(Quelle Bild: Pixabay/geralt)
Eine fast schon gespenstische Begebenheit gestern beim Einkaufen.
Ich war an der Kasse und räumte meine Einkäufe vom Band in den Wagen. Hinter mir stand ein junges Mädchen, zumindest schätzte ich sie jung ein so mit Maske. Und sie sprach vor sich hin. Ich, teils ja taub wie eine Schelle, verstand immer
„ich will das nicht.“ oder so ähnlich.
Gott, ich war echt erschrocken und fragte mich, warum sie das scheinbar grundlos vor sich hin sagte. Ob ich das überhaupt richtig verstanden hatte.
Wollte sie meine Schnitzel nicht oder meine Aufbackbrötchen?
Wollte sie nicht, dass ich vor ihr stehe?
Waren es die Kippen, die sie nicht wollte?
Findet sie meine Schuhe doof oder mein Eau der Toilette?
Ich war echt verunsichert und auch genervt. Dachte aber mittendrin auch, dass sie vielleicht ein Problem hat im psychischen Bereich, da bin ich ehrlich. Und für kurze Zeit kam mir in den Sinn, dass ich gleich welche auf die Schn*uze kriege, Corona-Koller oder so.
Ich schaute mir die junge Dame genauer an und sah, dass sie ein Headset im Ohr hatte. Heißt, sie schien zu telefonieren. Im Discouter des Vertrauens. An Kasse Nummer 3 neben den Kippen.
Ich bin auch ein Online-Junkie, mein Handy ist immer in der Tasche oder Jacke oder steckt hinten in der Jeans. Aber es gibt Orte, dazu gehören Geschäfte, in denen ich es echt vermeide zu telefonieren. Weil es mir peinlich wäre. So wichtig bin ich nicht, dass ich zwischen Hundefutter und Tiefkühltorte telefonieren muss. In Gegenwart mir fremder Menschen.
Bei mir gab es auch noch nie ein Headset, auch keine Freisprecheinrichtung.
Ich sehe nach dem Einkauf oder nach Feierabend wer mich versucht hat zu erreichen. Und kann dann in meinen eigenen vier Wänden zurück rufen. Oder auch nicht 😉
Telefonieren ist für mich eine recht private Angelegenheit. Aber scheinbar bin ich auf dem Gebiet „old school“.
Vor ein paar Wochen bekam ich ebenfalls beim Einkaufen mit, wie ein Mann total hektisch das Handy aus der Hosentasche friemelte und aufgeregt telefonierte. Irgendwas war nicht mehr zu bekommen, er schien mit der Dame des Hauses Kontakt aufgenommen zu haben um eine Alternative zu erfragen. Das war `ne lebhafte, lange Debatte. Ich war kurz davor zu sagen:
„Nehmen Sie doch einfach den Gin mit, sind noch 3 Paletten da, gönnen Sie sich einen mit der Herzdame. Und legen Sie jetzt auf!“
Teilweise kann man beim Anstehen an der Kasse aber auch total witzige, nicht selten total nervige Klingeltöne hören.
Unvergessen die Situation, als auf einem Elternabend vor Jahren, es war ein Gesamtelternabend, das Telefon eines Vaters ging: Klingelton war Volksmusik!
Während der Saal laut lachend fast vom Stuhl rutschte, die Veranstaltung kurz auf Eis gelegt werden musste, nahm er das Telefonat an, legte aufgrund der Situation allerdings schnell wieder auf und machte das Handy dann komplett aus mit hochrotem Kopp.
Vielleicht bin ich zu naiv um zu verstehen, wie wichtig Telefonate immer und überall sind. Dass scheinbar einige Menschen bei so belanglosen Dingen wie Brötchen holen erreichbar sein müssen.
Zum Glück bin ich es nicht, und kann das Ding in meiner Handtasche vibrieren lassen bis zum Gang auf den Parkplatz bzw. der Ankunft in der heimischen Bude.
Aber mich interessiert echt noch immer, was die junge Dame so vehement nicht wollte. Mein Eau de Toilette kann es nicht gewesen sein, das war arschteuer und riecht göttlich. ^^