Bitte was?

Ich war gestern mit meinem Vater zu einer Untersuchung im Krankenhaus. Ich kannte das Haus noch nicht, und war total gespannt.
So wie ich das sah, war es eine Art Notaufnahme, in der Nähe einer diagnostischen Abteilung.
Und plötzlich höre ich, wie sich zwei Ärzte laut unterhalten. Auf dem Flur, auf dem auch wir Wartenden saßen.
Ich hörte nur Fetzen, in etwa so:
“Wenn da eine Klage ins Haus kommt von Patienten, … die gewinnen ja meist … “ Blablabla.
Ich dachte ich breche ab!
Da stehen diese beiden Halbgötter in Weiß auf dem Flur, und besprechen solche Themen in Anwesenheit von uns. Ich dachte:
“Ach Du Scheiße, was ist das denn für ein Laden? Haben die hier etwa desöfteren Prozesse zu führen?”
Das war der erste Punkt an dem ich dieses Haus nicht besonders vertrauensvoll fand, oder besser gesagt die Hose war schon halbvoll.
Dann gings weiter:
“Du musst Dir immer Handschuhe anziehen. Ich finde das soooo ekelhaft wenn ich da Bazillen an der Hand habe.”
Die anderen Patienten waren so am schmunzeln.
Mein zweiter Gedanke war dann der, ich bin bei der versteckten Kamera! Die Hose war zu ¾ voll!
Wie können zwei Mediziner, die in einem Alter zu sein schienen, in dem man gefühlte 2.375.473 Handschuhe getragen haben muss, eine derartige Konversation betreiben? Vor unseren Ohren?
Krönung des Ganzen:
Eine Schwester telefonierte, so laut dass wir wieder alles hören konnten. Da war eine Aufnahmebogen nicht mehr zu finden, anscheinend weg. Schon allein die Erklärung in welchem Teil der Patientenakte diese zu finden wäre, fand ich total daneben.
Ihr Wortlaut am Telefon:
“Wenn er sich im Bett breitgemacht hat, lass ihn den nochmal ausfüllen.”
Den Name des Patienten hatte ich auch verstanden.
Da war aus bei mir, da war die Hose randvoll. Ich war froh, dass mein Vater seine Hörgeräte nicht trug, und das alles nicht mitbekam. Mein Fazit gestern: Ich werde dieses Haus als Patientin nicht betreten, jedenfalls nicht bei Bewußtsein.
Wie kann medizinisches Personal, welches das Haus bestmöglich präsentieren sollte, sich solche Ausrutscher erlauben? Für gewisse Gespräche sollte man die Türen schliessen, oder sich von den Patienten entfernen. Ich habe mich echt fremdgeschämt für dieses Verhalten.
Und sah mich vor meinem geistigen Auge in einem Bett liegend, die zwei Ärzte erzählen mir dass sie meine Bazillen ekelhaft finden, dass es zum Prozess kommen wird deswegen, und die Schwester deshalb unter meinem Bett rumkrabbelt, weil sie meinen Aufnahmebogen sucht.

Es reden immer alle von Schweigepflicht, dafür musste ich schon unterschreiben als ich meine Lehre anfing.
Manchmal ist davon aber nicht viel zu merken in Praxen/Kliniken. Anmeldungen und Wartezimmer gehen heutzutage oft fliessend ineinander über. Telefonate werden geführt; für die anderen Patienten hörbar. Es wird gefragt warum jemand den Arzt konsultieren möchte; für die anderen Patienten hörbar.
Man bekommt Rezepte, Überweisungen, am besten noch den Inhalt mal kurz erklärt, und das alles für die anderen Patienten hörbar.
Ich möchte nicht, dass jeder weiß warum ich den Arzt sprechen muss. Ich mag es auch nicht, dass mir beispielsweise laut erklärt wird wo der nächste Proktologe ist, oder dass die Pilzsalbe für “untenrum” zuzahlungspflichtig ist. Das ist nämlich für mich dann keine Schweigepflicht mehr.
Genauso benimmt es sich nicht, dass Patienten vor anderen Patienten auf versäumte Zahlungen angesprochen werden. Das klärt man im Sprechzimmer hinter verschlossenen Türen. Mein Bankberater kommt auch nicht in die Schalterhalle gelaufen und brüllt:
“Hey, Wernersche, was ist denn auf dem Konto los? Jetzt aber schnell 5,40 Euro Überziehungszinsen abgedrückt, aber ganz schnell, mein Fräulein.”
Die Banken haben beinahe eine besser eingehaltene Schweigepflicht als die medizinischen Berufe.
Wenn ich mit z. B. mit Patienten telefonieren würde, und da stehen andere Leute, dann sage ich nicht:
“Ist gut Herr Boll-Vlotho, die nächste Hämorrhoidenverödung wieder in 4 Wochen. Und das Problem mit Viagra müssen Sie mit Herrn Doktor selber besprechen, da kann ich nichts zu sagen. Gruß an ihre Frau, die Abstriche auf Clamydien und den weichen Schanker waren in Ordnung. Ihr Sohn muss noch die Prostatavorsorge-Untersuchung bezahlen, richten Sie das bitte dem Stephan aus. Und für die Ulrike liegt hier eine Broschüre zu alternativen Verhütungsmethoden, bei ihrer Aktivität in dem Bereich sicherlich interessant. Also ich meine Ulrike jetzt, nicht Sie.”
Sowas gehört sich einfach nicht, man nennt (für andere hörbar) keine Namen, keine Diagnosen etc. Heutzutage ist das aber anscheinend Gang und Gebe. Von der Tatsache, dass Dinge besprochen werden wie eingangs der Kolumne genannt, ganz zu schweigen.

