Du kommst aus Uslar, … wenn auch Du Abende/Begegnungen wie diese genießt.

(Quelle Bild: Steffi Werner)

Seit Corona ticken wir alle anders und verschieden, ich persönlich hatte echt Null Bock auf Besuche diverser Kneipen hier vor Ort.

Null Bock auf Abstandsregeln, Null Bock auf MNS, Null Bock auf reglementierte Stunden unter freiem Himmel.

Heute aber setzte sich der Rebell bei uns durch, ein Treffen unter Freunden wurde binnen kürzester Zeit auf die Beine gestellt. Bei Micha in der „kleinen Kneipe“.

Der Mundschutz in der Handtasche für den Gang auf die sanitäre Anlage war gebongt, das war allerdings auch das kleinste und einzige Übel.

Wie gut es tat in der Langen Straße auf dem Bürgersteig zu sitzen, wie gut es tat dann doch etwas Leben zu beobachten in dieser unserer Kleinstadt.

Thema Nummer 1 war Corona bei uns am Tisch.

Aber auch Stories aus unserer Vergangenheit, total skurile Erlebnisse, aber auch der Abriss des Meetings/des Trödels, Krachergeschichten von entfernten und recht nahen Bekanntschaften kamen auf den Tisch. Gerne auch in den 80ern beginnend, da waren wir alle einer Meinung: Die 80er in Uslar waren geil.

Nun sitzt man in der Langen Straße seit Monaten mal wieder und stellt fest, wie gut das eigentlich tut. Und nicht nur Du nimmst das wahr, sondern auch einige andere. Denn die „kleine Kneipe“ füllte sich. Es waren die Damen aus Sohlingen, welche einmarschierten und ebenfalls dort einkehrten. Einige andere auch, wie Ann-Kathrin und Jan-Erik. Da verquatscht man sich mal von Tisch 3 zu Tisch 5. Und genau das fühlt sich klasse an in diesen Zeiten.

Der Micha hat seine OP und Reha gut überstanden, er hat den Laden im Griff, ist immer für einen Joke und Spruch bereit. Das macht die Sache einfacher und so angenehm.

Es war ein toller Abend. Wir alle tragen unseren Teil dazu bei. ^^

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„Was ist denn da mit der Bettdecke los?“

(Quelle Bild: Steffi Werner)

Der Sommer 2020 hatte bzw. hat uns ziemlich gut im Griff. Temperaturen über die 30 Grad und Sonne satt waren an der Tagesordnung. Gerade wenn man Urlaub hat ist das nicht die schlechteste Konstellation. Ich gehöre auch zu den Glücklichen, welche bei der Hitze nicht im Büro sitzen müssen sondern auf dem Balkon chillen dürfen.

Unsere Bude, halbwegs Dachgeschoss, hatte sich natürlich auch aufgeheizt. Ich bin schon zum Schlafen auf das Wohnzimmer ausgewichen, mit geöffneter Balkontür war es nachts teilweise auszuhalten. Trotzdem wusste ich manchmal nicht wohin mit mir, mir lief die Suppe von abends bis morgens den Hintern herunter. Die Wechseljahre pausieren ja leider nicht wenn der Planet vom Himmel brennt. Das kommt noch erschwerend hinzu.

Und dann kam der Tag an dem ich rigoros mein Bettzeug abends auf den Balkon schleppte auf meine Sitzecke. Seit knapp 8 Jahren der erste Versuch unter freiem Himmel zu pennen. Ich hatte all die Jahre immer etwas Muffe mich attackiert ein Greifvogel, meine Nachbarn hören mich schnarchen, ich werde von Mücken umlagert usw. Den Abend aber war mir das echt alles egal, ich bin kaputt gegangen vor Hitze.

Die erste Nacht war der Hammer! Selten bin ich so schnell eingeschlafen und habe so gut durchgeschlafen. Erwacht man während die Sonne aufgeht, dann ist das echt ein toller Moment.

So schlief ich auch die nächste Nacht draußen. Und die übernächste.

In der 3. Nacht wachte ich dann allerdings auf. Als ich mich wenden wollte auf meiner Unterlage, war die Bettdecke so schwer. Ich bekam das Ding nicht angehoben, es fühlte sich an wie Beton.

„Hä? Was denn jetzt los? Was ist mit meinen Beinen passiert? Hält mich da jemand fest? Hallo“?

Ich war so im Tiefschlaf, dass ich ein paar Anläufe und Minuten brauchte um die Lage zu peilen:

Ein Regenguss vom Feinsten. Mein Oberkörper lag unter dem Dach, ab dem Knie war da aber kein Dach mehr.

