Es gibt zum Glück nicht nur Gaffer und Ignoranten

Wildwechsel ist momentan wieder Thema.

Am Montag konnte ich durch einen Schlenker nach rechts noch verhindern, dass ich über ein totes Reh fuhr. Mein Kollege hinter mir hat es zu spät gesehen und ist drüber gerammelt.

Am nächsten Tag, ich war aus einer Ortschaft heraus gefahren, überholte mich ein PKW.  Ich bin aber auch wieder geschlichen wie sonst was. Plötzlich sah ich diesen Wagen stark abbremsen und Warnblinkanlage einschalten. Ich bremste auch sofort ab, schaltete auch die Warnblinkanlage ein. Ich konnte auf die Entfernung noch nicht sehen was passiert war. Bei näherem heran fahren sah ich schon ein sehr malträtiertes kleines Reh über die Fahrbahn verteilt.

Ich hielt hinter dem Fahrzeug, stieg aus und ging sofort auf die Fahrerin zu, die zum Glück unverletzt aus ihrem PKW stieg. Es ging ihr gut, sie war körperlich unversehrt. Sie war total geschockt und etwas durcheinander. Wir riefen sofort die Polizei. Was den Schaden am Wagen betraf, konnten wir beide schwer ein Urteil fällen. Der freundliche Polizist am Telefon wies uns darauf hin, dass wir bitte die Unfallstelle von beiden Seiten absichern mit Warndreiecken. Das haben wir auch sofort getan, es war nämlich noch recht dunkel, knapp 6.35 Uhr. Während wir zusammen auf die Polizei warteten, haben irrsinnig viele andere Autofahrer/Autofahrerinnen angehalten und gefragt, ob sie irgendwie helfen können. Das war ganz großes Kino und hat mich positiv überrascht.

Die junge Frau rief ihren Vater an, dieser kam auch in kürzester Zeit. Ich war so froh, dass er die Teile des Tieres an die Seite schob, so dass nicht noch jemand irgendwie in Gefahr kam. Es war total süß zu sehen, wie diese beiden miteinander umgingen. Egal wie alt eine Tochter ist, irgendwie bleibt sie für den Papa wohl immer das kleine Mädchen. Die junge Frau war jedenfalls total beruhigt durch seine Anwesenheit. Der gute Mann hatte zudem provisorisch vorne alles am Wagen gerichtet. Dieser war noch fahrbereit, die beiden starteten später nach Abwicklung aller Formalitäten hintereinander fahrend in die Werkstatt.

Wir standen dort insgesamt knapp 60 Minuten, ich hatte so lange gewartet weil ich in dem Glauben war, meine Personalien angeben zu müssen. Meine Kollegen, welche mich dort stehen sahen, hatten zwischenzeitlich in der Klinik schon Bescheid gegeben dass ich wohl später komme. Das erfuhr ich, als ich kurz per Handy Bescheid geben wollte etwas später zu erscheinen am Schreibtisch. Das war auch von meinen Kollegen/Kolleginnen ein feiner Zug. So machten sich die anderen keine Sorgen wo ich denn bleibe.

Warum ich das hier erwähne? Da mittlerweile die Meldungen über Gaffer und Ignoranten drastisch zunehmen, gibt es trotzdem noch andere Geschichten mit positivem Inhalt. So wie an diesem Morgen. Ich habe einige Kolleginnen erkannt die anhielten und Hilfe anboten und die gerade aus der Nachtwache kamen. Hätte ich Hilfe gebraucht für Erste Hilfe-Maßnahmen o. ä., dann hätte ich diese Hilfe auch recht schnell bekommen. Das macht Hoffnung darauf, dass man in einer ähnlichen Situation nicht alleine bleibt und dem Schicksal sich selbst überlassen.

Ich hoffe, die junge Frau hat sich von ihrem Schreck erholt und der Schaden an ihrem Wagen ist nicht allzu groß. Sie war nicht verletzt und wir beide hätten schnell Hilfe bekommen wenn wir sie gebraucht hätten. Das beruhigt ungemein und war eine tolle Beobachtung an diesem Morgen vor Sonnenaufgang im Reinhardswald.

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„Was machst denn Du schon hier?“

Singlebörsen-Anekdoten:

So jung und schon online auf der Suche?

 

Ich habe mich in den letzten Wochen nochmals hier bei Facebook in einigen Single-Gruppen angemeldet. Vorteil ist, dass man durch die Postings so die eine oder den anderen auch ganz gut kennen lernen kann, bzw. ein Bild machen von dieser Person. Was jemand schreibt, was für ein Profil sie/er hat etc.  Ich finde das immer recht aufschlußreich.

Eines ist mir aufgefallen: Das Alter der Mädels und Jungs, die auf diese Art und Weise nach Partnerinnen oder Partnern suchen, ist erschreckend niedrig. Ich staunte nicht schlecht als ich über ein 17-jähriges Mädel stolperte, die so ihren Traumprinzen finden wollte. Und fragte mich, wie es dazu kommt. Gerade im Hinblick darauf, dass meine Generation in diesem Alter die Möglichkeit der Singlebörsen nicht kannte. Aber trotzdem dauernd verknallt war. Zumindest ich 🙂 Die Jungs habe ich damals in der Schule gesehen, beim Einkaufen, in der Disco, bei Geburtstagen usw. Es gab genug Möglichkeiten in „freier Wildbahn“ jemanden kennen zu lernen.

Hat sich das heute so verändert? Hängen viele nur noch vor dem Display/Bildschirm? Oder verführt das Dating via Internetportalen so sehr?

Der zweite Punkt, den ich fast noch erschreckender fand war meine Beobachtung, dass Mädels in diesem Alter oft von Männern angebaggert werden, welche ihre Väter sein könnten. Das kann man beispielsweise unter der Vorstellungsrunde der Mädchen gut erkennen, wenn sich die Männer zu Wort melden und ihr Interesse bekunden. Da kommen dann Anmachsprüche von Männern, die gut und gerne doppelt so alt sind. Auch dann wenn die jungen Hüpfer erwähnten, dass sie jemanden in ihrem Alter suchen. Was da geschrieben wird seitens der Herren ist stellenweise so anzüglich und abartig, dass ich mich fremdschäme.

Sicherlich wird das mit dem Altersunterschied heute nicht mehr so eng gesehen, aber irgendwo gibt es eine Grenze. Spätestens da, wo noch relative junge Menschen jemanden ihres Kalibers suchen.