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25.11.2015:

Am vorletzten Montag, als noch nicht beschlossen war dass das Spiel Deutschland-Niederlande abgesagt war, lief bei mir das Radio, der Fernseher, der Rechner, und das Smartphone war immer in Nähe. Als die Meldung kam dass das Spiel nicht stattfindet wegen Verdachtsmomenten, war ich im ersten Moment unglaublich wütend weil ich eh nicht verstanden habe warum dieses Spiel ausgetragen werden soll. 4 Tage nach Paris war die Entscheidung zu spielen für mich nicht nachvollziehbar. Meine Startseite bei Facebook überschlug sich, private Meinungen wurden gepostet, Nachrichtenagenturen und Magazine berichteten fast ohne Pause über Vermutungen, Spekulationen, Erkenntnisse. Da bekam ich richtige Angst. Angst davor, dass ich mit 45 Jahren etwas erleben muss, was meine Eltern erlebten: Den Krieg. Die Fülle an Nachrichten und Meldungen machte es mir unmöglich ins Bett zu gehen. Viele Diskussionen bei Facebook kippten, Emotionen wurden in Worte gefasst. Nachdem gemeldet wurde dass der Bahnhof in Hannover auch unter Verdacht steht, las ich eines immer wieder: “Ich habe Angst!” Viele jungen Menschen vermittelten den Eindruck schier zu verzweifeln, ich konnte das in einigen Kommentaren mitlesen. Und ich fragte mich wer sich jetzt dieser Menschen annimmt und beruhigt dass sie schlafen können. Menschen die sagten dass sie dem Terror die Stirn bieten und auch weiterhin auf öffentliche Veranstaltungen gehen, diskutierten mit denen die ihre Angst zugaben. Es waren nicht immer schöne Diskussionen, es ging ans Eingemachte und wurde teilweise sehr persönlich, auch was Beleidigungen etc. betraf. Und zu späterer Stunden bekam ich eine whatsapp-Nachricht einer jungen Frau, die u. a. folgendes schrieb: > “Ich gehe jeden Tag mit einer Höllenpanik zur Arbeit, durch den Göttinger Bahnhof und warte mit Angst auf meinen Zug. … Ich habe Angst um mein, Dein, unser Leben. Hab Dich lieb Steffi.”<
Ich war nicht in der Lage noch etwas zu erwidern.

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Das wird jetzt quasi ein Tohuwabohu aus zwei Kolumnen/Thematiken, kann ich ja auch sowas.

Ein Musiker verarbeitet bestimmte Dinge indem er vielleicht ein Liedchen trällert oder auf seiner Triangel oder Okulele rumhämmert.
Ein Maler verarbeitet bestimmte Dinge indem er vielleicht 145x das Haus vom Nikolaus malt oder ein Manga in der Hardcore-Version.
Ein Künstler verarbeitet bestimmte Dinge indem er vielleicht einen Kerzenständer lötet oder mit einer Stichsäge Arielle die Meerjungfrau aussägt.
Und Helge Schneider ißt eine Mandarine.
Ich schreibe dann, das ist meine Art bestimmte Dinge zu verarbeiten. Seit gestern spätabend ist mir nach Normalität. Wäre es nicht so spät gewesen, dann hätte ich mir gerne noch stundenlang eine Doku über Dampflokomotiven aus dem letzten Jahrhundert angeschaut oder stundenlange Aufnahmen eines Goldfisches im Glas, linksdrehend. Ich hab heute jedes Lachen genossen, jedes Gespräch privates betreffend, jeden Gedankengang der nicht mit dem Terror in Verbindung stand. Ich gehe da jetzt auch nicht näher drauf ein, ich glaube viele von Euch sind auch am Ende mit der Bereifung. Ich habe viel nachdenkliches geschrieben, auch über mein privates Profil, und kann nachvollziehen dass es den ein oder anderen runterzieht.
Warum ich das hier schreibe hat folgenden Grund: Gestern wurde ich nach einem privaten Posting, welches sich darauf bezog dass ich nicht verstehen kann warum man dem Spiel gestern zustimmte, u. a. folgenden Eintrag darunter enthielt:
“Kann es sein dass Du unter Größenwahn leidest? Du scheinst das innere Bedürnis zu haben, jeden Tag etwas schreiben zu müssen. Vielleicht solltest Du Deine Schweigeminute einfach mal auf ein paar Tage ausdehnen und einfach mal Deine Klappe halten!!!!!”
Folgendes dazu: Hier MUSS keiner mitlesen, das ist ne ganz freiwillige Nummer. Hier muss auch keiner was bezahlen oder eine Waschmaschine auf Raten kaufen. Ebenso muss hier keiner eine Rikscha leasen oder um eine Heizdecke knobeln. Das ist hier quasi umsonst und freiwillig. Wer sich genervt oder belästigt fühlt, entliked mich einfach, abonniert mich nicht mehr und hat Ruhe. Ich werd einen Teufel tun und mir den Mund verbieten lassen, schon garnicht auf so eine, wie ich finde, recht aggressive und anscheinend einer schlechten Kinderstube entsprungenen Art und Weise. Ganz im Gegenteil: Nach solchen “Fürbitten” an meine Person arbeite ich fieberhaft an weiteren Kolumnen und spame hier alles voll. Wer sich dennoch irrsinnig gestört fühlt, reiche mir die Privatrezepte für die Nerventropfen ein oder die Beruhigungszäpfchen, ich übernehme das dann. Oder ich schick den Leuten einen guten Obstler zu mit einer dicken Birne drin, können sich die, die sich belästigt fühlen einen hinter die Binde kippen. Eine Rikscha-Fahrt zum entspannen biete ich jetzt nicht an, dafür bin zu faul und zu unsportlich.
Ich halte dann meinen Mund wenn ich es möchte, oder eine trockene Zunge habe, nicht wenn es mir jemand nahelegt, bei Facebook, ich wiederhole: Bei Facebook. Das ist als sage ich zu jemanden bei Nordsee: “Du ißt hier bitte keinen Fisch!”
Als Kolumnistin die Klappe halten ist hier sinnlos weil ich schreibe. Und das mach ich nicht mit meinen Frontzähnen oder dem Gaumensegel, das kommt ja noch erschwerend hinzu.
Wenn mir einer den Mund verbieten darf mit 45 Jahren, dann mein Papa. Auf den höre ich allerdings auch, und der bekommt in den Obstler eine richtig dicke, fette, pralle Birne.
Kritik und Diskussionen auf zivilisiertem Niveau sind gerne gesehen, von allem anderen werde ich mich privat und auch auf dieser Seite schnellstmöglich distanzieren.
Ich geh jetzt aufs Sofa, kommt vielleicht noch ein Bericht über das Töpfern im Mittelalter unplugged, man weiß es nicht.  ^^

