Es kommt auf den Blickwinkel an.

(Quelle Bild: Pixabay)

Auch ich gehörte zu denen, die zu Beginn der Pandemie nicht nur Angst und Panik hatten, sondern die sich um ihr Leben beraubt fühlten.

Viele von uns schoss es von rechts nach links und von oben nach unten.

Eine noch nicht dagewesene Situation, in die man herein wachsen musste. Oder noch muss.

Viele kennen es: Morgens den Tränen nahe, mittags total gute Laune und abends dann der Absturz. Ambivalent – mein Wort des Jahres 2020.

Erst in den letzten Wochen wurde mir klar, wie dankbar ich mich in der jetzigen Situation eigentlich fühlen sollte, und das für uns kein Grund zum jammern besteht.

Wir in unserem Haushalt haben hier Jobs im systemrelevanten Bereich. Wir müssen nicht bangen um Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit.

Wir in unserem Haushalt bekommen unseren Lohn pünktlich und müssen keine finanziellen Schwierigkeiten befürchten.

Wir in unserem Haushalt wohnen ländlich, nicht in einer Großstadt in einer Dachgeschosswohnung ohne Balkon. Wir brauchen nur ein paar Minuten um in der Natur Spazieren gehen zu können.

Wir in unserem Haushalt sitzen nicht seit Wochen oder Monaten im Homeoffice, wir haben unsere Kollegen um uns. Wir lachen, wir debattieren, wir diskutieren. Das tut echt gut.

Ich habe höchsten Respekt vor den Eltern von Kindergarten- oder Schulkindern. Eltern, welche sich jetzt neu organisieren müssen und sicherlich an ihre Grenzen kommen was die Betreuung der Kinder angeht. Weil es nicht immer zu organisieren ist. Und viele exzellente Fachkräfte schon das Handtuch werfen mussten um die Notbremse zu ziehen, damit der Nachwuchs aufgefangen werden kann.

Wir in unserem Haushalt haben eigentlich wenig auszuhalten:

Ein Dach über dem Kopf, eine warme Wohnung, ein gefüllter Kühlschrank, ein regelmäßiges Einkommen, eine tolle Heimat, auch tolle Freunde, und ein positiver Blickwinkel.

Kürzlich erst mitbekommen:

Aufgrund der nicht stattfindenden Weihnachtsfeiern lassen sich einige Geschäftsführungen die „Weihnachtsfeiern to go“ einfallen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen Saft, Sekt, Mandarinen, Nüsse und Kekse überreicht. Als Dank und aus Respekt.

Aber es gibt noch immer die, welche sich über den Plastikteller darunter beschweren.

Aufgrund der gerade existieren Situation werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilweise ermutigt an einer Wichtel-Aktion teilzunehmen. Eine kleine Aufmerksamkeit für ein paar Euro, ein paar nette Worte. Einfach um zu zeigen bzw. zu demonstrieren, dass man an die Menschen denkt, welche mutterseelenallein Weihnachten verbringen. Aus dem Kreis der Kolleginnen und Kollegen.

Aber es gibt immer die, welche das Haar in der Suppe suchen und nicht in der Lage sind mal über den Tellerrand hinaus zu schauen. Und sich dazu entscheiden eben nicht daran teilzunehmen.

Und es gibt noch immer die, welche sich über diese Nächstenliebe beschweren und das alles als Nonsens betiteln und keinen Cent für die Menschen in ihrem direkten Umfeld übrig haben. Von ein paar netten Worten und Gesten ganz zu schweigen.

Wenn ich Sprüche lese wie:

„Jeder, der jetzt noch arbeitet, sollte einen Bonus bekommen“ dann wird es mir speiübel.

Denn jeder, welcher jetzt noch arbeiten darf, sollte sich glücklich schätzen. Auch wenn viele sicherlich an ihre Grenzen kommen, gerade das Pflegepersonal. Dieser Job verlangt mehr ab als manche gerade leisten können, ich weiß. Diese Menschen dürfen jammern.

Es kommt auf den Blickwinkel an. Da sollte die/der ein(e) oder andere mal in sich gehen bevor gejammert wird auf hohem Niveau. ^^

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