Was läuft da verkehrt? Oder bin ich zu kritisch? Fragen über Fragen … ^^

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Keine Antwort ist auch eine Antwort, gelle?


Worum geht es heute? Darum geht es heute:

Seit Monaten fällt mir hier im Online-Gewusel auf, dass ich sehr oft auf Anfragen bzw. Nachrichten an andere Personen keine Antworten erhalte. Erst dachte ich, da hat mich jemand vergessen, kann ja mal passieren. Mittlerweile kann ich die Personen, welche mir noch eine Antwort schuldig sind, an mindestens zwei Händen abzählen. Plus unbeantwortete emails. Plus nicht getätigte Rückrufe. Das Schweigen im Walde. Nüschte kommt zurück. Ruhe im Puff.

Nun bin ich halbwegs gut erzogen und versuche immer zu antworten, weil es sich so gehört. Auch ich komme mal darüber weg, auch ich finde manche Nachrichten so saudoof, dass ich mir die Antwort auch spare. Das ist aber der geringste Teil.

Wie kommt das? Warum nutzen viele das Netz, soziale Plattformen, emails, whatsapp und all das Gedöns, und mögen dann nicht kommunizieren? Tastatur geklaut? Kurzweilige Amnesie?Was geht los darein?

Für mich ist es wie gesagt eine Frage des Anstandes. Man hat durchaus ein oder auch zwei Minute Zeit für

„Kein Interesse“,

„Finde ich doof“,

Nein, Danke“.

Oder? Aber viele dieser Leute tauchen dann wieder auf, wenn sie selber etwas wollen. Oder aus etwas Profit schlagen können. Dann reagieren sie schneller als man schauen kann. Mit vollem Einsatz und Elan.

Ich hatte vor Monaten eine Freundschaftsanfrage von einer selbstständigen Dame aus dem Nachbarort bekommen. Ich kannte sie nicht, nahm aber die Anfrage an. Und stellte ihr irgendwann eine Frage. Madame antwortete bis heute nicht und flog dann auch aus meiner Liste. Brauche ich nicht.

Schon 2x habe ich in letzter Zeit zu einem Unternehmen Kontakt aufgenommen. Es ging um einen Artikel von mir. In welchen dieses Unternehmen involviert ist, das kommt noch erschwerend hinzu. Ich hatte eine Bitte. Bis heute keine Antwort. Aber betreffender Artikel wurde in windeseile geteilt und verbreitet.

Schon 3x bat ich einen Mann um Infos bezüglich einem Projekt, welches er mitbetreut und bewirbt. Auch dazu wollte ich Infos. Bis heute warte ich auf Antworten.

Zwei Herren wollten sich bei mir im März bzw. April melden. Da ging es auch im die Beantwortung von Fragen. Ich warte heute noch drauf.

Egal ob es privat ist oder meine Schreiberei betrifft: Manche sind mit ihren Antworten sparsamer als mit dem Euro im Portemonnaie. Bei mir bleibt das im Kopf, ich vergesse es nicht. Und reagiere in Zukunft ebenso ungezogen bzw. merke ich mir diese Pappenheimer.

Wenn man doch den Kontakt zu jemandem nicht möchte, wenn man keinen Bock auf Konversation hat, dann sollte man doch von erwachsenen Menschen verlangen können, dass sie dieses auch mitteilen, oder? Mir wäre lieber es sagt jemand

„Werner, Du Arschkuh, Du gehst mir auf den Sack“.

Dann habe ich eine Marschrichtung. Sich aber in Schweigen hüllen und dann aus diesem Schweigen auftauchen wenn man seinen Vorteil sieht, stößt mir bitter auf.

Es scheint aber nicht nur mir so zu gehen, wie ich kürzlich in einem Telefonat erfahren durfte.

Alles schnelllebig, nervige Antworten kann man wegklicken, bei Desinteresse antwortet man einfach nicht mehr. Zur Not wird blockiert.

Konversation im Jahr 2017 . Ich persönlich stehe absolut nicht drauf. Und werde diesbezüglich sicherlich meine gute Kinderstube nicht vergessen, sondern mir, wenn möglich, einfach die paar Sekunden Zeit nehmen zu antworten. Egal mit welchem Inhalt. Ist das zu viel verlangt? Anscheinend schon.

Nun antwortet nicht so zahlreich, ich kenne das nicht mehr. ^^

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Lady Diana – Das tragische Leben einer vermeintlichen Märchenprinzessin

Auch wenn wir erstaunt sind, wie schnell die Zeit verging, haben wir fast alle die Meldung über den Unfalltod von Lady Diana am 31.08.1997 mit Schrecken, viel Ehrfurcht und Mitgefühl noch vor Augen.

Und mit großem Interesse den Verlauf nach dem Unfall verfolgt. Der Frage nach dem Hergang, nach den Schuldigen. Und dem warum.

„Princess auf Wales“, Königin der Herzen“ so wurde sie genannt und betitelt. Als Diana auf der Bildfläche erschien, nahm ein Märchen seinen Lauf. Dachten wir. Denn es kam alles anders als erwartet und erhofft. Ich war bei der Meldung, dass sie tödlich verunglückte, 27 Jahre alt und Mutter eines Babys. Und bekam mich irgendwie gar nicht ein, als die Bilder aus Paris über den Bildschirm flimmerten.

Wie das Leben einer Märchenprinzessin

Diana hatte etwas Mythenhaftes an sich. Sicherlich verkörperte sie damals für kleine Mädchen das Leben einer Prinzessin wie aus dem Märchenbuch. Das Foto, als sie mit durchsichtig wirkendem Rock abgelichtet wurde, ein Kind auf dem Arm haltend, machte sie berühmt. Zu diesem Zeitpunkt trat sie an die Seite von Charles.

Seit diesem Zeitpunkt erlosch das Interesse der Medien an ihr nicht mehr, ganz im Gegenteil. Nicht immer zum Wohlgefallen von Charles. Sie war in der Lage zu fokussieren. Der Blick richtete sich von ihm auf sie. Was sie für mich so menschlich und sympathisch machte, war ihre anfängliche Unsicherheit, ihr schüchternes Lächeln. Sie wirkte so rein. Für mich schwang immer etwas von „Aschenbrödel“ mit, wenn ich ihre Laufbahn im Königshaus verfolgte.