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Die Stimmung vor der französischen Botschaft in Berlin ist schwer in Worte zu fassen.

Es sollte ein Wochenende werden zum entspannen, mit viel Spaß, Party und Sightseeing. Als wir am Freitag im Hotel die Meldung vom Terroranschlag zur Kenntnis nahmen, lief hier die halbe Nacht der Fernseher weil man begreifen möchte und informiert sein will was genau passierte. Am Pariser Platz, Brandenburger Tor, vor der französischen Botschaft war vorhin eine Stimmung die man nicht beschreiben kann, es lagen Emotionen in der Luft. Ein grosses Polizeiaufgebot, vor der Botschaft wurden Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Als Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Sigmar Gabriel die Botschaft betraten und verließen, war es still, ganz still. Vom Kloß im Hals bis Gänsehaut über feuchte Augen war alles dabei. Kamerateams filmten, neben mir telefonierte ein Franzose, eine Mutter erklärte ihrem Kind wer die Leute in den schwarzen Limousinen sind. Und ich stell mir gerade zum 100x heute die Frage, wie krank die Welt mitunter ist, und wo das noch alles hinführen soll.

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Und plötzlich wendet sich das Blatt

Erinnert ihr Euch noch an Eure Kindheit? An die Momente als Eure Eltern noch dafür sorgten dass ihr lernt, dass ihr lebt, dass ihr nicht leidet, dass ihr Euch weiterentwickelt, dass ihr einen gewissen Grad an Lebensqualität Euer Eigen nennt, einfach weil es besser ist? Kurz und gut: Dass es Euch gutgeht, einfach nur gutgeht. Dass es Euch an nichts mangelt, dass es Euch an nichts fehlt, dass ihr Euch gut fühlt, dass ihr Euch wohlfühlt.
Es waren unsere Mütter und Väter die uns die Windeln wechselten, die uns anzogen, auszogen, umzogen. Die uns bei Dingen halfen, die wir aufgrund unserer Motorik noch nicht konnten weil wir sie noch nicht gelernt hatten, weil wir erst auf dem Weg dahin waren gewisse Dinge zu verinnerlichen.
Es waren unsere Mütter und Väter die uns das Laufen lernten und uns hielten, die uns beibrachten wie wir eine Tasse halten beim Trinken, die uns beibrachten wie wir unser Besteck halten oder generell beim Essen Hilfestellung gaben.
Es waren unsere Eltern die uns in die Wanne setzten, uns wuschen, die unsere Zähne putzten, uns in einem warmen Handtuch abrubbelten und mit frischem Schlafanzug ins Bett brachten.
Es waren unsere Mütter und Väter die unsere Wunden versorgten nach kleinen Unfällen, sich um uns kümmerten wenn wir krank waren, die selber krank waren vor Kummer wenn wir litten.

