Die Büroklammer

Ineinander gepopelte Büroklammern: Ich raste nochmal aus!

Kennt ihr ihn auch? Diesen nervenaufreibenden, stundenlang dauernden, täglich wiederkehrenden Job des “Büroklammerns auseinander bauen müssens” weil die sich verschlungen haben? Quasi Büroklammer an Büroklammer? Als würden die sich lieben und nicht mehr loslassen wollen? Als säßen da in der Fabrik Mitarbeiter, deren Job es ist in einem 2000er Paket
1801 Büroklammern ineinander zu haken, damit wir Büro-Tussen einen Nervenzusammenbruch bekommen?
Bei uns gehen tagtäglich eine Menge Büroklammern über den Schreibtisch. Und dauernd hat man so einen Haufen in der Hand wo 2, oder auch 3, oder auch mehr Klammern eine Einheit bilden. Normalerweise lege ich die an die Seite, weit an die Seite. Weil ich da echt ausrasten könnte wenn es schnell gehen muss. Aber irgendwann sind die „Single-Büroklammern“ aufgebraucht, und dann muss man die „Gang-Bang-Büroklammern“ voneinander lösen. Du schiebst die eine nach unten, merkst dass das die falsche Richtung war, also nach oben geschoben damit die wenigstens brauchbar ist, und Du siehst dass da aber noch einige mehr an so einer Traube hängen. Das meist zu einer Uhrzeit zu der keine Zeit mehr ist ins Lager zu gehen. Oder im Lager sind gerade keine. Und die Kollegin kann auch nicht helfen weil die ebenfalls gerade mit den „Gang-Bang-Büroklammern“ kämpft.
Ich muss ja garnicht wissen dass die Kollegin gerade wieder eine „Gang-Bang-Trennung“ vornimmt, ich höre das ja am Fluchen.
Und immer sehe ich dann vor meinem geistigen Auge Arbeiter an einem Fließband sitzen oder stehen, die juchzen und in die Hände klatschen und dreckig lachen, während sie die Büroklammern ineinander haken und im Chor rufen:
“Nieder mit den Bürotussen, wir machen Euch so alle!”
Dass einem so ein kleines bißchen Draht so aus der Fassung bringen kann, läßt mir dann den Draht aus der Mütze fliegen.
„Gang-Bang-Büroklammern“, dolles Wort, was? ^^

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Lief ja quasi gestern

Dafür dass ich eigentlich garnicht zur Apres Ski-Party wollte, hab ich lange ausgehalten. Zwar ging es nicht ein fröhliches Liedchen trällernd mit der Handtasche schleudernd die Bella Clava hoch, den Zeitungsausträger überholend, aber es war mal wieder ein schöner Abend.
Ich bin wegen Cheryl runtergegangen, weil ich sie mal live hören wollte, und weil ich es unglaublich finde dass eine junge Frau, die man vor Monaten sicherlich auf den ersten Blick nicht wahrnahm, plötzlich derart bekannt ist hier. Unterm Strich kann ich nur sagen dass ich Gänsehautalarm hatte, eine tolle Stimme und eine tolle junge Frau.
Auch ansonsten war gut was los und prima Stimmung. Find ich immer spannend dass man denkt man kennt hier schon alle, und man wird an Abenden wie gestern eines besseren belehrt und lernt dann wieder “neue” Uslarer kennen. Der Glühwein, die Uslarer Kaltschale und sonstige diverse Kaltgetränke sorgten zu späterer Stunde dann für laut singende und tanzende Gruppierungen. Da schleuderten gestern welche ihr Becken durch die Gegend von denen ich dachte dass sie resistent sind gegen Spaß.
Die gute alte Stadtschänke sorgte dann mitunter dafür dass man den Glühwein, die Kaltschale und das andere Kram ordentlich auf die sanitäre Anlage bringen konnte. Viele haben sich dann dort schon recht früh für den Gute-Nacht-Absacker niedergelassen, da war ja stellenweise kein Durchkommen mehr. Ich bin jedenfalls teilweise wieder auf dem neusten Stand was den Klatsch und den Tratsch angeht, man muss nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.
Man gut dass die Straßenbeleuchtung noch an war, sonst hätte ich wieder stundenlang gebraucht mich den Berg hochzutasten. Unten Anlauf genommen: zack war ich oben. Und kaum dass die Jacke an der Garderobe hing kam der Nachwuchs auch zur Tür herein, mit Kumpel an den Hacken.
“Gute Nacht Marie-Ann, gute Nacht Jim-Bob, gute Nacht Horst-Herbert. Licht jetzt aus und nicht mehr so lange, Kopfschmerztabletten und Mineralwasser stehen neben der Brotmaschine falls einer was braucht.”