Bei der Hochzeit, als wir alle gebannt vor den Fernsehern saßen (weltweit mehr als 750 Millionen Zuschauer sahen per TV zu, mit denen vor den Radios waren es weit mehr als 1 Milliarde), verkörperte sie so viel Eleganz, Würde, Ansehen und Glück. Das alles so realitätsnah. Sie wirkte wie das junge, freundliche Mädchen von nebenan. Ob an diesem Tag der Himmel für sie wirklich voller Geigen hing, dementierte sie später mit der Aussage, es sei der schrecklichste Tag ihres Lebens gewesen.

Diana entwickelte sich zu der meistfotografierten Frau der Welt. Ihr Kleidungsstil war exzellent. Sie hatte gelernt, sich in Szene zu setzen. Sie war der Part, der das Interesse aller immer und überall auf sich zog. An deren Geschichte und Werdegang man interessiert war. Auch im Hinblick auf ihr Engagement im sozialen Bereich.

Der Schein trügt

Die zwei Söhne folgten, das Produkt der Liebe (?) zwischen Charles und Diana. Das Glück schien perfekt. Und doch kam alles anders. Gerüchte über eine zerrüttete Ehe brodelten. Wir alle wurden Zeugen von Unstimmigkeiten im Königshaus. Unstimmigkeiten in dieser Ehe. Angebliche Affären auf beiden Seiten. Lady Diana zeigte Gesicht irgendwann, und setzte zum Gegenangriff an bzw. ließ sie einen Teil ihrer „Rolle“ fallen. Worte wie „Depressionen“ und „Bulimie“ drangen an die Öffentlichkeit…

Mit dem Erscheinen ihres Buches 1992, „Diana, her true story“, fiel dann auch der Name Camilla. Zumindest wurde ich so auf die Frau aufmerksam, welche das Herz von Charles angeblich schon lange erobert hatte. Man verstand es nicht, betrachtete diese Frau mit Argwohn. Wenn man beide Frauen optisch verglich, konnte Camilla Diana nicht annähernd das Wasser reichen. In allen anderen Belangen ebenfalls nicht. Aber sie war im Grunde genommen schon lange die Frau an der Seite von Charles. Wenn auch heimlich. Somit war sie Diana haushoch überlegen.

Ein Leben zwischen Glamour und Tragik

Nach dem Aus der Ehe, welches am Königshaus sicherlich für viel Wirbel sorgte, gönnten wir alle Diana das Ankommen in ihrer Welt. Denn das Leben, wie sie es bislang führte bzw. führen musste, hatte sie laut Presse nicht wirklich erfüllt bzw. glücklich gemacht. Auch im Hinblick auf die Queen. Sie musste oft und viel um Akzeptanz kämpfen. Der Queen mögen viele ihrer Äußerungen richtig schwer im Magen gelegen haben, gerade was die Trennung anging, und die weniger schönen Details.

Grün waren sich diese beiden anscheinend nie. Das Drama mit der Schwiegermutter. Da hat man es auch in einem Königshaus nicht unbedingt einfacher. Als erste Bilder von Diana und Dodi Al-Fayed auftauchten, hoffte man auf das langersehnte Happy End für sie. Es war ein schönes Paar. Diana wirkte an seiner Seite glücklich. Wäre da nicht die penetrante Jagd der Presse gewesen. Diana erschien wie ein verängstigtes Reh, diese Bilder von ihr habe ich noch heute vor Augen. Diese Bilder sind dann auch die letzten, welche wir von ihr sahen aus Paris.

In Sekunden ein Leben ausgelöscht, welches so tragisch, so schicksalhaft, aber auch so glamourös war. Diana, die sicherlich für viele Frauen auch ein Vorbild war, verschwand aus dem Blitzlichtgewitter. Was blieb, waren die Bilder der verunfallten Limousine im Tunnel. Und Fragen über Fragen.

Man hielt den Atem an, konnte all die Meldungen nicht glauben. Ich habe in diesen Tagen fast jede Sondersendung geschaut. Und empfand diesen Unfall als das unfairste einer Frau gegenüber, welche vielleicht auf dem Weg war in ihr persönliches Glück. In ihr persönliches Leben. Außerhalb der Königsfamilie. Und dieses Glück verdient hätte. Auch, wenn dieses sicherlich aufgrund des Interesse der Medien nie einfach geworden wäre. Selten ging von einer Frau so viel Charisma aus wie von Diana.

Gänsehaut-Bilder: William und Henry nach dem Tod ihrer Mutter

Was mich entsetzte, waren die Bilder von William und Henry nach dem Tod von Diana. Zwei Jungs im Alter von 12 Jahren und 15 Jahren, welche ihre Mutter verloren hatten und bei denen man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass ihre Trauer vom Hof wohldosiert vorgegeben war. Da standen nicht zwei Jungs, deren Herz zerspringen wollte vor lauter Verzweiflung, sondern zwei Jungs, die sich besser im Griff haben mussten wie 10 Erwachsene zusammen.

Das waren mit die schlimmsten Bilder in diesen Tagen. Diese beiden mussten Dinge über sich ergehen lassen vor den Kameras in der Öffentlichkeit mit einer fast unbeschreiblichen Selbstbeherrschung. Blumen annehmen vom Volk und nicht weinen können oder dürfen. Hinter dem Sarg der Mutter hergehen und Haltung bewahren. An diesem Tag kontrolliert sein müssen, über Stunden, und das in dem Alter. Ich bekomme noch heute eine Gänsehaut, wenn ich an diese Bilder denke.

Man saß vor dem Fernseher und hätte sie liebend gerne in den Arm genommen. Ich habe mich gefragt, wie sehr Diana dieses Bilder getroffen hätten. Man verfluchte bei diesen Aufnahmen die Etikette am Hof und litt mit den Jungs mit. Diana, deren Leben leider nicht wie im Märchen endete. Und sicherlich auch nicht immer märchenhaft war. Die heute Oma von zwei Enkelkindern gewesen wäre, und einen ihrer Söhne vor den Traualtar treten sah. All das war ihr nicht gegönnt.

Wenn man heute alte Aufnahmen und Bilder von ihr sieht, dann erinnert man sich gerne an eine Frau, die mit ihrer schlichten Schönheit und Ausstrahlung die Menschen verzaubern konnte. Der aber selber der private Zauber vorenthalten blieb.

