Lieber spät als nie – oder so.

(Quelle Bild: Pixabay/stux)

Die Ankündigung vom Eisregen hatte mich seit Freitagabend beschäftigt. Es war mal wieder Panik angesagt hier im Hause wegen Autofahren und so. Bei Facebook habe ich sämtliche Seiten abonniert welche über das regionale Wetter berichten. Das ist allerdings nicht immer beruhigend wie ich feststellen musste. Bildgraphiken mit geschrotteten Autos und dramatischen Überschriften, untermalt mit roten Warnhinweisen. Na super.

So habe ich mir noch eine regionale Whatsapp-Gruppe gegönnt mit topaktuellen Meldungen. Nachrichten und Co. waren natürlich per Radio und Fernseher auch mit an Bord.

Heute Morgen um 5.30 Uhr klingelte der Wecker und ich lief zuerst zum Küchenfenster, da kann ich die Hauptstraße sehen. Beim einschalten vom Handy waren in der Whatsapp-Gruppe schon zig Nachrichten aufgelaufen. Mein Handy bimmelte wie die Glocken von Rom.

Beim Blick aus dem Küchenfenster sah alles noch recht gut aus. Die Autos fuhren, wenn auch recht wenig, aber sie fuhren. Der Parkplatz vor dem Haus sah jetzt weniger gut aus, es schien spiegelglatt zu sein. Da ich auch im Homeoffice arbeiten kann, entschied ich mich erstmal für diese Variante. Bis es besser wird.

Punkt 7.30 Uhr saß ich gewaschen und gekämmt am Laptop. Die Ohren immer Richtung Innenstadt bzw. Hauptstraße und Richtung Handy und der Whatsapp-Gruppe. Ja, das hörte sich alles nicht so gut an. Ich pendelte zwischen Laptop, Küchenfenster und Gästeklo hin und her und das wild paffend.

Irgendwann beruhigte sich alles ein wenig und ich beschloß gegen 10 Uhr zu starten Richtung Arbeit.

Mit einem leichten Tremor alles in die Handtasche geprümmelt und los ging es. Oder auch nicht. Von der Haustür bis zum Auto war eine Eisfläche. Im „Hosenschissergang“ eumelte ich Richtung PKW.

Ich musste mich beim Eiskratzen festhalten. Wenn ich mich oben bewegte, bewegte ich mich unten noch viel mehr. Ich konnte kaum stehen.

Motor gestartet, Radio aus (wegen der Konzentration), Scheiben von innen abgefeudelt, noch ein Blick auf die Hauptstraße und in die Whatsapp-Gruppe. Motor wieder aus! Ich konnte nicht losfahren. Blanke Panik.

Der kurze Gedanke wieder in die Wohnung zu gehen und komplett im Homeoffice zu arbeiten wurde verworfen, als ich wieder auf den spiegelglatten Weg bis zur Haustür schaute. Jetzt nochmal im Hosenschissengang zurück und mich feiern am Abend die Nachbarn.

Und so rollte der PKW.

Nach 100 Metern der Gedanke vielleicht doch wieder zurück zu fahren.

Nach 110 Metern der Gedanke jetzt mal Arsch in der Hose haben.

Nach 1 km der Gedanke rechts in die Parkbucht zu fahren, damit das Auto im Rückspiegel mich nicht stresst. Den Gedanke verworfen, da die Bushaltestelle total vereist war.

So dümpelte ich mit knapp 40 km/h durch den Solling und meine Kippe war eigentlich nie aus.

Bei dem Wetter habe ich immer meinen Vater im Ohr:

„Stefanie, Du musst alles langsam machen. Langsam bremsen, langsam lenken, langsam Gas geben, langsam kuppeln. Immer alles langsam.“

Mit zitternden Beinen hatte ich dann irgendwann die letzte Kurve vor mir den Berg hinauf zur Arbeit. Durch wirklich feinfühliges vom Gas gehen und Angst wegen der Rechtskurve runterschalten vom dritten in den erste Gang. Gaaaaaaaanz langsam.

Gut, ruckte ein wenig, aber ich nahm recht schnell an Geschwindigkeit ab. Und dann war fast schon alles gut.

Von meinen restlichen Gedanken kann ich hier nicht berichten, dann lest ihr euch einen Wolf 😉

Noch ein paar Minuten Fahrzeit durch den Wald, dann war das Ziel erreicht. Wie war ich froh und glücklich. Noch 1x Hosenschissergang Richtung Büro und dann lief es.

Knapp 1 Stunde später und wenige hundert Meter weiter stand nochmal kurz der Hosenschissergang auf der Agenda vom Auto meines Kollegen bis zum Mittagstisch. Ich hatte nämlich meine Brotdose vergessen in der Aufregung. Da konnte ich dann auch schon darüber lächeln, dass zumindest eine Kollegin den Anblick saukomisch fand als ich mich aus dem Auto hangelte wie Tarzan von der Liane nach 10 Glühwein mit Schuss.

Da hatte ich dann wieder meinen Vater im Ohr:

„Stefanie, das ist doch jetzt langsam nicht mehr wahr!“^^

Ich hoffe, ihr seid auch alle wohlbehalten durch den Tag gekommen.

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