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Wenn nicht Du, wer dann.

Wenn ich eine Frau für den Titel “Frau des Jahres 2015” nominieren könnte, dann wärst Du es, liebe S.
Mir ist gerade unbegreiflich wie man soviel Scheiße durchleben kann und muss, ohne zu verzweifeln oder durchzudrehen.
Und nie hast Du Dich hier oder anderswo ausgekotzt, so richtig vom Leder gelassen, mal alles aus Dir rausgeschrien oder geschrieben. Du warst einfach diszipliniert und hast nicht das getan, was ich sicherlich an Deiner Stelle täte oder auch schon gemacht habe, und was andere tagtäglich machen.
Und wenn man Dich trifft, dann schaffst Du es noch zu lächeln oder einen Spruch zu reißen, obwohl Du sicherlich ganz oft einfach nur hemmungslos weinen würdest.
Wie das Leben so laufen kann: Nach 23 Jahren das Aus der Ehe, zum 3. Mal, das Haus gerade gekauft, 3 Kinder die versorgt werden wollen und der ganze Rattenschwanz der da noch dran hängt.
Der Trennungsterror begann, es riss Dich von einer Ecke in die andere bis Du endlich begreifen und akzeptieren musstest dass Du a) keine Antworten auf Deine Fragen bekommst und b) all das was mal war, ein jähes Ende genommen hat, nicht mehr reparabel ist. Du hast den Kopf oben gehalten, geklärt was geklärt werden musste, und Deine Frau gestanden dass so mancher Kerl den Hut vor Dir ziehen würde. Das alles im nicht gerade gesunden Zustand, das kommt ja nach dazu. All die anderen Baustellen die nicht weniger dramatisch waren und sind, haben Dich immer mal wieder kurz in die Knie gezwungen, und tun es auch heute noch, aber Du stehst auf und machst weiter.
Ein Gefühlchaos mal auf und mal ab, von Euphorie bis Verzweiflung. Man sah Dir an dass Du auf dem Zahnfleisch gehst. Und selbst dann hast Du Deinen Job erledigt, Dich um die Belange Deiner Liebsten gekümmert, versucht die Zukunft irgendwie zu regeln und zu strukturieren, weil es außer Dir keiner konnte, Du warst alleine mit all dem.
Und als wir alle dachten: “Ja, da ist jetzt jemand der ihr guttut, der ihr Halt gibt, der sie liebt, bei dem sie sich auskotzen kann, der sie auffängt und aufbaut, der die nächsten Probleme gemeinsam mit ihr löst”, dachten wir falsch, leider! Wieder einer dieser Typen der Dir das Blaue vom Himmel holen wollte, Dir aber letzten Endes nur noch den nächsten Schlag versetzte, und dafür sorgte dass das Wort Vertrauen eigentlich keine Daseinsberechtigung mehr zu haben scheint in Deiner Gefühlswelt.
Liebe S., jetzt sage ich Dir mal was: Wenn ich nur halb soviel Power hätte wie Du, wenn ich nur die Hälfte an Schlägen in die Magengrube überstanden hätte, wenn ich nur einen Bruchteil dieser Gefühlsachterbahn hinter mich gebracht hätte ohne durchzudrehen, dann wäre ich darauf schon stolz gewesen. Du hast das alles durch, 100% Scheiße, sorry für die Wortwahl, bist aufrecht gegangen, hast nie Deinen Status hier zum Dampf ablassen genutzt, hast hinterm Berg gehalten denen gegenüber, die es nichts anging. Ich weiß dass es Menschen gab und auch noch gibt die Dich in gewissen Stunden sicherlich unterstützen und für Dich da sind und bei denen Du mal ausrasten darfst.
2015 war nicht Dein Jahr, ich glaube bei 2014 und 2013 sah es auch nicht besser aus.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann dass 2016 und 2017 und all die folgenden Jahre DEINE Jahre werden. Dass Du irgendwann mal auf die Chaosjahre zurückschaust, vielleicht kurz lächelst weil Du weißt dass all dieser Mist hinter Dir liegt, die Zukunft aber durchaus schöne Dinge für Dich parat hält. Weil Du es verdient hast. Wenn Deine Zukunftspläne Dich glücklich machen, dann sei es Dir gegönnt, der Neustart nicht weniger. Es kann ja nur noch besser werden.
Wenn nicht für Dich, für wen dann …
(Für meine Freundin S.).