Was weiß ich, wie lange ich da schon so lag während der Himmel seine Schleusen geöffnet hatte. Nachdem ich dann die Situation raffte und halbwegs klargekommen bin, riss ich in Null komma Nix mein Bettzeug unter den Arm und rannte ins Wohnzimmer. Schneller Wechsel vom Bettzeug, man hat ja noch eine Garnitur in Reserve, und wieder auf das Sofa.

Seit diesem Tag konnte ich leider nicht mehr unter freiem Himmel schlafen, gerade in der Nacht kommen hier Schauer runter. Wenn auch nur kurz, aber sie kommen runter. Was der Natur natürlich gerade guttut und wichtig ist.

Pennen unter freiem Himmel ist echt ein Erlebnis. Und erholsam. Und irgendwie echt was anderes.

Mich hat auch kein Greifvogel angegriffen, kein Nachbar sprach mich auf das Schnarchen an, und es war keine Mücke in Sicht bzw. hatte ich keine Stiche. Ich wäre dann jetzt so mutig in einem Garten zu schlafen wie mein bester Freund. Gut, mit den tierischen Besuchern auf Augenhöhe muss ich dann wohl umgehen, aber die fressen mich ja nicht.

Und noch ein Tipp falls man keinen Platz für einen Pool hat: Eine einfache Wanne kaufen, gefüllt mit kaltem Wasser in die man die Füße stecken kann, wirkt wahre Wunder. Und jetzt hoffe ich auf eine regenfreie Nacht während meinem Urlaub, in der ich nochmals unter freiem Himmel schlafen kann. Die Sache mit dem Schnarchen ist mir mittlerweile wumpe. ^^

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Dorfgeflüster.

(Quelle Bild: Steffi Werner)

Erst vorhin wieder habe ich eine Situation erlebt, welche mir meine Sehnsucht nach dem Leben auf einem Dorf verdeutlicht hat.

Ich war zum Blumen gießen auf dem Friedhof, am Grab meiner Eltern. Ich konnte dort jahrelang nicht hingehen, es war für mich so ein fürchterlicher Ort.

Jetzt geht es, oder besser gesagt, ich kann diesem Ort so viel positives abgewinnen. Dort ist es so ruhig, ich treffe selten jemanden weil ich spät am Abend dort hin fahre. Es riecht dort immer so gut, nach Natur irgendwie. Und es sind einfach Erinnerungen, wenn man die Namen auf den Grabsteinen liest und sich im Kopf sofort Anekdoten im Kopf zusammen brauen. Trotz aller Dramatik.

Heute sah ich aus dem Augenwinkel eine Frau, welche ich schon von Kindesbeinen an kenne. Als ich gerade die Gießkanne füllte, kam sie mir entgegen. Ich hatte vorher schon gesehen, dass sie am Grab ihrer Familie arbeitete, und das mit Lockenwicklern im Haar. Da ist mir echt der Herz aufgegangen.

Das ist irgendwie Dorf: Man vereint das eine mit dem anderen, es ist auch wumpe was die anderen denken oder wie man ausschaut. Es muss halt alles geschafft werden. Das sind noch so alte Relikte, welche ich von Tag zu Tag mehr entdecke bzw. echt vermisse.

Als diese Frau auf mich zukam, sprach ich sie an. Wir haben uns bestimmt 10 Jahre nicht mehr gesehen. Sie hat mich aber sofort erkannt, dass

„Stefanie“

war Musik in meinen Ohren. Und dann haben wir gesabbelt, bzw. hat sie mich gefragt wie es mir geht, wo ich jetzt wohne, etc.

Das hatte so etwas heimisches.

40 Jahre habe ich auf diesem Dorf gelebt. Und ich vermisse es heute mehr denn je. Das Blöken der Kühe, das morgendliche Gegacker der Hühner, das Geräusch der Trecker, auch den Geruch von Gülle. Und das Bimmeln der Dorfkapelle, welches uns in Kindertagen immer die Uhr ersetzte. Dieses Gefühl von Heimat, die Gewissheit der Wurzeln, die Erinnerungen an die Kindheit, die Jugend und an so viele wichtige Stationen, die das Leben so geprägt haben. Auch das Gefühl von Zusammenhalt, von Einheit, von Heimat eben.

Fast immer wenn ich auf dem Friedhof war, fahre ich nach Hause durch die Straße, in der ich 40 Jahre lang wohnte. Wo mein Elternhaus steht. Wo auch der Kurze groß wurde. Durch MEIN Dorf.

