Die Vorkomnisse in Höxter-Bosseborn erschüttern dieser Tage die Nation. Es wird viel darüber berichtet, spekuliert, diskutiert, geurteilt.
Viele stellen sich die Frage, wie Frauen auf diesen Typ Mann (Bestie trifft es wohl eher) reinfallen konnten. Sind wir mal ehrlich zu uns selbst: Sind wir nicht fast alle schon um haaresbreite an Menschen geraten, bei denen wir hinterher merkten oder herausbekamen, dass etwas nicht stimmt? Ich bin eigentlich ein sehr ängstlicher und vorsichtiger Mensch, schlafe nicht auf dem Baum und möchte behaupten, eine gute Menschenkenntnis zu haben. Aber auch ich habe zwei heftige Bekanntschaften gemacht vor langer Zeit. Und nie hätte ich damit gerechnet, an solche Männer zu geraten.
Ich lernte vor elendig vielen Jahren einen Mann kennen, ich glaube das war über eine Zeitungsannonce. Geschäftsmann, gutaussehend, sympathisch, mit Benehmen. Wir hatten Kontakt via SMS, ich hatte nicht mal einen PC zu dieser Zeit. Telefoniert hatten wir auch. Eines Abends bekam ich eine SMS, er stünde gerade vor meiner Tür, und hätte einen Brief in meinen Briefkasten geworfen. Ich hatte diesem Mann nie meine Adresse mitgeteilt. Nachdem ich ihn bat er möge abhauen, weil sowas echt das letzte ist, ich ihn nie eingeladen hatte, bekam ich eine SMS. Ich soll auf mich aufpassen, weil es sein kann, dass ich in den nächsten Tagen ein Messer im Rücken habe, wenn ich vor die Tür trete.
Fall Nr. 2: Ich lernte bei „Wer kennt wen“ einen Mann kennen. Er hatte mich dort angeschrieben. Der schriftliche Austausch war nett. Das Telefonat irgendwann auch. Mich störte nur sein dreckiges Lachen, das war kaum zu ertragen. Als ich über eine Statusmeldung bei FB jemanden suchte, der mich zu einer Untersuchung fahren kann, bei der ich nicht in der Lage bin selber einen PKW zu steuern, bot sich dieser Mann mehr als 1x an, immer wieder. Weil ich aber dieses grausame Lachen von ihm nicht aus dem Kopf bekam, lehnte ich dankend ab. Einige Zeit später waren seine Profile gelöscht, ich ahnte nicht warum. Durch einen dummen Zufall, die Welt ist klein, erzählt mir meine Kollegin von einem Fall in der Nähe meines Arbeitsortes, bei dem ein Mann in Haft genommen wurde, der seine Kinder gequält hat. Das war der Mann mit dem dreckigen Lachen.
Ich war einfach nur froh, diese beiden Männer nie persönlich getroffen zu haben, keinen weiteren Kontakt als den schriftlichen zugelassen zu haben.
Warum erzähle ich das?
Auch ich musste erst lernen, dass zwischen dem was man mir schreibt oder erzählt, und zwischen dem was wahrhaftig ist, Welten liegen. Ich habe in den letzten Jahren mein Lehrgeld mehr als 1x bezahlt. Die Zeiten sind schon lange vorbei, als man sich bei Sonnenuntergang auf einer Waldlichtung mit einem Fremden treffen konnte. Gerade im Internet und gerade in Singlebörsen tummeln sich viele kranke Seelen. Damals habe ich folgendes gemacht wenn ich zu einem Date ging: Ich habe eine Freundin darüber informiert, und sie gebeten mich telefonisch zu kontaktieren zwischendurch. So konnte ich sagen ob alles okay ist. Kamen mir die Typen suspekt vor, fuhr ich unter einem Vorwand nach Hause und brach den Kontakt sofort ab.
Wir sind alle nicht davor gefeit, einem solch kranken Menschen wie Wilfried W. zu begegnen. Ich kann mir gut vorstellen dass er die Frauen umgarnte, eine Masche drauf hatte sie an sich zu binden. Wahrscheinlich waren ihm genau die Frauen ausgeliefert, die sehr einsam waren. Leichte Beute sozusagen. Sie hofften vielleicht einfach nur auf einen Mann der sie liebt, respektiert, und mit ihnen einen schönen Lebensabend verbringt.
Der Grad zwischen unserem Urvertrauen und dem heute so dringend empfohlenen Mißtrauen ist ein schmaler Grad geworden. Leider. Das habe ich nach den zwei Begegnungen sehr schnell gelernt.