch wenn man an die gelbe Telefonzelle denkt.

So sei der gelben Telefonzelle die letzte Reise über den Königssee gegönnt. Ich hoffe, da hing kein Hubba Bub*a am Hörer. ^^

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