Und mein Plan ist der, irgendwann wieder in diesem Dorf zu landen. Sollte sich im nächsten Jahr die Möglichkeit ergeben dort eine Wohnung zu finden, dann wäre das ein Traum von mir.

Ich wohne jetzt auch nicht in einer Großstadt und bin nur einen knappen Kilometer von diesem Dorf entfernt. Nur einen knappen Kilometer. Auch weiterhin lasse ich mich dort sehen wann immer es möglich ist. Ich möchte aber irgendwann wieder aufwachen weil die Kühe blöken, die Hühner gackern, es nach Gülle riecht oder die Glocken der Dorfkapelle bimmeln. ^^

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… und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.

(Quelle Bild: Fotorech/Pixabay)

In den letzten Jahren habe ich in meinem Bekannten- und Freundeskreis, aber auch innerhalb der Familie Menschen getroffen, welche ihr bisheriges Leben nicht mehr erfüllte und teilweise auch heute noch nicht erfüllt. Es hing irgendwie an vielen Ecken und Kanten, es herrschte eine große Unzufriedenheit. Wie gut ich das kenne. Sie/ihr sicherlich auch.

Die, welche den Kopf in den Sand steckten, Null Optimismus mehr hatten und negativ gestimmt waren, die stehen auch heute noch dort wo sie zum Zeitpunkt der Unzufriedenheit standen.

Aber die, welche nicht den Kopf in den Sand steckten, viel Optimismus hatten und positiv gestimmt waren, die stehen heute nicht mehr dort wo sie zum Zeitpunkt der Unzufriedenheit standen. Sie sind weitergekommen und auf dem Weg in ein anderes, vielleicht besseres Leben.

Was war ich für eine Heulboje vor langer Zeit, voll von negativen Gedanken und voller Weltschmerz. Wann der Zeitpunkt kam an dem alles ins Gegenteil umschlug, dass kann ich echt nicht mehr sagen. Aber ab diesem Zeitpunkt bewegte sich etwas in meinem Leben. In die richtige Richtung. Teils steinig und auch mit Hürden gespickt, aber in die richtige Richtung.

In den letzten Jahren/Monaten habe ich echt verblüffende Geschichten verfolgen dürfen/können von Menschen in meinem Umfeld, welche vom negativen Denken abrückten und positiv gestimmt waren. Aus welchen Gründen und mit welchem Hintergrund auch immer. Die eine bekam die Traumwohnung, der andere die Traumfrau, wiederum die andere den Traumjob. Weil diese Menschen an sich glaubten und endlich aufgehört haben nur die dunklen Seiten zu sehen oder alle Hoffnung über Bord warfen.

Hätte mir jemand vor 15 Jahren gesagt was bei mir jetzt an der Tagesordnung ist, ich hätte diesen Menschen ausgelacht und mich weiter im negativen Matsch gewälzt.

Es ist interessant aber auch schön zu sehen, wie einige der Leute in meinem Umfeld die Kurve bekommen haben. Weg vom Jaulen, hin zum Hoffen.

Gerade hier bei Facebook möchte ich manchmal den Eimer für die Tränen herum reichen, unglaublich wie negativ viele Leute sind. Ich habe dann kein Mitgefühl, mich macht es eher wütend wenn sich Freunde aufgeben und um Mitleid bitten. Jeder ist seines Glückes Schmied, das trifft den Nagel auf den Kopf.

Klar darf man sich mal ausheulen, an sich zweifeln, Dinge kritisch betrachten und vorsichtig sein. Alles total normal und okay.

Aber nur nicht durchgehend wenn man Hoffnung hat auf Veränderung oder Besserung. Dafür muss bzw. sollte man an sich glauben. Hört sich doof an, ich weiß. Es ist aber so. Genau das habe ich in den letzten Woche live erlebt. Vom Kopf in den Sand stecken ohne Ende bis hin zu neuen Perspektiven mit so viel Freude und Glück.

Und dann wird/ist alles gut. ^^

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Der menschliche Körper: Irgendwie echt ein Wunderwerk.

(Quelle Bild: Pixabay/Mimzy)

Heute war es uns möglich die Ausstellung „Körperwelten“ zu besuchen. Ich war mit Kolleginnen unterwegs, wir sind ja nun alle in medizinischen Berufen zu Hause und die Neugierde auf dieses Thema war groß.

Ich gebe zu, die Tage habe ich mich gefragt wie ich auf den Anblick reagiere, ob ich das packe oder mich wild paffend vor der Tür wiederfinde.