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Altersarmut: Ein unangenehmes Thema.

Ilka Bessin, die „Cindy aus Marzahn“ ging der Sache auf der Grund.

Mehr durch Zufall, bzw. um zu sehen wer denn nun hinter Cindy aus Marzahn so real steckt, hatte ich letzte Woche einen Bericht diesbezüglich im TV verfolgt.

Bevor ich auf das eigentliche Thema Altersarmut komme, erst ein paar Worte zu Ilka Bessin:

Eine Frau, die sich scheinbar von unten nach ganz oben katapultierte in ihrem rosa Frottee-Anzug, übertrieben geschminkt, mit grauenhafter Frisur und einer frechen Schnauze.  Ich stand auf ihren Humor und ihre Art.

Sie ist wieder da, halt nur anders. Da steht plötzlich eine Frau, welche damals mit lautem und schrillem Organ ganze Hallen zum johlen brachte, und regt die Nation zum nachdenken an. Oder besser gesagt mich. Ilka Blessin hat in diesem Bericht gezeigt, dass sie weiß wo der Hase im Pfeffer liegt, gerade im Bezug auf sozialkritische Themen. Und die noch besser zeigen konnte, dass sie Benehmen hat. Sie hat sich vorgestellt, sich an die Situationen und Menschen herangetastet. Sie hat nicht alles für selbstverständlich gehalten weil sie mal ein „VIP“ war, der Türen und Tore offen standen. Sie hat gefragt ob sie die Menschen besuchen darf, sie hat Kuchen und Blumen mitgebracht zur Begrüßung. Sie ist mit der Situation und den Menschen respektvoll umgegangen, das ist mir sehr positiv aufgefallen.

Altersarmut: Ein Thema, welches vielleicht vielen im Magen liegt. Mir ganz bestimmt und unregelmäßig immer wieder. Ich muss noch 20 Jahre arbeiten um in Rente zu gehen. Das ist der derzeitige Stand der Dinge, es ist sicherlich noch Raum offen nach oben.

Ich mache mir ab und an Gedanken wer sich um mich kümmert wenn ich alt und krank werde. Wer einen Heimplatz zahlen muss wenn ich ihn brauche. Ob ich diesen zahlen kann falls es sein muss.

In diesem Bericht letzte Woche wurde deutlich, dass wir alle malocht haben können wir die Tiere 45 Jahre lang oder wie lange auch immer: Es bedeutet aber nicht, dass wir dann finanziell ausgesorgt haben und unseren Lebensabend genießen können.

Wenn hier Bescheide von der Rentenversicherung eintrudeln wie mein derzeitiger Stand ist, weiß ich nicht genau ob ich einen Lachkrampf oder Heulkrampf bekommen soll. Viele Jahre nur Teilzeit unterwegs gewesen wegen dem Kind, auch Zeiten der Arbeitslosigkeit erlebt, und da steht eine Summe auf dem Schreiben, da tränen Dir die Augen.

Unfassbar zu sehen, dass Menschen, die Zeit ihres Lebens gearbeitet haben oder Kinder großgezogen, Regenwasser auffangen um Wassergeld zu sparen, weil sie dieses als Klospülung nutzen. Das Ehepaar in dem Bericht, welches getrennt lebte weil die Frau in einem Heim untergebracht werden musste, hat die Realität gut gezeigt: Jahrzehnte lang gespart für ein paar schöne Jahre, und dann ist das Geld weg für die Betreuung/Versorgung. Inhaltlich richtig, dafür müssen wir im Fall der Fälle aufkommen, keine Frage. Für die schönen Dinge des Lebens ist dann aber kaum noch Geld da. Oder eben keines mehr.

Wir zahlen alle ein in die Rentenkasse, aber bei einem durchschnittlichem Gehalt ist es dennoch zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben.

Da hinterfragt man den Sinn hinter all dem. Den Sinn des Lebensabends. Man träumt davon als Rentner(in) Dinge nachholen oder erleben zu dürfen, die zu Zeiten der Jobs nicht möglich waren. Weil man dafür keine Zeit hatte. Dann hat man Zeit, aber kein Geld mehr dafür.

Wir, also mein Jahrgang plus/minus ein paar Jahre, sind ja beinahe noch gut bedient. Schaut mal unsere Kinder an: Die sind richtig am Arsch wenn wir die Prognosen verfolgen und alles so bleibt wie es ist.

Jahrzehnte gearbeitet, Familien gegründet, vielleicht auch auf vieles verzichtet, und man sitzt mit 67 Jahren bei der Arge oder sammelt Pfandflaschen.

Ein ständiges „Nein“ zu Kleinigkeiten wie einem Kaffee oder einem Stück Kuchen. Nein zu Urlaub, nein zu einem Leben über dem Existenzminimum. Da kann man verstehen wenn Rentner sagen, dass sie keine Kraft und Lust mehr haben. Es ist traurig und beschämend.

Ich sah vor langer Zeit einen Bericht, in dem ein herzkranker Rentner einen 450 Euro-Job annehmen musste als Fensterputzer. Es reichte vorne und hinten nicht. Das ist wohl generell die Tendenz: 450 Euro-Job im Rentenalter. Traurig, traurig.

Das war dann der schöne Lebensabend von dem alle sprechen und träumen? Das ist das Resultat von zig Jahren Arbeit?

Sicherlich können wir froh sein, dass wir überhaupt ein Rentensystem haben in diesem Land. Und viele wissen auch, dass die „Überalterung in den Industrieländern“ keine unwesentliche Rolle spielt bei dieser Entwicklung. Zu wenig Nachwuchs ist auch ein Punkt. Wie sollen Renten ausgezahlt werden, die nicht eingezahlt wurden? Das ist mir alles klar.

Eine Chance all das zu verhindern, sind bzw. wären anderweitige Absicherungen. Nur kann man das teilweise nicht bezahlen.

Mir persönlich wird Himmel, Angst und Bange vor dem Tag in 20 oder 25 Jahren oder wann auch immer, wenn ich denn dann Rentnerin bin vielleicht Regenwasser ins Klo kippe um Wassergeld zu sparen. Damit alles andere gedeckelt und bezahlt werden kann an Fixkosten. Oder ich Pfandflaschen sammelnd über Mülleimern hänge. Und Kundin bin bei der Arge. Noch auf 450 Euro-Basis irgendwo angestellt. Tolle Vision. Das macht Bock auf Rente.

