Ich umklammerte das Lenkrad wie eine Mutter ihr Erstgeborenes.

(Quelle Bild: Pixabay/Manfred Richter)

Ich musste am letzten Sonntag eine kurze Strecke mit dem Auto zurück legen am Morgen, knappe 10 km. Es war der Sonntag, an dem es in der Nacht geschneit hatte wie Bolle.

Jeder der mich kennt weiß, dass ich schon bei normalen Wetterlagen eine grottenschlechte Autofahrerin bin. Im Winter ist immer noch Luft nach unten, dann ist ganz schlimm. Panik pur!

Bei Schnee bzw. Glätte umklammere ich das Lenkrad wie eine Mutter ihr Erstgeborenes und habe eine Körperspannung vom Scheitel bis zur Sohle wie ein Kunstturner. Die Nase hängt fast an der Windschutzscheibe und ich habe oft das Gefühl mir gleich auf den Poncho zu brechen vor Aufregung. Ich rauche dann wie ein qualitativ hochwertiges Räuchermännchen, mir war bei dieser Tour schon speiübel von der Pafferei. Von meiner unkontrollierten Atmung waren die Scheiben beschlagen wie ein Badfenster nach 60 Minuten heiß duschen.

An diesem besagten Sonntag ging es aber anfangs glatt, selbst eine kurvenreiche Höhenlage habe ich genommen wie Walter Röhrl. Spitzengeschwindigkeiten von 30 bis 40 km/h erschienen auf dem Tacho 😉

Ich war kurz vor dem Ziel, als meine Scheibenwischer zickten. Auf den Wischblättern muss Eis gesessen haben, die wischten immer bescheidener. Ich musste den Kopf schon schräg legen und im Sitz nach unten rutschen um etwas zu sehen. So entschied ich mich kurz an einer Bushaltestelle anzuhalten, auf einem unserer Dörfer, und das Drama zu beenden. Die Haltestelle war nicht geschoben, das hatte ich nicht gesehen wegen der bescheidenen Sicht und der tiefen Sitzposition. Nachdem ich die Wischblätter verarztet hatte und wieder in mein Auto sprang, bewegte sich die Karre nicht mehr vom Fleck: Ich saß fest!

Meine Strategie: Anfahren, zurück fahren, 1. Gang, 2. Gang, wieder zurück fahren, mittendrin gefühlte 465x die Karre abgewürgt, 1. Gang, 2. Gang, wieder zurück fahren usw. Es war wie beim Schunkeln. Halt nur ohne Spaß. Ich kam einfach nicht vom Fleck. Die Karre stank schon so dermaßen, als würde angebrannter Toast vor dem Lüftungsschlitz hängen. Der Auspuff qualmte, als würden da 20 Schlümpfe im Rohr eine Shisha nach der nächsten durch ziehen. Mir was das so peinlich, ich betete gen Himmel, dass mich keiner der Anwohner erkannte.

In meiner Not und Angst, dass mir die Karre abfackelt, bin ich zu einem Mann gegangen welcher gerade Schnee schob knapp 20 oder 30 Meter weiter. Und bat ihn um Hilfe. Er ist sofort mitgekommen, half mir mit seinem Schneeschieber, ich war an (s)einer Schaufel aktiv und schüppte für den Weltfrieden. So befreiten wir mein rotes Flirt-Mobil von dem Schnee um die Reifen. Als ich den Gestank erwähnte gab er mir den Hinweis, dass es wohl die Kupplung sei. Macht Sinn, auf der hatte ich nämlich rum geeumelt mit den Füßen wie eine irische Stepptänzerin.

Als der gute Mann und meine Wenigkeit alles frei geräumt hatten, sprang ich in mein Auto und der gute Mann rief: „Jetzt nach links einschlagen!“, das tat ich auch und: Schwupps, war die Karre auf der Straße.

Leider konnte ich mich nur noch mit Fenster unten bölkend schnell bei ihm bedanken, die Karre hatte gerade Schwung und lief in der Spur. Ich hätte ja gerne wenigstens die Schaufel noch mit zurück getragen. Nicht eine Wassermelone, sondern die Schaufel.

Das war jedenfalls total nett von dem guten Mann, ich war nämlich fertig mit der Bereifung. Aber: Ich habe mir nicht vor Aufregung auf den Poncho gebrochen, bin heile zu Hause angekommen und ließ das Auto an diesem Tag stehen. Ich halte nie wieder zwischendurch an und winke ab heute jedem Dorfbewohner zu, welcher an der Straße steht.

In der letzten Woche hatte ich jeden Morgen Probleme vom Parkplatz zu kommen (kaum geräumt), aber heute morgen dann war Routine an der Tagesordnung und bin ich dermaßen souverän mit der Taktik „Erster Gang – Rückwärtsgang – vor und zurück“ aus der Lücke gekommen, dass ich schon fast Spaß hatte.

Man sprach mir am Abend ein Lob aus. Yeah! ^^

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