Ich habe es gepackt, weil mich all das irrsinnig fasziniert hat. Und auch jetzt noch immer fasziniert. Wild paffend vor der Tür stand ich hinterher.

Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk, keine Frage. Das wurde mir heute mal wieder klar. Zu sehen was unser Herz leistet Tag für Tag, wie unsere Knochen, Bänder und Sehnen aufgebaut sind, wie wir unter der Haut quasi aussehen, das war ein Erlebnis.

Immer dann wenn wir zu Raucherlungen kamen, riefen alle:

„Steffiiiiiiiiiii, guck Dir das an!“

Ich schaute verschämt in die Ecke, als sich die Fettleber präsentierte.

Mittendrin fragte man sich woran diese Menschen verstorben sind. Wie deren Familien damit umgehen, dass ihre Liebsten nun Exponate sind.

Man schaute auf die Augen, auf die Gesichtszüge, auf den Mund. Das sind so intime Momente: Der letzte Atemzug, der letzte Blick, und die letzten Sekunden hier auf Erden.

Einmal überkam mich ein Schauer bei einem Mann, dessen Haare man noch sehen konnte. Rote Haare hatte er.

Auf der einen Seite war es eine Reise in unsere Körper mit medizinischen Interesse gespickt.

Auf der anderen Seite war es eine Reise in das Leben und das Schicksal wildfremder Menschen mit emotionalem Interesse gespickt.

Deren Geschichten wir nie erfahren werden. Und deren Liebsten damit leben können, dass ihre Kinder/Geschwister/Eltern/Großeltern oder was auch immer das „Wunderwerk Mensch“ anschaulich darstellen. Grazil, mit viel Respekt und Feingefühl gespickt.

Vielleicht für die/den ein(e) oder andere(n) ein befremdliches Thema, aber zum Leben dazugehörend. Ich kann es nur empfehlen für die, welche es aushalten.

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2021: Das Jahr für Galle, Leber und Co.

(Quelle Bild: Pixabay/geralt)

Wahrscheinlich geht es vielen so, dass nicht nur eigene Feten abgesagt bzw. verschoben werden mussten. Zig Konzerte, Veranstaltungen, Stadtfeste usw. verschwinden aus dem Veranstaltungskalender 2020 oder stehen noch auf wackeligen Füßen, weil sie am Ende des Jahres platziert sind.

Bei mir persönlich sind zwei Konzerte auf unbestimmte Zeit verschoben, zudem drei Feste hier auf den Dörfern plus meine eigene Party.

Nun schaut bzw. hofft man auf das nächste Jahr, einige Termine für 2021 stehen schon. Meine Bedenken sind ja die, dass wir gar nicht alles unterbekommen bzw. jedes Wochenende feiern werden im zukünftigen Jahr. Denn die Veranstaltungen für 2020/2021 kollidieren ja dann quasi. Also die doppelte Dröhnung an Feierlichkeiten.

Ich gehe im Geiste schon durch wann ich denn meine verpasste Party plane, aber ich halte mich da auch an einige andere Events termintechnisch. Zum einen damit auch viele zu mir kommen, zum anderen damit ich bei den anderen Events auch dabei sein kann. Ich hatte mit meinen Freunden so viel vor dieses Jahr. Zudem muss ich mich mit einem Bekannten einigen, welcher auch „genullt“ hat, wir wollen uns gerne gegenseitig dabei haben bei unseren Partys. In diesem Jahr wären unsere Feten auf einen Tag gefallen, das Drama wollen wir 2021 unbedingt vermeiden.

Irgendwie müssten wir alle im nächsten Jahr doppelt so viele Urlaubstage bekommen um all das abzuarbeiten bzw. abzufeiern. Wer schlau ist, der fängt Ende Dezember oder Januar schon an mit dem entschlacken für Galle und Leber, damit diese Organe all das annähernd überstehen 😉

Wahrscheinlich gibt es auch bei den Urlaubsanträgen nächstes Jahr die ein oder andere Klopperei, weil zu den aktuellen Konzerten und Hochzeiten 2021 etc. ja noch die nachgeholten Konzerte und Hochzeitsfeiern von 2020 kommen.

Es wäre ja fast eine Überlegung wert für 2021 eine 4 Tage-Woche einzuführen, damit wir an den anderen 3 Tagen feiern können.

Eine meiner Lieblingskneipen hat mir jedenfalls schon versprochen, dass nach der Eröffnung vier Quadratmeter nur für mich abgesperrt werden mit einem kühlen Bier schon auf dem Tisch stehend. Sauber!

