Ein Abend der besonderen Art bei einem Kriminalbiologe.

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Es ist knapp 2 Wochen her, da war ich verabredet mit fünf Ex-Kolleginnen zu einer Veranstaltung in der Stadthalle Holzminden mit Dr. Mark Benecke, Kriminalbiologe und forensischer Entomologe (Entomologe = Insektenforscher).

Ich kenne Dr. Benecke aus Fernsehformaten wie „Medical Detectives – Geheimnisse der Rechtsmedizin“. Gestern Nacht erst flimmerte er über meine Mattscheibe.

Solche Dokus schaue ich mir oft an weil mich das Thema interessiert. Wie man Todesfälle aufklären kann, z. B. auch mit der Hilfe von Insektenbefall bei den Verstorbenen. Und wie weit unsere Spezialisten in diesem Thema bereits sind. Ob es ein natürlicher Tod war oder eben nicht. Wie lange jemand schon verstorben ist. Und all die anderen Umstände.

Vier meiner fünf Ex-Kolleginnen, auch alle in der Medizin beheimatet und viel mehr dran am Thema, waren schon „vorbelastet“ weil sie im letzten Jahr bei einer Veranstaltung von Dr. Benecke bereits anwesend waren. Und total positiv darüber berichteten.

Mir warfen sich nach einem Todesfall in der Familie vor vielen, vielen Jahren noch mehr Fragen auf zum Thema Sterben. Und ich brauchte all die Antworten um das verarbeiten zu können. Zum Glück gab es damals einen sehr netten Bestatter, der auf alle Fragen eine Antwort hatte und mich so nicht im Dunkeln stehen ließ. Denn zu dem Zeitpunkt war das fast noch ein Tabuthema, Man hinterfragte all das nicht, das gehört sich nicht. Das war zumindest mein Gefühl. Und auch heute noch gab es nicht selten Unverständnis als ich berichtete, wohin die Reise geht an diesem Abend.

Heute geht man mit dem Thema viel offener um. Es gibt Trauerbegleitungen, Trauergruppen und wir können in diversen Dokumentationen auch viel weiter hinter die Kulissen schauen. Wir können mit Patientenverfügungen und Vollmachten z. B. mehr Einfluss nehmen. Dinge klären, an denen die Hinterbliebenen nicht selten verzweifeln und die für Debatten sorgen. Aber das nur am Rande.

Bei Dr. Benecke fiel mir an diesem Abend auf, dass er recht strenge Regeln hatte. Keine Handyaufnahmen – kein dauerndes Flüstern – kein rein- und rausgehen während seines Vortrages. Ich verstand das erst nicht, später aber dann doch: Das Bildmaterial war echt crazy und hart, solche Bilder hatte ich selten gesehen. Deshalb sollte all das auch nicht unbedingt bei Facebook und Co. landen.

Flüstern aus dem Grund nicht, da es einigen doch flau im Magen wurde und sich Dr. Benecke auf Wortbeiträge aus dem Publikum fokussieren wollte wenn Hilfe nötig war weil jemand kollabierte. Um dann eine Pause einzulegen oder auch die Sanitäter zu rufen. Was an diesem Abend auch passierte.

Rein- und auch rausrennen stört eine Veranstaltung, ob bei Dr. Mark Benecke oder den Wildecker Herzbuben.

Zu was die Medizin, die Forschung und auch die Forensik heute in der Lage sind, das ist echt beeindruckend.

Für viele Hinterbliebene ist die Frage nach dem „warum“ und „wieso“ so wichtig. Bei Verbrechen wollen die Angehörigen vielleicht auch den genauen Ablauf verfolgen können. Und sicherlich sind sie sehr an der Aufklärung interessiert. Um den Täter bestraft zu sehen und um ein Stück weit mit dem Verlust umgehen zu können. Ob das allen gelingt, entzieht sich meiner Kenntnis.

Die Erklärungen von Dr. Mark Benecke haben einen Einblick in das geliefert, was für uns Normalos kaum vorstellbar ist. Und nein, dieser Abend war nicht dunkel, düster und schwere Kost. Es wurde auch hin und wieder gelacht über die Sprüche von Mark Benecke. Nicht in Bezug auf die Verstorbenen, sondern eher auf seine Erlebnisse bezogen.

Deshalb mein Prädikat „sehr empfehlenswert“. Und lieber Dr. Benecke, falls Sie das hier lesen: Ich feiere Sie noch heute für den Spruch mit der „Affenpocken-Quarantäne“. ^^

Gruß an Vicky, Jule, Anke, Marion und Bianca 🙂

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