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Vorsicht, frisch gewischt!

Wenn ich diese orangefarbenen Schilder sehe auf denen o. g. Schriftzug steht, mit so einem Männchen drauf welches gerade ausrutscht, dann rutsche ich auch. Egal ob ich 10 m oder 100 m von so einem Schild entfernt stehe, egal ob da vor 3 Stunden schon gewischt wurde oder erst in 30 Minuten gewischt wird, ich sehe diese Schilder und rutsche. Auch dann wenn so ein Schild tagelang irgendwo grundlos steht und der Boden pfurztrocken ist. Ich gehe dann total langsam, Fuß vor Fuß, breitbeinig, die Schuhe über den Boden schiebend. Am besten noch an einer Wand festhaltend. Treppen runtergehen wenn da diese Schilder stehen heißt bei mir, dass ich mich mit beiden Händen am Geländer festhalte und mit beiden Füßen immer nur eine Stufe nehme, ganz langsam, bloß nicht stürzen.
Genauso verhält es sich wenn es glatt ist, also wenn ich MEINE dass es glatt ist. Ich schaff es selbst dann im Auto sitzend von Kupplung und Bremse zu rutschen weil ich meine dass es arschglatt ist. Wenn ich im Auto sitze morgens im Winter und ein Kollege stolpert einfach nur, denke ich es ist total glatt draußen. Da ist es schon eine Prozedur aus dem Auto zu kommen weil ich denke dass ich da schon auf die Klappe falle. Tür auf – Körper nach rechts gedreht – mit beiden Füßen gleichzeitig den Boden berührend – am Rahmen festhalten und hochziehen – beim Auto abschliessen am Auto festhalten damit ich nicht auf die Klappe fliege. Und das alles mit Handtasche links in der Ellenbeuge baumelnd. Und dann wieder total kleinschrittig und breitbeinig Richtung Ziel. Ich schiebe meine Schuhe über den Boden, quasi wie früher mit diesen Gleitschuhen. Und das dauert dann bis ich im Büro bin, das dauert. Und es ist nicht mal glatt, der Kollege ist einfach nur gestolpert. Wenn es echt mal glatt ist, würde ich mich am liebsten auf alle Viere begeben und dahin robben wo ich hin muss. Mit 45 Jahren sieht das aber ehrlich gesagt Scheisse aus, egal ob auf der Strasse oder da wo frisch gewischt wurde, WENN denn frisch gewischt wurde. Falls mal einer von Euch Gleitschuhe irgendwo im Handel sieht:
Schaut doch mal bitte ob Größe 41 noch auf Lager ist. ^^

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25.11.2015:

Am vorletzten Montag, als noch nicht beschlossen war dass das Spiel Deutschland-Niederlande abgesagt war, lief bei mir das Radio, der Fernseher, der Rechner, und das Smartphone war immer in Nähe. Als die Meldung kam dass das Spiel nicht stattfindet wegen Verdachtsmomenten, war ich im ersten Moment unglaublich wütend weil ich eh nicht verstanden habe warum dieses Spiel ausgetragen werden soll. 4 Tage nach Paris war die Entscheidung zu spielen für mich nicht nachvollziehbar. Meine Startseite bei Facebook überschlug sich, private Meinungen wurden gepostet, Nachrichtenagenturen und Magazine berichteten fast ohne Pause über Vermutungen, Spekulationen, Erkenntnisse. Da bekam ich richtige Angst. Angst davor, dass ich mit 45 Jahren etwas erleben muss, was meine Eltern erlebten: Den Krieg. Die Fülle an Nachrichten und Meldungen machte es mir unmöglich ins Bett zu gehen. Viele Diskussionen bei Facebook kippten, Emotionen wurden in Worte gefasst. Nachdem gemeldet wurde dass der Bahnhof in Hannover auch unter Verdacht steht, las ich eines immer wieder: “Ich habe Angst!” Viele jungen Menschen vermittelten den Eindruck schier zu verzweifeln, ich konnte das in einigen Kommentaren mitlesen. Und ich fragte mich wer sich jetzt dieser Menschen annimmt und beruhigt dass sie schlafen können. Menschen die sagten dass sie dem Terror die Stirn bieten und auch weiterhin auf öffentliche Veranstaltungen gehen, diskutierten mit denen die ihre Angst zugaben. Es waren nicht immer schöne Diskussionen, es ging ans Eingemachte und wurde teilweise sehr persönlich, auch was Beleidigungen etc. betraf. Und zu späterer Stunden bekam ich eine whatsapp-Nachricht einer jungen Frau, die u. a. folgendes schrieb: > “Ich gehe jeden Tag mit einer Höllenpanik zur Arbeit, durch den Göttinger Bahnhof und warte mit Angst auf meinen Zug. … Ich habe Angst um mein, Dein, unser Leben. Hab Dich lieb Steffi.”<
Ich war nicht in der Lage noch etwas zu erwidern.

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Ich bin mal volles Rohr einen Silvesterlauf gelaufen

Als ich kürzlich den Aufruf von Erbil Kurt zum Silvesterlauf gelesen habe, erinnerte ich mich an einen Silvesterlauf an dem ich teilnahm, vor Jahren, total untrainiert, dem Dorf zuliebe, in billigen Turnschlappen und mit Aircast-Schiene.
Silvesterlauf in Allershausen, ich wollte mal teilnehmen, kann ja nicht so schwer sein. Ich hatte mir Tage vorher das Gelenk verstaucht oder so, bekam eine Schiene, und meine Hausärztin die gleichzeitig meine Chefin war, riet mir von der Teilnahme ab. Ich dachte noch so: “Das kriegt die ja garnicht mit dass ich mitlaufe, auch mit Schiene.” Den letzten Satz behaltet mal im Koppe.
Der Tag kam, es hatte geschneit, der Startschuss ertönte, und ich lag nach 30 m schon hinten, total weit hinten. Ich stolperte da so durch die Pampa, mit Schiene am Fuß, alle waren weg irgendwie, ich keuchte und hustete und tastete mich mit den Turnschlappen ans Ziel. Ich war noch garnicht auf der Hälfte, da kamen mir die anderen schon entgegen. Mir war das so peinlich! Ich rannte weiter, war auf der Hälfte und sollte einen Nagel in so einen Holzstamm hämmern. Ich war fertig, ich war alle, ich hab gepumpt wie ein Maikäfer und gezittert wie Bolle. Und ich hab gehämmert als gäbe es keinen Morgen mehr. Irgendwann sagte eine Stimme: “Steffi, lauf weiter, wir haben aufgehört zu zählen, das waren jetzt über 80 Versuche.”
Mein Gott wie peinlich. Ich wieder zurück, total alleine, mit dem Schnee und den billigen Turnschlappen plus Aircast-Schiene wieder auf die Strecke, und ich lief und lief und lief.
Im Ziel angekommen fragte eine kleines Mädchen ihren Vater:
“Papa, wo kommt die Frau jetzt her?”
Jetzt ging es ans Luftgewehr. Hatte ich eine Panik! Wenn das hier so endet wie eben beim nageln, verringert sich die Einwohnerzahl der Allershäuser auf die Hälfte. Ich ballerte da so rum, was ich traf und womit war egal, es gab keine Verletzten. Dann kam die Siegerehrung: Ich war auf Platz 4! Platz 4! Habt ihr gelesen? Platz 4! Wir waren aber auch nur 4 Frauen, ich erwähne das jetzt mal ehrlich. Ich hab eine Uhr gewonnen, hatte Herzrhythmusstörungen, billige Turnschlappen an und eine Aircast-Schiene. Die Nummer mit dem nageln stand in der HNA, war Thema auf dem Neujahrsempfang in Allershausen. Aber das schlimmste war, dass ich auf dem Titelbild in der HNA abgebildet war. Und das sah meine Chefin die auch gleichzeitig mein Hausärztin war. Da gehst Du mit gesenktem Haupt in die Praxis und übernimmst freiwillig alle unangenehmen Arbeiten. Ich krieg heute noch nen roten Kopp wenn ich daran denke wie mich einer fragte:
“Haste echt über 80 Schläge für den Nagel gebraucht? Brüller!”
“Ja ey, ich war verletzt, hab aber eine Uhr gewonnen und Platz 4 belegt. Und jetzt kommst Du!” ^^