Ich hoffe nur, dass aufgrund des Ansturms nach Tag X mein DJ noch Kapazitäten hat und mein Catering, meine Location und mein Getränkelieferant bzw. die netten Damen und Herren, welche mir das Equipment für die Sause leihen. 100 Gläser oder eine Spültheke habe ich nämlich hier im Hause nicht.

Und nicht zu vergessen den Herrscher über die Fotobox, in der ich mich wahrscheinlich ¾ des abends aufhalten werde.

Der Karton mit der Deko jedenfalls steht unter dem Bett, da dürfte bis nächstes Jahr nix dran passieren.

Auf dass wir 2021 feiern, als gäbe es keinen Morgen mehr. ^^

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So wird das nix, Leute!

(Quelle Bild: Pixabay/concerdesign)

Die Tage beim Einkaufen hatte ich mehrere Begegnungen welche die Frage in mir laut werden ließ, welchen Teil der momentanen Beschränkungen/Auflagen einige wenige von uns noch nicht verstanden haben oder vielleicht nicht mehr verstehen wollen. Es sei vielleicht auch meiner nicht gerade rosigen Laune geschuldet gewesen, dass ich mich so tierisch aufgeregt habe und meine Klappe hielt.

Tatort war ein Discounter. Als ich mit Mund-Nasen-Maske bewaffnet und geschrubbten sowie desinfizierten Händen zwischen das Fleisch schaute, näherte sich rechts von mir eine ältere Dame. Und sie näherte sich und näherte sich und näherte sich. Scheinbar nahm sie meine Anwesenheit nicht zur Kenntnis. Da der Abstand von 1,50 Metern schon unterschritten war, ging ich zurück und gewährte der älteren Dame den Vortritt. Kann ja mal passieren, dass man die momentane Situation mit den momentanen Regeln vergisst. Ging mir auch schon so, kein Thema.

Ein paar Meter weiter dann beim Käse agierte die ältere Dame noch immer so. Sie nahm nicht zur Kenntnis, dass sie allen anderen auf die Pelle rückte. Sie sprang umher wie Herr Nilsson von Pippi Langstrump in der Villa Kunterbunt. Und im Gespräch mit den Angestellten nur einige Zentimeter von diesen entfernt war. Mich wunderte, dass diese nicht reagierten. Ich war so ab genervt, dass ich einen anderen Weg einschlug und aus ihrem Radius verschwand.

Da kam mir irgendwann diese ältere Dame entgegen mit ihrer Mund-Nasen-Maske UNTER der Nase endend. Sie trug ihre Maske falsch. Ich entschied mich sie nicht anzusprechen, da sie total aufgekratzt wirkte und meine Worte wahrscheinlich nicht bei ihr angekommen wären.

Vor mir der Mann an der Kasse hängte sich an seinen Vordermann als wolle er eine Polonaise einläuten, da war nichts mit Abstand. Die Dame hinter mir musste ich auch mit Blicken daran erinnern, dass sie mir den Hinterkopf hätte kraulen können. Oder sie hatte auch Bock auf eine Polonaise. Also auch da war nichts mit den 1,50 Metern Abstand. Wiederum eine andere Dame stand elendig lange vor einem Verkaufsständer und veranlasste den Rest der einkaufenden Gemeinde dazu, diesen Gang zu verlassen und durch die Nebengänge den Einkauf fortzusetzen, da sich besagte Frau auch recht breit machte in diesem Bereich. Und das nicht nur kurz. Vom permanenten Anfassen der Ware spreche ich lieber nicht. Sie hatte wohl keinen Bock auf eine Polonaise. Ich hatte echt kurz Hoffnung, Gottlieb Wendehals kommt gleich aus einem Karton gesprungen, wirft Konfetti über das einkaufende Volk und ruft:

„Corona ist vorbei, jetzt aber hier eine mordsmäßige Polonaise, Leute!“

Als ich fertig war mit meinem Einkauf, schon geladen bis dort hinaus von dem Erlebten, kam der Kracher: Die ältere Dame stand auf dem Parkplatz mit einer Bekannten (zumindest schienen sie sich gut zu kennen), beide ohne Maske und Arm an Arm über einen längeren Zeitraum. Ich kämpfte noch kurz mit mir jetzt ein paar Takte zu sagen, aber ich entschied mich wieder dagegen weil ich so sauer war, dass ich wahrscheinlich nicht hätte die Form wahren können und mein Benehmen mich verlassen hätte.