Und plötzlich wendet sich das Blatt …
Plötzlich bemerkst Du an gewissen Situationen, dass die Seiten wechseln, dass DU zu einem Zeitpunkt der ungewiss ist, nicht eintreten muss aber eintreten kann, plötzlich Deinen Eltern gegenüber der Part bist der für Deine Mutter oder Deinen Vater sorgt dass sie nicht verlernen, dass sie leben, dass sie nicht leiden, dass es ihnen gutgeht.
Die Situation seine Eltern plötzlich bei den Dingen zu unterstützen bei denen sie Dich als Kind unterstützen, scheint so unreal, so verschoben, so schmerzhaft. Man will nicht wahrhaben dass da eine Säule wegbricht die immer da war.
Plötzlich wendet sich das Blatt und Du als Kind bist der starke Part, der Part der die Oberhand hat, der Part der das alles im Griff haben will oder haben muss um sie zu unterstützen. Die Basis schwindet, die Basis die uns immer die Gewissheit und das Vertrauen gab: Da sind die Eltern, unsere Eltern, und die sind für uns da, ein Leben lang, immer und überall.
Plötzlich wendet sich das Blatt und Du bist die Person die Deinen Eltern Halt gibt, die Person die beim Halten der Tasse hilft oder unauffällig das Besteck übernimmt damit kleine Pannen beim Essen nicht zu schmerzlich peinlich erscheinen.
Plötzlich bist Du die Person die Deine Eltern in die Wanne setzt, sie wäscht, ihnen die Zähne putzt, sie mit einem warmen Handtuch abrubbelt und mit frischem Schlafanzug ins Bett bringt.
Plötzlich bist Du die Person die mit ihnen zum Arzt fährt, sie in in die Klinik begleitest, die Hand haltend und tröstende Worte flüsternd.
Plötzlich wendet sich das Blatt und Du bist das Fundament.
Du hörst Sätze wie: „Mir ist das so peinlich, tut mir leid dass ich Dich damit belaste.“
Und Du denkst und sagst: „War es mir peinlich als Du damals dasselbe für mich getan hast und ich Dich belastete? Nein, es ist alles gut.“
Plötzlich wendet sich das Blatt und Du erkennst dass die Menschen, die für Dich Schutz und Ruhe und Geborgenheit bedeuteten, jetzt das gleiche von Dir verlangen, bewusst oder unbewusst, egal, sie brauchen Dich.
Plötzlich wendet sich das Blatt, nicht Deine Eltern suchen für Dich einen Kindergarten- oder Hortplatz, eine Schule die unseren Ansprüchen gerecht wurde, also einen Ort der Dich behütet wenn Sie es durch den Job nicht können, einen Ort an dem Du sozial integriert werden sollst.
DU musst jetzt u. U. einen Platz in einer Tagespflege oder schlimmstenfalls einem Pflegeheim suchen, weil es unsere Jobs verlangen und wir es zeitlich und körperlich nicht mehr schaffen. Dann suchen wir die Orte aus um unsere Eltern sozial integriert und gut versorgt zu wissen.
Dann stehen nicht wir total verzweifelt, weinend und traurig hinter der Tür einer Einrichtung die nicht unser zu Hause ist weil wir Heimweh haben, sondern vielleicht unsere Eltern.
Dann spüren wir wie sie sich wohl gefühlt haben müssen als wir hinter einer Glastür standen, mit kleiner Tasche oder einem buntem Ranzen über der Schulter, und wieder mit nach Hause wollten, weinend und traurig.
Wenn sich das Blatt wendet, sind in unseren Gedanken immer wieder Bilder aus der Kindheit, Gerüche die immer in unserer Nase bleiben, Worte die immer nachklingen, Situationen und Momente die sich wiederholen, ein Flashback nach dem anderen.
Aber nicht jede Wendung diese Blattes ist mit positiven Erinnerungen gespickt oder einem guten Gefühl.
Sicherlich haben viele von uns auch Bilder im Kopf die nicht schön sind, Gerüche die Angst machen, Worte die wehtun weil sie furchtbar waren, Situationen und Momente die schmerzen.

Und irgendwann kommt der Zeitpunkt da wendet sich abermals das Blatt.
Plötzlich wendet sich das Blatt und Du bist die Person der man beim Halten der Tasse hilft oder bei der man unauffällig das Besteck übernimmt damit kleine Pannen beim Essen nicht zu schmerzlich peinlich erscheinen.
Du bist die Person die von Deinen Kindern gewaschen wird, der man beim Toilettengang hilft, die zum Arzt gefahren, wird, die in die Klinik begleitet werden muss, die streichelnde Hände braucht und geflüsterte tröstende Worte.
Plötzlich bist Du die Person die nicht mehr alles wichtige klärt, die nicht mehr die Oberhand hat, die nicht mehr zuständig ist für die Menschen, denen man alles wichtige beigebracht hat, oder es zumindest versuchte.
Plötzlich hörst Du Dich sagen: „Mir ist das so peinlich, tut mir leid dass ich Dich damit belaste.“
Und Du hörst vielleicht Sätze, die Du schon sagtest: „War es mir peinlich als Du damals dasselbe für mich getan hast und ich Dich belastete? Nein, es ist alles gut.“

Ich habe Angst davor dann nicht zu wissen wer ich bin oder war, wer die Person da neben mir ist, wen ich noch erkenne, wie ich mich benehme, ob ich lange leiden muss, wie ich gehen werde, wie lange ich Menschen zur Last falle und wer in der letzter Instanz da ist, für mich da ist.

Und so wendet sich das Blatt, jetzt in diesem Moment für viele die wir nicht mal kennen, irgendwann oder auch schon lange für viele die wir kennen, aber ganz sicher für uns.
Das Blatt wendet sich, von Generation zu Generation, immer und immer und immer wieder …

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Komisch dass man sich mit manchen Menschen erst beschäftigt, wenn sie nicht mehr da sind.

