Der Vertrauensschaden: (M)ein Kommentar.

(Quelle Bild: Pixabay/Wokandapix)

Eigentlich möchte ich mich noch immer kneifen lassen um zu überprüfen, ob ich das Szenario der letzten Tage wirklich erlebt habe. Oder einfach nur grausam geträumt.

Es geht um die „Osterruhe“, so wurde das Drama um dieses Vorhaben bzw. Nichtvorhaben so nett betitelt.

Napoleon sagte schon vor langer Zeit:

„Das Schlimmste in allen Dingen ist die Unentschlossenheit.“

Das empfinde ich heute ganz genauso. Diese Unentschlossenheit, welche sich seit Monaten unregelmäßig wiederholt seitens unserer Politik, die macht mich echt fertig.

Nein, ich möchte sicherlich mit den Damen und Herren nicht tauschen.

Und nein, Vorwürfe machen oder schimpfen wie ein Rohrspatz, das macht die Sache nicht einfacher. Ich muss nur mal Dampf ablassen. Sie bzw. ihr müsst das jetzt kurz ertragen 😉

Die Pandemie mit all ihren negativen und grausamen Facetten ist eine Sache.

Menschen vertrauen zu müssen, welche scheinbar momentan auch überfordert sind, dann wiederum eine andere.

Nicht nur die „Osterruhe“ hat mir den Draht aus der Mütze gehauen, sondern u. a. auch die Möglichkeit der Mallorca-Urlaube sowie die Demo in Kassel. Vom Impf-Debakel ganz zu schweigen.

Wie sagte ein junger Mann kürzlich in einem Interview, warum er nach Malle geflogen ist?

„Ich muss hier mal raus!“ (sinngemäß wiedergegeben).

Verständlich, aber ich glaube wir alle müssen „hier mal raus“. Aus der Situation und vielleicht auch um einen Tapetenwechsel genießen zu dürfen. Auf andere Gedanken kommen. Runter fahren und Kräfte sammeln. Nur: Die Regeln sind aber gerade ganz andere.

Was für eine Klatsche für unsere Hotels hier in good old germany, welche keine Gäste beherbergen dürfen.

Was für eine Klatsche für unsere Gastronomie, welche Hygienekonzepte erarbeitet haben, Geld investiert, und welche nicht mal einen Apfelsaft im Außenbereich servieren dürfen.

Zu Kassel äußere ich mich lieber nur kurz, sonst kocht mir gleich wieder die Galle hoch! Wir hangeln uns von Lockdown zu Lockdown, reduzieren die Kontakte, haben unsere Masken in der Flappe hängen. Seit über einem Jahr. Und so weiter, und so fort.

In Kassel aber rennen über 20000 Menschen durch die Pampa, zu den Feinheiten muss ich hier nichts sagen, die Bilder haben Bände gesprochen.

Es soll jeder seine Meinung vertreten und für seine Sichtweise eintreten, kein Ding. Nur verstehe ich nicht wie ein solcher „Auflauf“ durchgewunken wird, während in Kleinstädten Streifenwagen hinter Kindern/Jugendlichen her fahren, weil sich diese mit vier oder auch fünf Leuten getroffen haben.

Die Leute aus der Veranstaltungsbranche, unsere Musiker, Künstler etc. füllen teils Stadien oder Hallen mit weitaus weniger Menschen. Welche sich sicherlich auch an die Hygieneregeln halten würden, beispielhafter wie es in Kassel teilweise lief. Diese Berufsgruppen bekommen nicht annähernd eine Chance. Müssen aber zuschauen, wie Demos in genau der Größenordnung durchgewunken werden. Ich weiß nicht ob ich schallend lachen soll oder stumm heulen wenn ich lese, wie sich der Verwaltungsgerichtshof nun erklären will.

Diese (für mich) teils nicht logischen Entscheidungen in vielen Bereichen, nicht nur den oben genannten, das haut mich so oft aus den Latschen.

Und die Uneinigkeit unserer Bundesländer. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Pandemie. Kaum ist etwas beschlossen, dauert es nicht lange bis die ersten Ministerpräsidenten mäkeln, hier nicht mit spielen möchten und da die Dinge gerne anders machen würden. Es ist so ermüdend. Und bremst so vieles aus.

Frei nach dem Motto:

„Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“

Es verwirrt und es ist auch kräftezehrend. Wenn unsere Ministerpräsidenten schon keinen gemeinsamen Nenner finden, wie sollen wir dann eine Marschrichtung erkennen und dieser folgen? Ich bin 50 Jahre alt und noch halbwegs fit in der Rübe. Wie soll das Chaos ein alter Mensch verstehen? Oder auch ein junger Mensch?

Für mich, neben den Kindern/Jugendlichen, sind die Senioren die Verlierer in der Pandemie.

Nur mal am Rande: Ich habe letztens einen älteren Mann beim Einkaufen beobachtet, welcher aufgrund einer Arthrose (oder so ähnlich) die Maske nicht aufgesetzt bekam. Er hat so lange gekämpft mit dem Teil, ich hätte heulen können bei diesem Anblick. Und ich will nicht wissen, wie oft er in der Woche diesen Kampf auf sich nehmen muss.

Ältere Menschen, teils schlecht sehend und hörend, verstehen wahrscheinlich stellenweise die Welt nicht mehr. Unsereins muss sich ja mittlerweile durch die Regeln kämpfen. Wie machen das betagtere Herrschaften ohne Familie oder sonstige soziale Kontakte, welche ihnen die wichtigsten Neuerungen, Regeln, Pläne erklären? Weil sie die Nachrichten nicht gut verstehen konnten zum Beispiel? Oder die Zeitung nicht mehr lesen? Hat denen vor ein paar Tagen jemand die „Osterruhe“ näher gebracht um nun wieder alles zu dementieren? Was macht so etwas mit einem Menschen, welcher schon viel erlebt hat in seinem Leben? Ich kann verstehen wenn diese Menschen verrückt werden oder ihren Lebensmut verlieren.

Denken die Damen und Herren aus der Politik darüber eigentlich mal nach? Sind sich diese Damen und Herren bewußt, was dieses „rein in die Kartoffeln und wieder raus aus den Kartoffeln“ mit uns allen macht?

Warum tagen diese Damen und Herren bis in die Nacht und über Stunden, wenn am Ende kein gemeinsamer Nenner gefunden wird und jeder wieder sein eigenes Süppchen kocht? Immer und immer wieder?

Bekommen diese Damen und Herren eigentlich etwas mit bezüglich der Stimmung in diesem Land?

Fragen über Fragen, mit Antworten rechne ich schon nicht mehr.

Ich darf mich nicht beschweren, wie schon so oft gesagt. Wir sind gesund, haben einen Job, ein Dach über dem Kopf, soziale Kontakte im beruflichen Alltag. Das will ich auch echt nicht ausblenden oder schlecht reden.

Aber heute ist so ein Tag, an dem ich den Kopf auch mal hängen lassen muss und auch verzweifelt sein darf. An dem ich zugeben kann, dass ich all die Widersprüche und Richtungswechsel nicht mehr verstehe. Dass mich all das wütend macht. Und dass ich am Abend nichts mehr von Corona hören möchte. Weil für mich, gerade heute, diese Unentschlossenheit kaum zu ertragen ist. Um wieder auf das Zitat von Napoleon zurück zu kommen.

Aber: Morgen ist ein neuer Tag, wahrscheinlich oder hoffentlich mit mehr Zuversicht.

Enden wir mit einem positiven Zitat:

Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.
Immanuel Kant

Mit dem zweiten Ding starte ich in Kürze. ^^

Share