Die ältere Dame war über 70 würde ich schätzen, also ein Teil der Risikogruppe. Wir alle müssen momentan Regeln folgen, Abstand halten, uns total einschränken. Wir versuchen andere zu schützen durch die Mund-Nasen-Masken, wir machen das nicht in erster Linie zu unserer Sicherheit. Und genau die, welche wir schützen wollen und sollen, bekommen es nicht auf die Kette. Ich weiß nicht ob es eine Art Resignation ist, oder ob mit den (wirren und nicht einheitlichen) Lockerungen ein solches Verhalten jetzt das Resultat ist.

Ich denke mal, dass das Personal im Verkauf, der Gastronomie oder auch in anderen Bereichen dieses Schauspiel auch schon beobachtet hat und feststellt, wie wenig Sinn Diskussionen machen. Zumindest war ein gewisses Level an Abgenervtheit gestern beim Einkaufen zu spüren bei den Angestellten. Weil sicherlich die Damen und Herren im Einzelhandel 16945x am Tag die Kundinnen und Kunden immer wieder maßregeln müssen. Seit Wochen. Und wohl noch für Monate.

Der Schlenderian scheint jetzt die Oberhand zu gewinnen. Das finde ich bedenklich …

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Das Drama mit der Sonnenliege.

Quelle Bild: Pixabay/Patricia van den Berg)

Tagelang habe ich das Internet durchforstet nach einer günstigen Sonnenliege. Günstig – langlebig – bequem – lang genug für uns zwei großen Leute hier im Hause.

Ich sehe aus wie ein Eimer Kalk, die vornehme Blässe sozusagen, das wurde mir auch schon von Freunden bestätigt. Was willste machen wenn Hitzewellen hier das Thema sind und die Sonne bzw. Wärme quasi gerade nicht so willkommen in dieser Phase? 😉

Okay, okay, okay, eine Liege fehlte hier eh. Das dauernde Sitzen auf dem alten Klappstuhl war echt unbequem. Ich habe ein mordsmäßiges Teil gefunden, stabil und mit Rollen. Schnell mit der Anne, einer Angestellten des betreffenden Discounters Kontakt aufgenommen, die Liege wurde reserviert, nichts stand dem Vorhaben mehr im Weg.

Und vorgestern dann der Gang in die heiligen Hallen. Meine Liege war reserviert, ich kramte mir noch eine passende Auflage raus plus Schutzbezug. Das ist ja wichtig wenn man schwitzt wie Bolle. Nur sieben kleine andere Teile im Wagen auf Lebensmittelbasis, aber AUF dem Wagen der Karton mit der Liege. Der Karton überwucherte den Wagen, der war riesig irgendwie. War das ein Drama!

Die Dame hinter mit erkannte die Gefahr und während ich unter Einsatz all meiner Körperkraft die Liege fixierte, räumte sie meinen Einkauf auf das Band.

Gott, ich riss fast den Spuckschutz weg an der Kasse mit meiner Rödelei!

Mit der überdimensionalen Liege auf dem Einkaufswagen ging ich wie auf Eiern zum Auto. Der Karton rutschte und rutschte. Und rutschte vom Einkaufswagen. Während ich den Karton auffing, rollte der Einkaufswagen weg. Auf einen PKW zu, welcher gerade ausparkte. Mir stand der Schweiß auf der Stirn und lief am Hintern runter. Es ging aber alles gut.

Nun kam Herausforderung Nummer 2, nämlich den Stuhl samt Karton in einen Kleinwagen packen. Ich musste erst eine Zigarette rauchen, ich gebe es zu.

Während ich paffend vor meinem Auto stand, parkte ein Herr neben mir. Und er telefonierte wohl irgendwie mit Freisprecheinrichtung, ich lauschte dem Gespräch gespannt. Es muss um die Jagd gegangen sein, mir drangen Wortfetzen ans Ohr wie „Füchse“, Waschbären“ und all so Jagd technisches Gedöns.

Während ich also mit voller Konzentration den Karton versuchte auf meiner Rückbank zu platzieren, ging das dem Herr nebenan am Allerwertesten vorbei. Ich hatte echt Hoffnung er gibt mir Tipps oder packt mit an. Pustekuchen, er war scheinbar in die Welt der Füchse und Waschbären eingetaucht.

Nach zig Versuchen schieben und quetschen war der Karton im Auto. Und die Türen gingen auch zu.

Ich musste den Herr aber noch fragen ob die Türen das verkraften und geschlossen bleiben. Ich war unsicher. Nicht auszudenken, wenn während der Fahrt die hintere Tür aufspringt und die Sonnenliege auf der Straße landet.

