(Quelle Bild: Pixabay/geralt)
Als ich mich heute auf den Weg zur Typisierung nach Vernawahlshausen machte ahnte ich nicht, wie sehr mich eine knappe Stunde dort emotional so aus den Puschen hauen wird.
Wir hatten uns dort verabredet um einen Kaffee zu trinken, auf diesem Weg ein paar Euronen da zu lassen (die Typisierungen kosten Geld), und auch so etwas wie Respekt zu zollen dem Betroffenen, seinen Angehörigen und den Organisatoren gegenüber.
Ich staunte nicht schlecht als ich viele Kolleginnen von mir sah, welche für die Blutabnahmen verantwortlich waren. Diese Kolleginnen sind auch die Kolleginnen der Tochter des erkrankten Mannes. Da musste ich schon schlucken und hatte einen Kloß im Hals.
Beim Erzählen über vorangegangene Typisierungen, wer es geschafft hat und wer leider nicht, kamen wieder die Bilder hoch. Auch da waren so viele Leute involviert und haben alles Menschenmögliche getan für eine Partnerin/einen Partner, einen Freund, ein Familienmitglied, einen Kollegen, einen Nachbarn etc.
In der Schwülmetalhalle war ein Kommen und Gehen, immer wieder war zu sehen wie sich Menschen anmeldeten und sich dann Blut abnehmen ließen. Ich saß vor meinem Kaffee, beobachtete das alles und irgendwie war ich so ergriffen von dieser Solidarität, dass mir fast die Tränen kamen.
Als wir in der Schwülmetalhalle ankamen, waren es knapp 50 Leute welche sich in die Datenbank aufnehmen lassen wollten. Als die Aktion beendet war, waren es knapp über 90 Leute. Knapp 90 Leute mehr, welche im Fall der Fälle einem anderen, sicherlich auch total fremden Menschen, mit einer Stammzellenspende das Leben retten würden.
Die Leute aus dem Dorf Vernawahlshausen standen heute und sicherlich auch in der vergangenen Zeit viel auf den Beinen: Die einen kümmerten sich um die schriftlichen Formalitäten, die anderen verkauften Kaffee und Kuchen, wiederum andere hatten all das auf die Beine gestellt und waren eher im Hintergrund verschwunden.
Genau solche Begebenheiten zeigen mir immer wieder, dass es Gott sei Dank noch die Momente gibt, in denen die einen für die anderen einstehen. Ohne irgendeinen Vorteil davon zu haben, ohne etwas zu erwarten: Einfach nur um zu helfen.
Im Auto auf dem Weg nach Hause dachte ich darüber nach, dass ich nach solchen Augenblicken den Glaube an das Gute im Menschen nicht verlieren werde.
Bleibt zu wünschen und zu hoffen, dass nach dem heutigen Tag und ähnlichen Typisierungsaktionen wieder ein Leben gerettet werden kann, weil eine Spenderin/ein Spender gefunden wurde. Ebenfalls bleibt zu hoffen, dass diese Art der Solidarität immer Bestand haben wird.
Sicherlich tut dem Papa meiner Kollegin ein solches Bemühen seiner Familie, Freunde, Nachbarn, aber auch fremder Menschen gut. Für alles weitere sind die Daumen gedrückt.