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Nicht „Tanz der Teufel, sondern „Tanz der gelben Säcke“.

Am Mittwoch als “Heini” übers Land schoß, musste ich durch ein Dorf in dem die gelben Säcke abgefahren werden sollten. Also ich denke man versuchte es zumindest. Weil vor den jeweiligen Häusern kaum mehr welche standen. Die wehten und purzelten nämlich durch die Gegend. Also konzentrierte man sich nicht nur auf den Wind und den Regen und die Blätter: Nein, mein Augenmerk lag auf den gelben Säcken. Ich hab gebremst, hab versucht die zu umfahren, einer Kollision auszuweichen, ich wollte ums verrecken mit keinem in Kontakt treten. Dann hätten wir das Drama gehabt: Beutel reißt aus, fliegt alles raus, und ich fahre dann mit einem von margarinebechern-, kinderriegelverpackungen-, milchtütengespickten Auto zur Arbeit, an der Antenne noch eine Rahmspinatpackung wehend. Nicht an die Schweinemettpackungen denkend die seit 3 Wochen da drin verweilen, stinken wie Hupe und rechts über dem Außenspiegel hängen.
Die gelben Säcke:
Diese dünnen, schon fast zart anmutenden, zum recyceln erfundenen Sammelsäcke. Diese quasi fruchtblasenähnlichen Beutel bei denen Du nicht mal reinstechen musst um was einzuleiten, da reicht die runde Ecke einer Schweinemettpackung. Diese wabbeligen Beutel bei denen ich mir einbilde dass die schon reißen wenn ich eine Rolle in der Handtasche habe.
Wenn ich einen gelben Sack befülle, ist das fast wie eine minimalinvasive Op. Du darfst nicht an die Seiten kommen, die reißen auf wenn Du nur in die Hände klatscht, der Boden unten ist so hauchdünn dass ich selbst bei meinen Make up-Wattebäuschen denken würde da ist unten schon das Loch drin während oben der Bausch erst reinfliegt (mach ich ja nicht, ist Hausmüll). Gehst Du schnell an einem vorbei, musst Du schauen dass da keine Schmauchspuren drin sind. Und dann der Gang vom 4. Stock zur Sammelstelle:
Man muss aufpassen, die reißen auch gerne ohne Vorwarnung mal einfach so, eben wie eine Fruchtblase, die sind schon lustig die gelben Säcke. Ich trage die im Hausflur runter wie in einer Prozession, nur halt ohne Weihrauch und Kerzen, die wackeln bei mir nicht, die werden so nach vorne gehalten dass sie nicht gegen das Geländer stoßen. Ich geh dann die Treppe runter mit Armen ausgestreckt und am Finger die Säcke hängend. Da hab ich eine Körperspannung am Leib wie beim Bodenturnen. Ich hau da im Sommer auch gerne Klospray rein damit das keiner riecht dass ich die runtergetragen habe. Bei uns werden die alle 4 Wochen abgefahren, das ist gerade bei 35° ohne Keller total spannend.
“Hat hier einer gepfurzt?”
“Nee, sind die gelben Säcke.”
“Ach so, gab Schweinemett, was?”
“Jo.” ^^

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Das wird jetzt quasi ein Tohuwabohu aus zwei Kolumnen/Thematiken, kann ich ja auch sowas.