Er meinte, dass alles gut ist, die Türen bleiben zu, und er wünschte mir viele schöne Stunden mit der Liege, viel Freude, viel Sonne und so. Hat er das alles also doch beobachtet. Ein Schelm 😉

Ich bin nach Hause gefahren wie ein Anfänger, jetzt bloß keine Bodenwelle erwischen.

Am nächsten Tag erst wollte ich den Karton 50 Stufen hoch schleppen in die Bude. Gott, mir wurde bei dem Gedanke schon ganz anders. Wenn das so ein Theater wird wie vor dem Discouter, dann pullern die Nachbarn vor Lachen hier ein wenn ich mir wieder einen abbreche.

Aber: Ich habe ein Messer mit zum Auto genommen, den Karton geöffnet, die Liege befreit und bin so die 50 Stufen mit der Liege im Hausflur hoch gerammelt. Das ging recht gut.

Und nun steht die Liege, sie ist echt bequem, lang genug, sie passt auch auf den Balkon und ich habe gestern ein Sonnenbad genossen. Die Rollen habe ich beim 2. Versuch erfolgreich angeschraubt. Man fühlt sich wie ein Gott!

Dass ich geschwitzt habe wie ein Affe wenn eine Hormon technische Welle kam beim Bräunungs- bzw. Chillvorgang, das muss ich hier wohl nicht erwähnen. Läuft. ^^

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Du kommst aus Uslar, wenn auch Du dieser Tage diese Kleinstadt langsam „hochfahren“ siehst.

(Quelle Bild: Steffi Werner)

Harte Wochen liegen hinter uns und vielleicht noch vor uns, den einen trifft es härter, den anderen etwas milder. Unsere Gastronomie gehörte mit zu den großen Verlierern in den vergangenen Wochen. Allerdings finde ich, dass viele von ihnen durch die Abhol- und Bringdienste versucht haben das Beste aus der Situation zu machen. Auch wenn es die sonstigen Einnahmen nicht annähernd deckte, so fand ich den Versuch bzw. Optimismus und auch den Zusammenhalt richtig klasse. Während sich die Restaurants/Gaststätten/Cafés noch irgendwie helfen konnten, waren und sind die Kneipen gekniffen.

Ich kann jeden Gastronom verstehen welcher den Restaurantbetrieb noch nicht hochfährt aus Gründen die Wohlfühlatmosphäre betreffend. Es ist anders mit all dem Reglement, der gute Geist des ein oder anderen Restaurants/Cafès bleibt vielleicht auf der Strecke. Und all die Maßnahmen sind mit so viel Arbeit verbunden, das sieht man auch in anderen Bereichen. Die Relation muss stimmen.

Als ich die Tage die Kurze Straße runter fuhr, sah ich aus dem linken Augenwinkel Menschen vor der Stadtschänke sitzen. Ich habe mich so gefreut über diesen Anblick. Nani und Axel sind wieder „on air.“

Heute Morgen musste ich mal kurz reinschauen, einfach mal „Hallo“ sagen, fragen wie die Situation gerade ist, wie es läuft, usw.

Und ich traf eine Nani und einen Axel welche mir erklärten wie das alles vor sich geht, wo es noch hängt etc. Sicherlich merkt man, dass es gerade eine Situation ist welche keine Vergleichsmöglichkeit bietet. Jeder probiert sich aus und tastet sich vor. Aber Nani und Axel wirkten auf mich positiv gestimmt.

Besonders rührend fand ich ihre Erzählungen darüber, dass die Uslarerinnen und Uslarer beim zufälligen Treffen mit Nani beim Einkaufen sofort fragten wie es ihr geht, ob sie über die Runden kommt, ob noch finanzielle Reserven vorhanden sind. Und dass die ein oder andere Träne zu sehen war bei den kurzen Unterhaltungen. Solche Schilderungen machen für mich das Leben in einer Kleinstadt aus und so besonders.

Das gleiche gilt für andere Gespräche mit einigen hiesigen Gastronomen.

Die Situation ist quasi richtig bescheiden, aber bei vielen mit denen ich kurz sprach steckte vor mir niemand den Kopf in den Sand. Das finde ich sehr professionell. Wie es hinter den Kulissen aussehen mag, das kann man nur erahnen.

Bis alles wieder so ist wie es mal war, wird es vielleicht dauern. Aber der Tag wird kommen, und bis dahin kann man seine Unterstützung signalisieren wenn man sich einfach nur an die Regeln hält welche die Gastronomie vorgibt, oder einfach mal etwas bestellt. Wem es möglich ist vorausgesetzt.

Gruß an all die anderen, welche hier im Uslarer Land kreativ geworden sind und trotz all dem Drama ihre Philosophie verteidigen.