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Ade Schule – Willkommen Arbeitswelt

Lehrjahre sind keine Herrenjahre. 

01.08., das ist immer der Stichtag für den Beginn der Lehren. Wenn denn die Mädels und Jungs das Glück hatten eine Ausbildungsstelle zu finden. Mein Kurzer durfte heute auch ins Berufsleben starten. Ich bin gespannt. Ausbildungsstätte am Wohnort, zu Fuß zu erreichen: So viel Glück muss man erst mal haben.

Dieses Glück hatte auch ich 1988

Ich wollte schon immer Arzthelferin werden. Das war mein Traum. Die Mädels bei Arztbesuchen zu beobachten war für mich die reinste Freude. Ich habe schon als kleines Mädchen einem nassen Waschlappen „Blut abgenommen“ mit einer leeren Spritze. Diese hatte man mir manchmal geschenkt. Also die Spritzen jetzt, nicht die Waschlappen.

Medizin war immer mein Steckenpferd. Einzelhandel o. ä. hätte ich mir für mich nie vorstellen können. Ich war in Mathe eine totale Pfeiffe! Selbst bei meiner Entlassung aus der Schule waren meine selbst definierten Matheformeln noch Thema. Mancher Mathematiker hätte sich im Grabe umgedreht, wenn er denn meine Hausaufgaben gesehen hätte. Oder meine Mathearbeiten. Über eine 4 habe ich mich immer gefreut wie Bolle. Der Schnitt lag meist im 5-er Bereich. Das war einfach so, da regte sich auch keiner mehr drüber auf.

Früher sagte man: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre.“

Jau, kann ich unterschreiben. Meine Mutter hat sich damals für mich ganz dolle ins Zeug gelegt, ihr habe ich meine Lehrstelle zu verdanken. In einer total angesagten Praxis am Platz, zwei Ärztinnen und ganz viele Arzthelferinnen.

Da begann auch die Zeit, in der man nicht nur Wissen erlang was den Job betraf, sondern man lernte auch fürs Leben. Ich jedenfalls.

Mit ganz langen Tagen hatte ich durchgehend Probleme. Das war immer der Montag. Ich als „Mittagsschlaf-Tusse“ war an diesen Tagen verraten und verkauft. 7.30 Uhr Arbeitsbeginn, meist 12 Stunden später Feierabend. Mittags gingen wir alle zusammen Mittagessen. Das war eine feine und leckere Sache. Nur schleppte ich mich ab 15 Uhr saumüde durch die Sprechstunde. Wenn es mal nicht so lief und man unkonzentriert war oder Fehler machte, kam „das Gespräch“. Sehr unangenehm. Damit musste ich erst umgehen lernen. Ich weiß nicht, wie oft ich in den 3 Jahren hinschmeißen wollte. Meine Mama war die, die mich zum durchhalten animierte. Zum Glück kann ich heute nur sagen. Ein tolles Gefühl nach 3 Jahren dann seine Ausbildung bestanden zu haben.

Haltet durch

Falls hier junge Menschen mitlesen, welche heute in ihre Berufe starten: Das Leben ist kein Ponyhof. Ihr werdet ab heute anders strukturierte Tage erleben, keine Ferien mehr haben sondern weit weniger Urlaub, auf Kollegen und vielleicht auch Vorgesetzte treffen, mit denen ihr nicht so könnt. Euer Geschick auch im zwischenmenschlichen Bereich ist nun gefragt. Das müsst ihr lernen.  Vielen Infos schlagen über euren Köpfen zusammen. Ihr stellt eure Berufswahl vielleicht auch in Frage in den nächsten Wochen oder Monaten: Haltet durch! Ohne Ausbildung steht ihr auf dem Arbeitsmarkt ganz doof da. Oft erleben wir Dinge die hart sind und vielleicht auch weh tun, aber aus denen ihr etwas lernt. Das merkt ihr sicherlich nicht sofort, sondern erst viel später.

Ihr steht nun in der Arbeitswelt und werdet behandelt wie Erwachsene. Man traut euch Verantwortung zu. Die müsst ihr übernehmen. In den nächsten 2 oder 3 Jahren wird euch viel an theoretischem und praktischem Wissen übermittelt. Damit ihr später in der Arbeitswelt all das gelernt habt, um eure Jobs gut machen zu können. Dazu gehören auch Fleiß, Disziplin und Durchhaltevermögen. Man darf mittendrin mal heulen, alles verfluchen, sich überfordert fühlen. Das hat aber ein Ende irgendwann. Wenn ihr zu den Glücklichen gehört, welche einen Ausbildungsplatz gefunden haben, dann zieht das durch. Welche Note unter eurem Abschlusszeugnis steht, interessiert keinen Menschen. Es interessiert, wenn ihr eure Lehren erfolgreich abgeschlossen habt. Dann verdient ihr mehr Kohle, könnt euch fort- und weiterbilden, vielleicht auch Karriere machen. Oder euch nochmals für eine andere Sparte entscheiden, wenn es nicht eure Traumjobs waren. Das kommt in den besten Familien vor. Es ist heutzutage schwer ohne Ausbildung Arbeit zu bekommen. Da werdet ihr auch immer schlechter bezahlt als gelernte Kräfte. Haltet euch das immer vor Augen.

Hier wird sicherlich auch oft ein tröstendes Wort nötig sein

Ich gehe mal davon aus, all das Geschriebene werde ich in den nächsten 3 Jahren auch hier bei uns zu Hause sagen müssen. Unterstützen, animieren, aufheitern, pushen.

Ich grüße jetzt mal die Kira und die Tabea, unsere Lehrlinge welche heute ins 2. Lehrjahr gehen. Was sich diese beiden schon an Wissen angeeignet haben, und wie diese beiden die Abteilungen unterstützen, ist schon fast ungewöhnlich. Für beide war es sicherlich nicht immer einfach, aber schon heute glänzen sie mit Kenntnissen, bei denen ich immer wieder staune. Diese zwei werden sicherlich mal spitzenmäßige Kauffrauen im Gesundheitswesen. Darauf darf sich jeder Arbeitgeber freuen.