Ein Musiker verarbeitet bestimmte Dinge indem er vielleicht ein Liedchen trällert oder auf seiner Triangel oder Okulele rumhämmert.
Ein Maler verarbeitet bestimmte Dinge indem er vielleicht 145x das Haus vom Nikolaus malt oder ein Manga in der Hardcore-Version.
Ein Künstler verarbeitet bestimmte Dinge indem er vielleicht einen Kerzenständer lötet oder mit einer Stichsäge Arielle die Meerjungfrau aussägt.
Und Helge Schneider ißt eine Mandarine.
Ich schreibe dann, das ist meine Art bestimmte Dinge zu verarbeiten. Seit gestern spätabend ist mir nach Normalität. Wäre es nicht so spät gewesen, dann hätte ich mir gerne noch stundenlang eine Doku über Dampflokomotiven aus dem letzten Jahrhundert angeschaut oder stundenlange Aufnahmen eines Goldfisches im Glas, linksdrehend. Ich hab heute jedes Lachen genossen, jedes Gespräch privates betreffend, jeden Gedankengang der nicht mit dem Terror in Verbindung stand. Ich gehe da jetzt auch nicht näher drauf ein, ich glaube viele von Euch sind auch am Ende mit der Bereifung. Ich habe viel nachdenkliches geschrieben, auch über mein privates Profil, und kann nachvollziehen dass es den ein oder anderen runterzieht.
Warum ich das hier schreibe hat folgenden Grund: Gestern wurde ich nach einem privaten Posting, welches sich darauf bezog dass ich nicht verstehen kann warum man dem Spiel gestern zustimmte, u. a. folgenden Eintrag darunter enthielt:
“Kann es sein dass Du unter Größenwahn leidest? Du scheinst das innere Bedürnis zu haben, jeden Tag etwas schreiben zu müssen. Vielleicht solltest Du Deine Schweigeminute einfach mal auf ein paar Tage ausdehnen und einfach mal Deine Klappe halten!!!!!”
Folgendes dazu: Hier MUSS keiner mitlesen, das ist ne ganz freiwillige Nummer. Hier muss auch keiner was bezahlen oder eine Waschmaschine auf Raten kaufen. Ebenso muss hier keiner eine Rikscha leasen oder um eine Heizdecke knobeln. Das ist hier quasi umsonst und freiwillig. Wer sich genervt oder belästigt fühlt, entliked mich einfach, abonniert mich nicht mehr und hat Ruhe. Ich werd einen Teufel tun und mir den Mund verbieten lassen, schon garnicht auf so eine, wie ich finde, recht aggressive und anscheinend einer schlechten Kinderstube entsprungenen Art und Weise. Ganz im Gegenteil: Nach solchen “Fürbitten” an meine Person arbeite ich fieberhaft an weiteren Kolumnen und spame hier alles voll. Wer sich dennoch irrsinnig gestört fühlt, reiche mir die Privatrezepte für die Nerventropfen ein oder die Beruhigungszäpfchen, ich übernehme das dann. Oder ich schick den Leuten einen guten Obstler zu mit einer dicken Birne drin, können sich die, die sich belästigt fühlen einen hinter die Binde kippen. Eine Rikscha-Fahrt zum entspannen biete ich jetzt nicht an, dafür bin zu faul und zu unsportlich.
Ich halte dann meinen Mund wenn ich es möchte, oder eine trockene Zunge habe, nicht wenn es mir jemand nahelegt, bei Facebook, ich wiederhole: Bei Facebook. Das ist als sage ich zu jemanden bei Nordsee: “Du ißt hier bitte keinen Fisch!”
Als Kolumnistin die Klappe halten ist hier sinnlos weil ich schreibe. Und das mach ich nicht mit meinen Frontzähnen oder dem Gaumensegel, das kommt ja noch erschwerend hinzu.
Wenn mir einer den Mund verbieten darf mit 45 Jahren, dann mein Papa. Auf den höre ich allerdings auch, und der bekommt in den Obstler eine richtig dicke, fette, pralle Birne.
Kritik und Diskussionen auf zivilisiertem Niveau sind gerne gesehen, von allem anderen werde ich mich privat und auch auf dieser Seite schnellstmöglich distanzieren.
Ich geh jetzt aufs Sofa, kommt vielleicht noch ein Bericht über das Töpfern im Mittelalter unplugged, man weiß es nicht.  ^^

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Die Stimmung vor der französischen Botschaft in Berlin ist schwer in Worte zu fassen.