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Vom ersten Friseurbesuch seit über 10 Wochen.

Quelle Bild: Pixabay/Mohamed_Hassan)

Ich war heute Morgen zugegebenermaßen freudig gestimmt, allerdings auch aufgeregt als ich zum Friseur stiefelte. Mit Schutzmaske in der Handtasche, ist ja klar. Aufgeregt war ich deshalb, weil ich nicht so recht wusste was mich erwartet und wie das alles vonstatten geht. Und ob ich hinter der Maske in diesem Zeitraum keine Krise kriege. Das passiert mir nämlich hin und wieder beim Einkaufen. Dann wird teilweise die Luft hinter dem Teil dünn und und man hat das Gefühl gleich setzt die Schnappatmung ein in der Gemüseabteilung.

Präpariert ging es also rein in den Salon, und meine erste Amtshandlung war das Händewaschen. Schön lange und schön heiß.

So nahm ich Platz und erklärte kurz das lustige Drama mein Haupthaar betreffend, weil ich ja selber geschnitten hatte mittendrin.

In diesem Moment fing meine Nase an zu laufen. Normalerweise schnäuzt man kurz in das Taschentuch und dann ist die Sache geklärt. Ich konnte aber nicht schnäuzen weil ich die Maske nicht abnehmen wollte bzw. rausgehen. Die Maske mal kurz Richtung Nase drücken kam auch nicht in Frage. Kein Mensch hat gesehen, dass mir 30 Minuten die Nase lief und ich habe es ausgehalten. Überhaupt haben die Masken mitunter auch Vorteile: Ich musste meine Pickel nicht abdecken, und Lippenstift spart man dieser Tage auch.

Dann kam der angenehme Part: Das Haarewaschen. Ich liebe Haarewaschen beim Friseur. Die massieren dann immer so herrlich die Kopfhaut, ich kriege da voll die Gänsehaut und möchte immer rufen:

„Weitermachen, bitte machen Sie weiter. Waschen Sie noch 48x, ich zahle das auch. Aber bitte machen Sie weiter!“

Ich erkannte die Kundschaft hinter den Masken heute mal nicht, von meinen Sitznachbarn in den Salons mache ich immer abhängig was ich so erzähle 😉

Ja, und dann schilderte mir mein Coiffeur wie er sich fühlte, als an einem Freitag im März plötzlich die Polizei im vollbesetzten Laden stand und darum bat, diesen jetzt zu räumen. Ich konnte verstehen, dass er für einige Zeit geplättet war und mehrmals durchatmen musste um zu wechseln was da gerade abgegangen war.

Als ich dann wieder mit frisch gefeudelten Haupthaar vor dem Spiegel saß und hinter mir das Waschbecken plus Stuhl desinfiziert wurde, kamen mir so wirre Gedanken. Das ist Vorschrift, das muss so sein, kein Thema, ich weiß. Aber wenn die Fläche desinfiziert wird auf welcher der eigene Poppes vor ein paar Sekunden noch saß, von einer Person mit Mundschutz ausstaffiert, dann fragt man sich mal kurz ob in der eigenen „unteren Etage“ denn wirklich alles sauber war 🙂

So, und endlich, endlich kam die Schere zum Einsatz und das Messer, und es wurde alles etwas freier am Hinterkopp. Mit Pfiff. Und einem wieder erkennbaren Schnitt. Endlich!

Und beim Bezahlen dann der Brüller: Als ich auf Sicherheitsabstand war zu meinem Helden der Effilierschere, da nahm er seinen Mundschutz ab und präsentiert mir seinen seit dem 20.03.2020 wachsenden Bart. Genau, er hat sich seit dem 20.03.2020 nicht mehr rasiert. Und erwähnte dann noch, dass er seinen noch nicht geborenen Enkelkindern irgendwann mal Fotos zeigt mit folgender Erklärung:

„Schaut mal, das war der Opa im März 2020. Da ist nämlich folgendes passiert, also hört mir gut zu.“

Und dann wird er seinen Enkelkindern erklären was im März 2020 los war, wie alles begann, und hoffentlich auch letztendlich gut endete.

Nach dem Verlassen der Salons war die Maske in 0,0001 Sekunde runter von meinem Gesicht ich habe endlich die Nase putzen können. Und mit richtig guter Laune habe ich mir dann zur Feier des Tages 500 g Mett gegönnt plus ein paar andere Leckereien vom Metzger des Vertrauens.

Was ein Friseurbesuch doch für Endorphine freisetzt. ^^

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