An alle Azubis: Viel Glück und Erfolg ab heute. ^^

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„Ihr seid die Besten!“

Die Bilder aus dem Harz wie z. B. aus Goslar und Wernigerode oder auch Hildesheim gingen schon an die Substanz. Gerade, wenn man von den Wassermassen nicht betroffen war und gerade wenn einem Mal wieder klar wird, zu was die Natur imstande ist. Und dass der Mensch kaum etwas dagegen ausrichten kann.

Respekt und Anerkennung verdienen dieser Tage all die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehren, der technischen Unterstützer, auch der Rettungsdienste. Wie lange und ohne Pause standen sie „im Regen“ und versuchten, weitere Schäden aufzuhalten bzw. einzudämmen. Bilder von Schlammlawinen oder überfluteten Innenstädten machen sprachlos. Teilweise waren die Menschen in ihren Städten gefangen, keiner kam mehr raus und keiner kam mehr rein.

Wir kamen noch mit blauem Auge davon

Ich als „Nichtbetroffene“ war schlicht und ergreifend genervt vom ständigen Regen. Vom dunklen Himmel, von der vorsichtigen Fahrweise wegen Aquaplaning, von der Tatsache, dass hier im Haushalt alle Regenschirme verschollen waren. Meine Scheibenwischer haben seit Besitz dieses Autos noch nie so lange so regelmäßig gewischt. Zum Glück ließ ich den Heckscheibenwischer letzte Woche reparieren. Sonst hätte ich schlechte Karten gehabt. Und immer war die Angst im Auto, dass die befürchteten Erdrutsche eintreten. Meine Pendelstrecke ist mit vielen solcher Ecken gespickt.

Obwohl auch hier im Uslarer Land Straßen nicht passierbar waren, manche Wiese einem Badesee ähnelte und die Gefahrenpunkte, welche bei Starkregen fast immer für kurzzeitiges Chaos sorgten, immer mit Sorge betrachtet wurden, kamen wir mit einem blauen Auge davon. Es tröpfelte in ein Zimmer bei uns, das Dach war überfordert mit den Wassermassen. Aber im Vergleich zu den Bildern aus der Altstadt von Goslar war dieses mit Sicherheit das kleinere Problem.

Viele, die gerade jetzt ihren Sommerurlaub genommen haben und nicht verreist sind, stöhnen natürlich über den Wolkenguss von oben. Vorhaben, wie das Ausruhen im Garten, der Besuch im Schwimmbad oder Tagesausflüge fielen aus. Kinder sitzen im Zimmer und schauen sicherlich sehnsüchtig aus dem Fenster. Wir, die arbeiten müssen, haben auch unter dem grauen, dunklen, verregneten Wetter gelitten. Weil einfach kein positives Feeling aufkommt. All die, die nicht betroffen sind, konnten in den sozialen Netzwerken lustige Bilder zum Regensommer 2017 posten. Aber auch nur, weil der Abstand da war und man selber um nichts fürchten musste. Jeder Zweite auf meiner Startseite befasste sich mit dem Thema. Der eine besorgt, der andere amüsiert. So ist das in den sozialen Netzwerken.

Starrte gespannt auf den Pegelstand

Ebenfalls bei Facebook konnte ich auch gut den Anstieg der Weser, welche ich jeden Tag passiere, beobachten. Beinahe stündlich gab es aktuelle Bilder von einigen Anwohnern. Man starrte gespannt auf den Pegelstand und hoffte inständig, dass es nicht zur Katastrophe kommt.

Bei Facebook konnte man auch verfolgen, dass die Schwimmbäder, z. B. hier in der Region, ihren Betrieb einstellen mussten. Da diese von Fördervereinen betrieben werden, bedeutet jeder Regentag ein Minus in der Kasse. Auch die Schiffe, welche zum Ausflug einluden, konnten nicht starten. Aktuelle Filmaufnahmen aus den Krisengebieten ließen uns erahnen, was bei denen abgeht, welche reißendes Dreckwasser vor der Tür hatten. Die ihre Wohnungen nicht verlassen konnten.

So viele Menschen betroffen

Aber all das ist nichts gegen das, was die Menschen erlebt haben und auch noch erleben, deren Keller vollgelaufen sind, auch die eigenen vier Wände. Die Landwirte, welche sicherlich auch voller Sorge in jeden Regentag starteten. All die, die Schaden genommen haben, und auf die in den nächsten Tagen Aufräumarbeiten zukommen, die mit den Versicherungen verhandeln müssen, die vielleicht Dinge verloren haben, die finanziell zu ersetzen sind, aber von den Erinnerungen her nicht. Die sich im Ausnahmezustand befanden und erst wieder in der Normalität ankommen müssen, wenn das Wasser weg ist. Auch die, denen das Unwetter körperlich zusetzte, und die verletzt wurden.

Die in den letzten Nächten nicht schliefen. Nicht zu vergessen, all die, die 12 Stunden oder 24 Stunden oder mehr in ihrer Uniform versuchten oder noch versuchen, denen zu helfen, die direkt betroffen sind bzw. waren. All denen kann man nur danken und wünschen, dass sie zur Ruhe kommen, bevor der Melder vielleicht das nächste Mal geht. Ihr seid so viel wert, das kann man nicht in Worte fassen.

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Ehrlichkeit währt am längsten.

Ich war am Samstag um die Häuser, sprich auf einem Event. Party und Unterhaltung war angesagt, mit irrsinnig vielen Gedanken ging ich aber in mein Bett.

Mich begleitete eine Bekannte, wir haben total viel gequatscht. Da wir beide Singles sind, lag der Schwerpunkt oft auf „Nepper, Schlepper, Bauernfängern“ in der skurilen digitalen Single-Welt.

Ich habe erfahren, dass es jemanden gibt, der ihr seit der ersten Begegnung quasi den Boden unter den Füßen wegriss. Jemand, der es schafft ihre Beine schlottern zu lassen und die Hände schweißnass werden, wenn sie ihn nur sieht.

Eine Aussage ihrerseits fand ich klasse: „Ich sage ihm einfach was ich für ihn empfinde. Dann ist alles geklärt.“ So in der Art äußerte sie sich.

Genau das ist auch seit langer Zeit mein Motto. Die Zeit der Spielchen und der Psychotricks sind einfach irgendwann vorbei.

Die Zeit, als man den anderen noch aus der Reserve locken wollte mit einem gut inszenierten Schauspiel. Das antasten an eine Situation, das abwarten der Reaktion des anderen, daraus folgend dann das weitere Vorgehen.