Nachdem vorgestern die Nachricht dass Helmut Schmidt verstorben ist für unendlich viel Aufmerksamkeit und Bekundungen sorgte, sah ich mir eine Sondersendung an. Ich kenne den Name und das Gesicht eher noch aus meiner Kindheit, aus dem Geschichtsunterricht, da mussten wir auch angeben welcher Kanzler von wann bis wann am Ruder war. Ich hab Helmut Schmidt und Willy Brandt immer verwechselt, warum auch immer.
Als Helmut Schmidt als Kanzler abtrat war ich 12 Jahre alt, und hatte so gar kein Interesse an Politik, verständlich. Als ich dann gestern die Sendung sah und echt zum ersten Mal hörte dass Helmut Schmidt damals, 1962 bei der Sturmflut in Hamburg, ein großartiger Koordinator war, und dass er große Stücke auch z. B. auf die Feuerwehren hielt, war ich schon beschämt dass ich das alles erst jetzt erfahre und mich dafür interessiere.
Ebenso waren mir die Hintergründe zu Hanns Martin Schleyer nicht mehr präsent, bzw. habe ich das gestern erst in vollem Umfang verstanden.
Mir war das echt peinlich so wenig Wissen gehabt zu haben.
Aber was mich beeindruckte und bewegte ist die Tatsache, dass er über 80 Jahre lang an der Seite von seiner “Loki” war. Das muss man sich mal vorstellen, über 80 Jahre. In alten Aufnahmen war auch sie gestern zu hören, und sie beschrieben es beide so niedlich. Mit 10 Jahren kennengelernt, man mochte sich und brauchte sich und ergänzte sich, aber die Liebe kam erst viel viel später. Ich kann mir das garnicht vorstellen dass zwei Menschen so lange Seite an Seite sind, trotz Krisen (er hat ja zugegeben dass es eine andere Frau gab zwischenzeitlich). Die Bilder und Mitschnitte gestern ließen mich auch schmunzeln, gerade im Bezug auf das Rauchen. Beide paffend, fast eine nach der anderen, überall und auch dort wo es verboten war. Sogar eine Anzeige soll es gehagelt haben von einer Nichtrauchergruppierung.
Wenn man sich bei Wikipedia mal Helmut Schmidt aufruft, muss man ziemlich scrollen, das ist eine Menge was da zu lesen ist. Unfassbar wieviele Preise und Auszeichnungen er erhielt.
Unfassbar dass ich mich dafür erst interessiere wenn die Ära beendet ist. Der beste Geschichtsunterricht findet später statt, ohne Benotung, aber dafür mit viel mehr Interesse und auch Verstand.

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Wenn unterschiedliche Charaktere in Singlebörsen aufeinandertreffen, mit unterschiedlichen sexuellen Neigungen.

Ich bin jetzt schon auf die Diskussion am Ende gespannt, sie wird sicherlich nicht anders enden wie die, die ich vor einigen Wochen erlebte.
Ort des Geschehens war eine Single-Gruppe hier bei Facebook, eine lokale Single-Gruppe, knapp 1200 Mitglieder. Ich bin da auch noch recht neu, und bin damals dort über einen Aufruf gestolpert indem ein Mann quasi zum „Swingen“ aufrief, er suchte noch 2 Frauen. Ich war im ersten Moment auch erstaunt, ahnte aber dass ich am Smartphone bleiben sollte weil es sicherlich gleich richtig zur Sache geht. Und das ging es dann auch! Es kamen Kommentare wie: „Ist das eine Single-Gruppe oder eine Fi….-Gruppe?“ „Das ist ja ekelhaft, sucht Euch andere Gruppen, das gehört hier nicht her, ich trete hier aus,“ usw. Der Mann der dazu aufrief verhielt sich echt angemessen, beleidigte nicht, blieb sachlich. Die anderen aber nicht. Es kamen dann Sprüche wie „Alles Idioten“, „Frauen die so was mitmachen sind keine Frauen“ etc. Ich kann den genauen Wortlaut nicht weitergeben, der thread wurde gelöscht. Da bildeten sich zwei Lager:
a) Die, die so was nicht brauchen, es aber tolerieren und
b) Die, die so was nicht brauchen und es NICHT tolerieren.
Ende vom Lied: Das Mädel, welches sich unglaublich darüber aufregte, meldete sich ab. Der Mann der dazu aufgerufen hatte, wurde entfernt oder gesperrt oder was weiß ich.
Ich glaube das Mädel war noch recht jung, ich denke die Offenheit zu etwas, was in dieser Republik zwar angeboten, genutzt,und auch reißenden Absatz findet, hat sie geschockt und überfordert.
Der Mann war etwas jünger wie meiner einer glaube ich, und für ihn war es etwas normales, für ihn ist das wohl ein Teil seiner sexuellen Ausrichtung. Es wurden dann noch die fehlenden zwei Frauen gefunden, das Swingen war gesichert, Juchu, der thread wurde gelöscht.
Was will ich damit sagen? Wir sind alle auf der Suche nach Partner/Partnerinnen, und die Sexualität spielt bei vielen von uns eine Rolle. Der eine steht auf Blümchen-Sex, die andere auf SM, der eine steht auf Lack und Leder, die andere auf Angora. Natürlich muss da bei zwei Menschen eine gewisse Einigkeit vorherrschen in dem Bereich. Ich persönlich toleriere die Neigungen anderer, auch wenn es nicht meine sind. Dahin zu kommen hat aber auch gedauert, ich glaube das lernt man im Alter, und wenn man sich viel in Single-Börsen aufhält. Wenn ich mich jedes mal über ein P….-Bild aufregen würde, wäre ich schon herzkrank. Ich hab es mir auch abgewöhnt denen dann verbal den Hintern aufzureißen, es kommt nicht an. Ich kann die blockieren und dann ist gut. Soll jeder dass suchen was ihn anspricht, wo zwei Leute auf einem Nenner sind. Ob die sich im Dunkeln paaren oder in einem Latex-Outfit, ob er sie „Hase“ nennt dabei oder er sie ihn „Sau“ ist mir Latte. Ich bin da nicht bei, ich muss das nicht hören, ich muss denen auch kein Brot schmieren hinterher.
Warum laufen denn Apps wie Tinder, p…..de, f……de und wie sie alle heißen so dolle? Weil die Singles von heute auf Sex nicht verzichten wollen. Wenn sich zwei absprechen und dabei niemanden betrügen, ist das doch okay. Warum boomen denn die Umsätze der Sexspielzeug-Hersteller? Weil wir es nicht ausschwitzen können oder aus dem Innenohr popeln.
Wir wollen immer alle so aufgeklärt sein, so tolerant, so modern und fortschrittlich, aber bei Sex kriegen echt heute noch viele rote Ohren.
Reagieren, mich aufregen und melden würde ich dann, wenn es in die Bereiche Gewalt geht, Tiere und Kinder etc., dann aber sofort! Oder wenn sich zwei (oder mehrere) Orte aussuchen, an denen andere, auch Kinder, am Akt teilnehmen müssen. Dann lieber ab ins Schlafzimmer oder auf die Arbeitsplatte oder in die Tannenschonung oder was weiß ich.
Lets get ready to diskutieren. ^^

