Zufußgehen ist eigentlich auch mal schön.

Gestern Abend klingelte mein Telefon, meine Nachbarin/Freundin war dran.
Sie so: “Hier, Steffi, wir gehen zum Public Viewing mit ein paar Leuten. Kommste mit?”
Ich so: “Ich muss noch Einkaufen, vielleicht komme ich nach.”
Sie so: “Machst Du doch eh nicht, wie immer!”
Ich so: “Hey, so nicht. Ich komme später nach.”
Das ließ ich nicht auf mir sitzen.
So wackelte ich kurz vor 21 Uhr los. Himmel, war das eine Strecke. Ich habe gepumpt wie ein Maikäfer. Und zur Kenntnis genommen, welche Geschäfte hier in dieser zauberhaften Kleinstadt neu eröffnet wurden. Ja, man sollte öfter mal auf das Auto verzichten und laufen, sieht man mehr.
Wisst ihr was total ätzend ist? Wenn man einen Raum voller Menschen betritt, abgedunkelt, und seine Leute nicht sieht. Und wenn man dann auch noch im Bild steht. Rufe von hinten:
“Ey, weg da!”
Da riefen mich aber meine Nachbarn schon. Wir saßen in der Mitte, und ich bin groß. Da ich nicht riskieren wollte, dass man mich von hinten mit Pommes bewirft weil ich im Weg bin, saß ich knapp 40 Minuten nach vorne gebeugt. Wie behämmert das auf andere gewirkt haben muss. Mein Überlegung: Nach der Halbzeit raus und durch die großen Fenster weiterschauen. Da kannste auch paffen, da steht die Theke, da gibt es Bratwurst. Es war mein Abend.
Jetzt bin ich ja nicht soooooooo der Fußball-Fan. Um mich rum immer Kommentare wie “Schiri, das war Abseits” oder “Nee, jetzt lasst den nicht den 11er schießen” oder “das hat er letztens schon verkackt.” Und ich mittendrin, immer zustimmend genickt.
Eigentlich habe ich zu 70% gequatscht in den 2. Halbzeit, zu 20% zugeschaut, und 10% auf der sanitären Anlage verbracht. 1x Bier, immer pullern, ihr kennt das ja. Ich war fast immer zeitgleich mit einem jungen Mann auf der Toilette.
Ich zu ihm: “Wir pullern synchron.”
Er zu mir: “Man könnte meinen, ich bin eine Frau.”
Ich zu ihm: “Oder ich ein Mann.”
Wir waren eine recht große Truppe, an Getränken mangelte es uns nicht.
Ich bekam dann gestern erst mit, dass andere Nachbarn noch ein Baby bekommen haben.
Ich sah gestern Cheryl, die bei “The voice” dabei war.
Und seit gestern weiß ich auch, dass sich manche vor Spielbeginn schon so einen aufhelfen, dass sie den Schlußpfiff nicht mehr erleben.
Der Rückweg war total easy, meine Nachbarn und ich eierten mit Taschenlampen ausgerüstet durch die Strassen Uslars. Nach Mitternacht gehen hier die Laternen aus müsst ihr wissen. Unsere Laternen waren etwas an, das kam von den vielen Runden.
Und ich bin nachtblind. Ohne die Taschenlampen der beiden hätte ich 5x mehr Zeit nach Hause gebraucht, und wäre tastend durch die Dunkelheit gestolpert. Dass wirkt auf andere, als wäre ich voll wie ein Melkeimer. Oder komplett blind mit Hang zu lateinamerikanischen Tänzen. Aber ich liebe solche Abende wenn man in einer Kleinstadt lebt. Jeder kennt jeden, man ist auf dem neusten Stand was die privaten Angelegenheiten betrifft. Und man lernt hier noch andere Menschen vor dem Klo kennen. Nicht gerade romantisch, aber effektiv. So muss das, dabei ist alles. ^^

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