Es fühlt sich halt Scheiße an wenn man sich outet, aber dieses nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Gerade im Bezug auf die Liebe.

Das komische am Samstag war, dass ich jemanden traf den ich schon lange kenne. „Guten Tag – guten Weg – alles senkrecht?“ Mehr hatten wir nicht miteinander zu tun.

Und da sagt mir dieser Mann, dass er damals (ich denke mal so in den 80er Jahren) in mich verliebt war.

Ich habe es damals nicht gerafft.

Knapp 30 Jahre später erfährt man das, und fragt sich warum dieser Mann nicht eher damit um die Ecke kam. Oder warum ich damals nicht versucht habe ihm irgendwie beizubringen, dass auch ich ihn toll fand. Das war nämlich der Fall.

Eine ähnliche Situation hatte ich vor langer Zeit mit einem Kumpel. Bei einer Party und nach etwas Alkohol unterhielten wir uns und wir beide gaben zu, dass wir uns lange Zeit wünschten, nicht nur Kumpels zu sein. Dass wir uns etwas in den anderen verguckt hatten. Aber keiner hatte zu diesem Zeitpunkt den Mut es auszusprechen. Oder es den anderen merken zu lassen. Unsere Chance war zu diesem Zeitpunkt aber abgelaufen, er war schwer verliebt in eine andere Frau bei unserem Outing damals nachts auf einem Stadtfest.

Nun könnte man sagen, dass das Schicksal seine Finger mit im Spiel hat, es sollte halt einfach nicht sein. Sprüche wie „alles zu seiner Zeit, das Schicksal schlägt dann zu wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist“ gehen einem durch den Kopf.

Meiner Bekannten wünsche ich jedenfalls, dass sie mit ihrer Ehrlichkeit punktet und der werte Herr diese Tatsache zu schätzen weiß. Und wenn nicht: Sie hat es versucht und dem anderen etwas in die Hand gegeben, mit dem er etwas anfangen kann. Und einen Vertrauensbeweis aufgestellt. Nicht selbstverständlich heutzutage. Denn durch all die Singlebörsen bzw. sozialen Netzwerke bleibt Ehrlichkeit oft auf der Strecke. Das habe ich beobachtet bzw. festgestellt. Nach Lüge Nr. 2712 hat man keine Lust mehr einen Seelenstriptease hinzulegen weil man nicht weiß, ob der andere es zu schätzen weiß, unser Vertrauen verdient hat bzw. unsere wahren Gefühle.

Wir machen es uns oft verdammt schwer indem wir uns hinter einer Mauer der Floskeln und psychologischen Tricks verstecken. Die Tendenz dafür habe ich heute noch zugegebenermaßen. Aus Angst vor negativen Reaktionen. Zurückgewiesen zu werden ist grausam wenn man für jemanden etwas empfindet. Aber manchmal auch ein Wegweiser für alles andere. Denn daraus kann auch durchaus positives entstehen. Man weiß eben nur nicht wann und in welche Richtung gehend.

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Warum sind die Helden von heute morgen schon wieder vergessen?

Nachdem letzte Woche die tragische Meldung des Brandes in London mit weit über 50 Todesopfern und noch viel mehr Verletzten in den Medien bekannt wurde, waren viele erschüttert über dieses furchtbare Szenario. 

Es dauerte auch nicht lange bis die ersten Bilder der Feuerwehrleute die Runde machten, welche erschöpft vom stundenlangen Kampf gegen die Flammen zu sehen waren. Welche mit Szenarien konfrontiert wurden, die wir uns nicht im entferntesten vorstellen können. Und man fragt sich:

„Wie haben sie es physisch und psychisch über Stunden geschafft, all ihr Wissen und ihre Kraft in diesem grausamen Einsatz zu leisten?“

Männer und Frauen werden als „Heros“ gefeiert

Zu recht werden die Frauen und Männer heute und sicherlich auch in den nächsten Tagen noch als „Heros“, als „Helden“ gefeiert.

In den sozialen Netzwerken gehen diesbezüglich schon seit Tagen Fotos über den Äther, welche auf die Tragödie aufmerksam machen sollen, welche Dank übermitteln, welche unser Augenmerk auf die Arbeit der Feuerwehr (und auch alle anderen Hilfsorganisationen) richten.

Wer die Videoaufnahmen sah als die Kameraden wieder einrückten, und Menschen applaudierend am Straßenrand standen in London, der wird sicherlich eine Gänsehaut verspürt haben: Das war eine Geste, die mehr Respekt und Anerkennung nicht vermitteln konnte.

Warum sind die Helden von heute morgen schon wieder vergessen?

Für mich persönlich ist Respekt all diesen Menschen gegenüber tagtäglich an der Tagesordnung. Weil alle tagtäglich einen tollen Job machen. Seien es die hauptamtlichen Kräfte, seinen es die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.

Nun sind einige Fragen gestattet:

Wie kommt es, dass die Heldinnen/Helden von heute vielleicht nächste Woche schon wieder in Vergessenheit geraten sind?

Wie kommt es, dass vielleicht einige der Menschen, die heute ein Bild der erschöpften Frauen und Männer in London teilten oder noch teilen werden, in 10 Tagen vielleicht nicht mehr daran interessiert sind eine Rettungsgasse zu bilden?

Wie kommt es, dass die, die jetzt für eine Leistung gefeiert werden, in 14 Tagen vielleicht angepöbelt, angegriffen oder gar verletzt werden?

Wie kommt es, dass man sich vielleicht lobend über die Arbeit in London äußert, aber an einer Unfallstelle Bilder und Videos von schwerverletzten Menschen aufnimmt und verschickt/teilt? Bergungs- und Rettungsarbeiten behindert?

Wie kommt es, dass die Arbeit, gerade der ehrenamtlichen Hilfskräfte, schon beinahe als Selbstverständlichkeit angesehen wird?

Und wie kommt es, dass die Reihen im Ehrenamt des Rettungsdienstes, der Feuerwehr und all den anderen Organisationen immer lichter werden?

Wer erinnert uns an die, die oft keine Feiertage haben?

Wir feiern heute die Helfer(innen) von London, wir feierten in der Vergangenheit die Helfer(innen) aus der Nachbarschaft, vielleicht feiern wir nächsten Monat die Helfer(innen) mit einem ganz anderen Hintergrund aus einem ganz anderen Land.

