Meine Bitte am Samstag, kurz bevor wir aufbrachen zum Solling Poetry Slam.
Ich hab mir echt einen Kräuterschnappes hinter die Binde gekippt weil die Aufregung Dimensionen annahm, wie ich sie das letzte Mal warhrnahm bei meiner Firmung.
Da waren Grössen anwesend den Abend, Grössen bekannter Slamer dieses Landes, Grössen wir Felix Römer, Wolf Hogekamp, Sulaiman Masomi … und dann ich da so, mit einer Fackel vom Kräuterschnappes und Schweißflecken unterm Arm die suppentellergross waren. Das war Mist, ganz großer Mist, ich wollte nämlich in einem Beitrag die Arme hochwerfen. Das Vorhaben ganz schnell abgeschminkt, wäre mir zu peinlich wenn es dann heißt:
“Die mit den riesigen Schweißflecken unterm Arm war auch nicht schlecht.“
Es gab eine Sprechprobe am Mikro, mir wurde gezeigt wie ich das Mikro nach oben drehe falls vor mir eine kleine Person dran war. Und ich steh da auf der Bühne, schaue runter in den Publikumsbereich und denke mir so:
“Steffi, was machst Du hier? Was verdammt nochmal machst Du hier? Da sitzen nachher Leute, Leute die Du vielleicht kennst, und die schauen Dich alle an und hören Dir zu und sehen vielleicht doch Deine immer größer werdenden Schweißflecken unterm Arm. Hat abhauen und kneifen einen Sinn? Mantel über – ich geh mal eine rauchen – mit 30 km/h nach Hause laufen und unterm Sofa verstecken?“.
Zu spät, es war zu spät. Die Arme auseinanderhalten damit die Suppe unterm Arm noch trocknet irgendwie. Und so saß ich da, sah wer so alles kam, es mussten Stühle geholt werden weil immer mehr kamen, Schweißflecken wurden wieder größer, ich hätte noch nen Schnappes vertragen. Veranstaltung begann, und nach den ersten Beiträgen die wirklich unglaublich gut waren, sah ich mich schon stottert und total versagend da oben stehen. Noch eine Uslarer Kaltschale an die Lippen gesetzt um irgendwie runterzukommen. Falls einige so dachten:
“Die verträgt aber was die Slammerin mit den Schweißflecken unterm Arm”, dann hätte das seine Berechtigung gehabt. Und die wussten ja nichts vom Kräuterschnappes den ich mir schon in meiner Küche reinpfiff, man gut.
Dann kam mein Name, ich da hoch, Zettel raus, Mund auf und losgelegt. Es war eine Kolumne über Single-Börsen. Ich habe am ganzen Körper gezittert, meine Stimme hat gezittert, ich dachte teilweise mir haut es gleich die Beine weg. Als dann das Publikum teilweise lachte, war ich heilfroh. Ich hätte es schlimm gefunden wenn 5 Minuten keiner was sagt, und alle total gelangweilt 3x leicht in die Hände klatschen nach meinem Auftritt, vielleicht noch rufend:
“Gib der mal einer einen Kräuterschnappes und nen Einmalwaschlappen, die ist ja fix und fertig die Frau und sie schwitzt wie Sau”.
So war es aber nicht, ich hatte eh die Arme eng an den Körper gepresst.
Es war eine tolle Erfahrung weil es für mich auch ein Selbsttest war ob ich überhaupt für eine Bühne gemacht wäre. Und wie ich es hinkriege eine Kolumne vorzulesen, denn da musst Du betonen, an den richtigen Stellen. Beim Slam ist die Aussprache, wie Du Deinen Körper einsetzt um gewisse Passagen zu unterstreichen, wie Du das Publikum einbeziehst, auch ein Kriterium.
Das Finale kam, wir standen alle nochmal auf der Bühne, und da gab es dann Preise: Unter anderem auch Uslarer Kaltschale. Das war ja was für Muttern. Und so saßen wir etwas später zu dritt in meiner Küche, Flasche vorm Hals, den Abend reflektierend. Aber was meint ihr was ich zuerst tat als ich nach Hause kam?
Shirt aus, Waschlappen mit viel Seife getränkt, Achselhöhlen abgerubbelt als gäbe es keinen Morgen mehr, Deo drunter, Schlafi an, aus die Maus.^^
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