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Uslar ist um ein Event reicher:

Du hast in Uslar zwei Möglichkeiten wenn Du was Neues auf die Beine stellst:
Du gehst entweder total unter und zahlst drauf, weil es nicht läuft/angenommen wird, oder Du schlägst in eine Kerbe und hast total ins Schwarze getroffen. Unserer Brauerei ist zweiteres gelungen, mal wieder, nach dem Erfolg der Brauereiparty. Das Oktoberfest hat so dermaßen eingeschlagen, eine Party vor dem Herrn. Auch ich gehörte zu den Zweiflern, gebe ich zu, dass die Sache und das Fest diese Stadt so auf den Kopf stellt übertrumpfte all meine Erwartungen.
Als ich am Freitag um 18.15 Uhr vor dem Zelt stand, die Menschentrauben sah, die Frauen und Männer in Dirndl und Lederhosen, war abzusehen dass das Oktoberfest eine Bereicherung sein wird, eine Veranstaltung die es so noch nicht gab und auf das sich die Uslarer freuen. Und genauso ging es ab! Das Zelt gut besucht, Stimmung war recht schnell am Start, Uslarer die auf Tischen und Bänken stehen und mitfeiern dass man glaubt man ist im falschen Film.
Die Brauerei gab die Vorlage, die Uslarer haben sie erfüllt, ich denke da sind wir um ein feststehendes, sicherlich in Zukunft gut ausgebuchtes, recht spektakuläres Angebot im Terminkalender dieser Stadt reicher. Dass die Norddeutschen den Bayern so eine Konkurrenz sein werden war mir neu, aber das ist gut so.

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Danke für diese direkten und treffenden Worte von Jens Reuter aus Holzhausen zum Thema „nächtlicher Einsatz.

Jens Reuter, 14. September 2015:

Mal etwas in eigener Sache………

in der Nacht vom Samstag auf Sonntag den 13.09. wurden wir mit der Feuerwehr um 1.52 Uhr zu einem Notfall mit Sirene alarmiert.
Der Rettungsdienst forderte uns zu einer Notfallmäßigen Tragehilfe an.
Meine Kameraden und ich hüpfen aus den Betten, springen vom Sofa um zügig zum Feuerwehrhaus zu fahren, dort wird sich in windeseile umgezogen……Privatkleidung durch Einsatzkleidung getauscht.
Ich lasse mir durch die Leitstelle den Einsatzauftrag geben.
……Notfallmäßige Tragehilfe,  es eilt also.
Das erste Fahrzeug ist noch nicht ganz gefüllt, aber wir fahren los (nur mit Blaulicht).
An der Einsatzstelle angekommen erkennt man das Gebäude, jetzt ist klar, wir helfen jemanden den viele von uns kennen.
Ich laufe in das Gebäude, Obergeschoss…….. wie in alten Gebäuden üblich, eine schmale steile Treppe hinauf, ich erkundige mich bei dem Rettungsdienst, nehme aber die Gesamtsituation wahr.
Ich werde gefragt wieviele Leute ich habe…..genug, antworte ich.
Es werden dringend 2 meiner Leute gebraucht, unterstützung bei der Reanimation.
Zwei junge Männer im alter von anfang/mitte 20 laufen sofort los, ohne nachzudenken, sie helfen so gut es geht…….. es ist etwas anderes als an einer Übungspuppe Hand an zu legen.
Der Rest der Mannschaft räumt alles im Flur und Treppenhaus beiseite für die Rettung.
Der Hof und der Eingangsbereich sind dunkel, stolpergefahr…… wir leuchten alles aus.
Lange, endlose Minuten vergehen bis die Patientin die Treppe herunter und in den Rettungswagen gebracht werden kann.
Nach getaner Arbeit verlassen wir wieder die Einsatzstelle, aber es ist stiller als sonst, jeder von uns wusste, es war kein Einsatz wie sonst.

Jetzt muss man sich rechtfertigen, warum die Feuerwehr mit der Sirene in der Nacht alarmiert wurde und warum musste die Feuerwehr zu so einem Einsatz überhaupt hin?