Zwischen all diesen Tragödien gibt es die kleinen Geschichten, die kleinen Einsätze, die kleinen Heldentaten. Und das nicht selten, und das nicht wenig vor unser eigenen Tür.

Wir erinnern uns an Feiertagen, an langen Wochenende an die, die keinen Feiertag haben, weil sie arbeiten müssen, gerade im Sicherheits- und Gesundheitsbereich. Auch die Feuerwehren betreffend.

Dann sagen wir leise und artig „Danke“, unsere Medien erinnern uns ja daran. „Daumen hoch“, „liken“ und all das Kram, man kennt es zu Genüge.

„Daumen hoch“ ist wichtig, aber nicht ausschlaggebend. Ausschlaggebend ist, dass wir mal raffen, welchen Luxus an Hilfestellung wir hier genießen.

Auch die Leistung, die jeden Tag geleistet wird, muss honoriert werden

Anstatt dankbar zu sein, wie schnell Hilfe vor Ort ist nach der Alarmierung, regen wir uns nicht selten auf über ein zu grelles Blaulicht bei Nacht und ein zu lautes Martinshorn. Und über „Wichtigtuer“, die alles so unendlich dramatisieren. Dass sich diese „Wichtigtuer“ in ihrer Freizeit, an Wochenenden weiter- und ausbilden lassen, um einen bestmöglichen Job machen zu können, darüber denken die wenigsten nach.

Respekt vor all diesen Jobs ist immer dann aktuell, wenn eine verheerende Katastrophe die Runde macht. Respekt ist aber leider nicht immer an der Tagesordnung. Sicherlich ist es angemessen, die Leistung in London zu honorieren, egal auf welchem Weg. Weil sie grandios war.

Aber nicht weniger wichtig wäre sich vor Augen zu führen, dass diese Leistung unmittelbar neben uns jeden Tag geleistet wird. Wenn auch im kleineren Rahmen. Von der Dramatik her aber für Betroffene nicht minder furchtbar. Schicksal ist Schicksal.

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Männer und Frauen für uns ausrücken

Dass wir all diese Hilfsorganisationen unterstützen, könnte durch passive Mitgliedschaften, vielleicht auch durch aktive Teilnahme, aber immer mit Hochachtung derer gegenüber, die 24 Stunden 7 Tage die Woche 365 Tage im Jahr unserer Sicherheit dienen, erreicht werden.

Nicht nur Bilder teilen und sein Entsetzen ausdrücken: Mal darüber nachdenken wie gut versorgt und abgesichert wir hier sind durch unsere Feuerwehren, die Rettungsdienste und alle anderen Hilfskräfte.

Und nein, ich möchte keinesfalls die Leistung der Londoner Feuerwehr schmälern, weiß Gott nicht! Ich möchte nur, dass man sich bewusst wird, dass es keine Selbstverständlichkeit ist wenn Frauen und Männer (auch in ihrer Freizeit) ihre Straßen- Dienstkleidung gegen Einsatzkleidung tauschen wenn der Melder geht. Oder die Sirene. Für jeden von uns. Tag und Nacht. Bei Wind und Winter. An Wochen- und an Feiertagen. Egal wo.

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Tabuthema! Tabuthema?

Viele werden es schon gelesen haben: Es geht um den Menstruations-Emoji.

Besser gesagt um die Frage, ob man diesen einführen soll. Es gab einige Bilder als Vorschläge, zum Beispiel einen Eierstock, Bluttropfen, eine Binde oder einen Schlüppa. Welcher dieser putzigen Smileys am Smartphone dem „Schreibpartner“ mitteilt, dass „Besuch aus Rotenburg“ im Anmarsch ist oder schon präsent oder erwartet wird (oder auch nicht: Hupps!) , ist wohl noch nicht entschieden. Bei Facebook konnte abgestimmt werden.

Auf die Idee kam „Plan International(australische Frauenrechtsgruppe), diese machen sich für Rechte von Frauen und Mädchen stark. Es heißt, dieser Emoji sei ein einfache und lustige Möglichkeit, um Barrieren rund um die Menstruations-Hygiene abzubauen. Ziel ist es, ein natürliches Thema, dass in den Köpfen vieler noch ein Tabu ist, mehr ins Bewusstsein zu bringen, erklärt Susanne Legena von Plan International Australien (Quelle: Bild).

Der auserwählte Emoji wird dann bei Unicode Consortium“, ein Zusammenschluss der größten Techfirmen der Welt, eingereicht. Dort können User Vorschläge einreichen, über die die gemeinnützige Organisation schließlich abstimmt.

Ich persönlich hoffe, dass die Sache nicht ins Rollen kommt.

Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber ich sehe es nicht als Tabuthema, sondern als einen natürlichen Prozess. Ich muss darüber auch nicht sprechen. Das hat aber nichts mit Tabu zu tun oder Barrieren, sondern damit, dass ich es niemandem per Emoji mitteilen muss. Das könnte man nämlich auch in einem ganz simplen Satz tun:

„Ich kann nicht Schwimmen gehen, habe meine Regel.“

Bums, aus die Maus. So einfach ist das.

Manchmal werden Dinge zu Problemen degradiert, die eigentlich keine Probleme sind. Mag sein, dass die ältere Generation beschämt ist wenn es um Werbung für Tampons mit Rillen oder Flügelbinden geht. Aber sicherlich nicht unsere Generation und die nach uns.

Wenn im Discounter jemand vor mir steht und Binden XXL kauft, extra lang mit einem irssinnigen Fassungsvermögen und Aloe Vera-Duft, schaue ich nicht entsetzt weg sondern weiß, dass da eine Frau ihre „Tage“ hat. Wo ist da eine Barriere oder ein Tabuthema? Wo ist das Problem?

Was kommt dann als nächstes? Eine Männergruppe, die ein Emoji für „Prostata“ auf dem Rechner haben möchte oder für „Pendelhoden“?

Frauenrechtsgruppen hin oder her: Manchmal sollte man die Kirche einfach im Dorf lassen. Ich verschicke sicherlich keinen Eierstock am Smartphone, um mich menstruationstechnisch mitzuteilen. Und hoffe, dass mir in ein paar Jahren niemand per Emoji einen Samenleiter schicken kann. Verrückte Welt. ^^

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