Es sollte ein Wochenende werden zum entspannen, mit viel Spaß, Party und Sightseeing. Als wir am Freitag im Hotel die Meldung vom Terroranschlag zur Kenntnis nahmen, lief hier die halbe Nacht der Fernseher weil man begreifen möchte und informiert sein will was genau passierte. Am Pariser Platz, Brandenburger Tor, vor der französischen Botschaft war vorhin eine Stimmung die man nicht beschreiben kann, es lagen Emotionen in der Luft. Ein grosses Polizeiaufgebot, vor der Botschaft wurden Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Als Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Sigmar Gabriel die Botschaft betraten und verließen, war es still, ganz still. Vom Kloß im Hals bis Gänsehaut über feuchte Augen war alles dabei. Kamerateams filmten, neben mir telefonierte ein Franzose, eine Mutter erklärte ihrem Kind wer die Leute in den schwarzen Limousinen sind. Und ich stell mir gerade zum 100x heute die Frage, wie krank die Welt mitunter ist, und wo das noch alles hinführen soll.

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Und plötzlich wendet sich das Blatt

Erinnert ihr Euch noch an Eure Kindheit? An die Momente als Eure Eltern noch dafür sorgten dass ihr lernt, dass ihr lebt, dass ihr nicht leidet, dass ihr Euch weiterentwickelt, dass ihr einen gewissen Grad an Lebensqualität Euer Eigen nennt, einfach weil es besser ist? Kurz und gut: Dass es Euch gutgeht, einfach nur gutgeht. Dass es Euch an nichts mangelt, dass es Euch an nichts fehlt, dass ihr Euch gut fühlt, dass ihr Euch wohlfühlt.
Es waren unsere Mütter und Väter die uns die Windeln wechselten, die uns anzogen, auszogen, umzogen. Die uns bei Dingen halfen, die wir aufgrund unserer Motorik noch nicht konnten weil wir sie noch nicht gelernt hatten, weil wir erst auf dem Weg dahin waren gewisse Dinge zu verinnerlichen.
Es waren unsere Mütter und Väter die uns das Laufen lernten und uns hielten, die uns beibrachten wie wir eine Tasse halten beim Trinken, die uns beibrachten wie wir unser Besteck halten oder generell beim Essen Hilfestellung gaben.
Es waren unsere Eltern die uns in die Wanne setzten, uns wuschen, die unsere Zähne putzten, uns in einem warmen Handtuch abrubbelten und mit frischem Schlafanzug ins Bett brachten.
Es waren unsere Mütter und Väter die unsere Wunden versorgten nach kleinen Unfällen, sich um uns kümmerten wenn wir krank waren, die selber krank waren vor Kummer wenn wir litten.