Ich glaube wir sind so langsam an einem Punkt angekommen, wo wir mal in uns gehen müssen, mal drüber nachdenken was man so sagt.
Das die Feuerwehr schon lange nicht mehr nur zum Feuer löschen da ist, muss sich auch jetzt schon rumgesprochen haben, die Feuerwehr hilft überall wo sie gebraucht wird und die Unterstützung des Rettungsdienstes ist auch schon lange kein Neuland mehr, auch wir mussten solche Einsätze in der jüngsten Vergangenheit meistern.
Jede(r) Feuerwehrfrau -/mann ist in der 1. Hilfe ausgebildet, dass ist Pflichtprogram, bei uns in der Feuerwehr selbst verfügen wir auch noch über 4 Feuerwehrsanitätern.
Also alles kein Neuland…………und da wir eine Hilfsorganisation sind, helfen wir…..egal bei was, egal bei wem, egal wo und egal um welche Uhrzeit!
Auch helfen und unterstützen wir Hilfsorganisationen (Feuerwehr, THW, DRK, JUH usw.) uns gegenseitig, wenn es alleine nicht mehr geht.

Klar werden Menschen in der Nacht durch eine heulende Sirene wach, aber ich gehe mal stark von aus, dass so ziemlich alle sofort wieder einschlafen.
Klar hätte auch nur über Piepser alarmiert werden können, aber die Sirene gehört zu einer nicht weg zu denkenden Alarmierungseinrichtung.

Die Sirene geht ja nicht ohne Grund, irgendwo gibt es jemanden der Hilfe benötigt.
Ich bin mir sicher, dieses Geräusch der Sirene, oder eines Einsatzfahrzeuges mit Martinshorn  ist für die, die auf Hilfe warten ein schönes Geräusch…..es heißt Hilfe kommt!
Man sollte eigentlich noch froh sein, dass es überall noch so viele freiwillige Helfer gibt und vor allem so gut geschultes Personal wie in unserem Land.

Meckert nicht immer rum, freut Euch lieber das es Menschen gibt, die sich für andere einsetzen,
die alles andere im Moment des Alarms stehen und liegen lassen……. einfach nur um zu helfen.
Viele von uns, damit meine ich nicht nur mich und meine Kameraden der Örtlichen Feuerwehr, ich beziehe das generell auf alle Ehrenamtlichen Helfer Bundesweit, opfern sehr viel Zeit neben Beruf und Familie für Fort -und Ausbildung…..ja, und für Einsätze.
Nicht selten muss dann auch mal die Familie hinten anstehen, aber zum Glück stehen diese aber hinter uns Helfern!

……….Ganz wichtig, ich denke keiner meiner Leute oder ich müssen uns rechtfertigen warum Nachts eine Sirene aufheult, oder generell für einen Alarm.
Manchmal wäre anstelle von getuschel und nörgeln auch ein Lob mal angebracht.

Ich selber bin sehr sehr stolz auf meine Mannschaft und hoffe, dass jeder von denen dabei bleibt, damit bei uns im Ort auch nach wie vor schnelle örtliche Hilfe geleistet werden kann, wenn diese von Nöten ist.

Ich musste das ganze mal los werden, denn ich möchte nicht mehr jeden Einsatz rechtfertigen, schon gar nicht solche!

Wir sind immer für Euch da
365 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag

EHRENAMTLICH !!!!!

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„Können Sie ihn bitte an die Leine nehmen?“

Eine Frage, die ich vielen Hundehaltern in den letzten Jahren oder auch Jahrzehnten sehr oft stellen musste. Ich habe panische Angst vor Hunden! Ich kann mich weder daran erinnern dass mich jemals einer gebissen hat, noch sind andere negative Begegnungen mit den 4-Beinern in meinem Kopf präsent. Diese Angst wird auch nicht weniger, stellenweise gab es immer mal wieder Steigerungen, und das alles schränkt mich im Leben mitunter massiv ein. Ich meide Wege von denen ich weiß dass dort viele Hunde Gassi gehen, ich besuche meine Freunde nicht wenn sie Hunde haben. Hab ich irgendwo Termine o. ä., frage ich sofort ob ich einem Hund begegnen muss.
Begegnungen mit Hunden interpretiere ich immer mit „angegriffen werden“. Läuft ein Hund auf mich zu, bin ich mir sicher er will mich beißen. Obwohl er sich vielleicht einfach nur freut oder mich kennenlernen, „beschnuppern“ möchte. Ich kann die Körpersprache eines Hundes nicht deuten, und weiß somit auch nicht ob er sich freut oder Angst hat, aggressiv ist, spielen möchte usw. Mit ihm sprechen kann ich auch schlecht. Ich glaub die fehlende Kommunikation ist auch so ein Problem. Wenn ich einem Typen sage: „Spring mich nicht an, sonst klatscht es mein Freund“, lässt er es, meistens jedenfalls. Einem Hund muss ich das signalisieren, und das ist schwer. Ich habe bei Begegnungen mit Hunden immer die „Weglauftendenz“, weiß aber dass ich damit das genaue Gegenteil erreiche, der Hund wird meinen ich will spielen oder so. Ich hab dann eine solche Panik dass die Hunde das riechen und auch auf mich reagieren. Obwohl ich mich dann runter fahren will, werde ich noch panischer.
Ich hab eine zeitlang auf sixx den Hundeflüsterer aus Amerika geschaut, ich weiß nicht mehr wie er heißt, einfach auch um zu verstehen wie Hunde ticken, und wieso sie sich in bestimmten Situationen so oder so benehmen. Ich fand das total spannend, teilweise taten mir die Vierbeiner auch leid, aber nach wie vor drehe ich erst mal durch wenn ich einem begegne.
Es gibt Hundehalter die meine Angst ernst nehmen, die Hunde anleinen bzw. dafür sorgen dass die Tiere nicht auf mich zustürmen oder an mir hochspringen etc., und mir dann auch erklären wie ich mich verhalten sollte oder warum das Tier gerade so reagiert.
So wie meine Familie. Gestern kam Besuch aus dem Süden, wir hatten uns zwei Jahre nicht gesehen. Obwohl ich mit „Sammy“ schon 10 Tage zusammen gelebt habe, bin ich gestern erstarrt als ich ihn sah. Er war an der Leine, er hat sich so gefreut uns alle zu sehen, saß auch irrsinnig lange im Auto. Und die Geräusche die er von sich gab, das aufgedrehte, war für mich wieder Gefahr. Mir war speiübel, ich hatte die Badezimmertür in der Hand um abhauen zu können. An der Leine war auch Mist, das hat ihn noch mehr verunsichert in der Wohnung. Und ganz ganz langsam, ich hab ihn ignoriert, so war das abgesprochen, verlor ich meine Panik. Er hat mich nicht beachtet, ging an mir vorbei. Damit konnte ich dann leben. Ich hab es dann auch geschafft ihn zu streicheln. Er ist ein toller Hund, bildhübsch, ich beobachte ihn auch gerne. Aber immer aus einer gewissen Distanz.
Meine andere Schwester hat jetzt einen kleinen Hund, und auch da war ich anfangs skeptisch. „Lana“ ist klein, stellt jetzt nicht so eine große Bedrohung dar. Wenn sie mich sieht dann freut sie sich wie Bolle, und ich mich mittlerweile auch.
Und auch meine Nachbarn, bei denen ich kürzlich eingeladen war und dort ein Hund wartete, nahmen mich ernst und haben mich ganz langsam an diesen Hund herangeführt. Das war auch ein ruhiger Geselle, hat nicht gebellt und keinen Rabatz gemacht, da konnte ich dann auch angstfrei neben sitzen, obwohl es ein großer Hund war.
Dann gibt es aber die Sorte Hundebesitzer, die meine Angst als Ablehnung gegenüber ihrem Liebling sehen. Wenn ich frage: „Könnten Sie ihren Hund anleinen? Ich habe Angst!“, kommt ganz oft der Satz: „Der tut nichts.“ Das war aber nicht meine Frage. Ich hab ehrlich gefragt und meine Angst ehrlich zugegeben. Machen sie es nicht und ich bekomme Panik, verlasse ich das Gelände oder die Veranstaltung oder was auch immer, ich halte das dann nicht aus.
Ich hatte auch schon Situationen wo ich eingeladen war, es wurde mir versprochen dass der Hund dann weggesperrt wird, und zu späterer Stunden kamen dann die Therapieversuche indem die Tiere dann doch zu mir gelassen wurden. Das waren echt total schlimme Erfahrungen, das hat ja auch was mit Vertrauen zu tun.
Es gibt so viele Hundehalter die ihre Tiere nicht ein Stück im Griff haben, wo die Hunde kein Benehmen haben und nicht hören. Das steigert meine Angst ins unermessliche. Wenn ich sehe dass Frauchen oder Herrchen 15x rufen müssen und es den Hund nicht interessiert, wenn ich sehe dass Hunde fremde Menschen anspringen, anbellen und anknurren, wenn Frauchen oder Herrchen es kräftemäßig nicht schafft das Tier an der Leine zu bändigen, wenn große Hunde auf kleine Kinder zustürmen, ist bei mir Ende im Gelände.
Jedes mal wenn ich lese dass wieder ein Kind fast kaputt gebissen wurde, oder die ältere Damen nicht weit von hier, die von zig Hunden attackiert und verletzt wurde, dann frag ich mich immer wie das passieren konnte. Und diese Meldungen schüren natürlich meine Angst.
Gerade hier bei facebook, wenn es um Diskussionen um Hunde geht, ob das der Leinenzwang ist oder die Kackbeutel oder die Hundesteuer, bemerke ich wie oben schon erwähnt, dass viele Hundehalter es zu persönlich nehmen, und da entstehen manchmal Diskussionen die so aggressiv verlaufen, unsachlich und beleidigend, dass ich mir immer wünsche diesen Leuten plus ihren Hunden nie begegnen zu müssen. Wenn ich zugebe Angst zu haben, wenn ich darum bitte das Tier anzuleinen, dann ist das kein persönlicher Angriff gegen den Hund, wie denn auch, ich kenne das Tier nicht und kann es auch nicht deuten. Es ist nur eine ehrliche Bitte damit ich für kurze Zeit da bleiben kann wo ich mich gerade befinde. Ich räume ja dann das Feld wenn ich auf Unverständnis treffe.
Diese Angst ist mein Problem, und die muss ich in den Griff bekommen, das ist mir klar. Ich kann schlecht verlangen dass weltweit die Hunde angeleint werden, für den Fall dass ich mal irgendwo auftauche. Aber ich würde mir wünschen dass einige Hundehalter, gerade die die so überreagieren wenn es um ihren „Liebling“ geht, dann mal runter fahren und wenigstens versuchen die Menschen zu verstehen die Panik haben.
Ich hoffe das lesen genau die, die sich in die Situationen nicht rein versetzen können wenn jemand Angst vor Hunden hat, und die hoffentlich auch begreifen dass es keine Abneigung gegen „Bello“ oder „Wuffi“ oder „Asta“ persönlich ist, sondern pure Panik. Phobien gegen Tiere gibt es genügend, aber einer Vogelspinne beim Waldspaziergang zu begegnen ist weitaus unwahrscheinlicher als die Begegnung mit einem Hund.

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