Und plötzlich wendet sich das Blatt …
Plötzlich bemerkst Du an gewissen Situationen, dass die Seiten wechseln, dass DU zu einem Zeitpunkt der ungewiss ist, nicht eintreten muss aber eintreten kann, plötzlich Deinen Eltern gegenüber der Part bist der für Deine Mutter oder Deinen Vater sorgt dass sie nicht verlernen, dass sie leben, dass sie nicht leiden, dass es ihnen gutgeht.
Die Situation seine Eltern plötzlich bei den Dingen zu unterstützen bei denen sie Dich als Kind unterstützen, scheint so unreal, so verschoben, so schmerzhaft. Man will nicht wahrhaben dass da eine Säule wegbricht die immer da war.
Plötzlich wendet sich das Blatt und Du als Kind bist der starke Part, der Part der die Oberhand hat, der Part der das alles im Griff haben will oder haben muss um sie zu unterstützen. Die Basis schwindet, die Basis die uns immer die Gewissheit und das Vertrauen gab: Da sind die Eltern, unsere Eltern, und die sind für uns da, ein Leben lang, immer und überall.
Plötzlich wendet sich das Blatt und Du bist die Person die Deinen Eltern Halt gibt, die Person die beim Halten der Tasse hilft oder unauffällig das Besteck übernimmt damit kleine Pannen beim Essen nicht zu schmerzlich peinlich erscheinen.
Plötzlich bist Du die Person die Deine Eltern in die Wanne setzt, sie wäscht, ihnen die Zähne putzt, sie mit einem warmen Handtuch abrubbelt und mit frischem Schlafanzug ins Bett bringt.
Plötzlich bist Du die Person die mit ihnen zum Arzt fährt, sie in in die Klinik begleitest, die Hand haltend und tröstende Worte flüsternd.
Plötzlich wendet sich das Blatt und Du bist das Fundament.
Du hörst Sätze wie: „Mir ist das so peinlich, tut mir leid dass ich Dich damit belaste.“
Und Du denkst und sagst: „War es mir peinlich als Du damals dasselbe für mich getan hast und ich Dich belastete? Nein, es ist alles gut.“
Plötzlich wendet sich das Blatt und Du erkennst dass die Menschen, die für Dich Schutz und Ruhe und Geborgenheit bedeuteten, jetzt das gleiche von Dir verlangen, bewusst oder unbewusst, egal, sie brauchen Dich.
Plötzlich wendet sich das Blatt, nicht Deine Eltern suchen für Dich einen Kindergarten- oder Hortplatz, eine Schule die unseren Ansprüchen gerecht wurde, also einen Ort der Dich behütet wenn Sie es durch den Job nicht können, einen Ort an dem Du sozial integriert werden sollst.
DU musst jetzt u. U. einen Platz in einer Tagespflege oder schlimmstenfalls einem Pflegeheim suchen, weil es unsere Jobs verlangen und wir es zeitlich und körperlich nicht mehr schaffen. Dann suchen wir die Orte aus um unsere Eltern sozial integriert und gut versorgt zu wissen.
Dann stehen nicht wir total verzweifelt, weinend und traurig hinter der Tür einer Einrichtung die nicht unser zu Hause ist weil wir Heimweh haben, sondern vielleicht unsere Eltern.
Dann spüren wir wie sie sich wohl gefühlt haben müssen als wir hinter einer Glastür standen, mit kleiner Tasche oder einem buntem Ranzen über der Schulter, und wieder mit nach Hause wollten, weinend und traurig.
Wenn sich das Blatt wendet, sind in unseren Gedanken immer wieder Bilder aus der Kindheit, Gerüche die immer in unserer Nase bleiben, Worte die immer nachklingen, Situationen und Momente die sich wiederholen, ein Flashback nach dem anderen.
Aber nicht jede Wendung diese Blattes ist mit positiven Erinnerungen gespickt oder einem guten Gefühl.
Sicherlich haben viele von uns auch Bilder im Kopf die nicht schön sind, Gerüche die Angst machen, Worte die wehtun weil sie furchtbar waren, Situationen und Momente die schmerzen.

Und irgendwann kommt der Zeitpunkt da wendet sich abermals das Blatt.
Plötzlich wendet sich das Blatt und Du bist die Person der man beim Halten der Tasse hilft oder bei der man unauffällig das Besteck übernimmt damit kleine Pannen beim Essen nicht zu schmerzlich peinlich erscheinen.
Du bist die Person die von Deinen Kindern gewaschen wird, der man beim Toilettengang hilft, die zum Arzt gefahren, wird, die in die Klinik begleitet werden muss, die streichelnde Hände braucht und geflüsterte tröstende Worte.
Plötzlich bist Du die Person die nicht mehr alles wichtige klärt, die nicht mehr die Oberhand hat, die nicht mehr zuständig ist für die Menschen, denen man alles wichtige beigebracht hat, oder es zumindest versuchte.
Plötzlich hörst Du Dich sagen: „Mir ist das so peinlich, tut mir leid dass ich Dich damit belaste.“
Und Du hörst vielleicht Sätze, die Du schon sagtest: „War es mir peinlich als Du damals dasselbe für mich getan hast und ich Dich belastete? Nein, es ist alles gut.“

Ich habe Angst davor dann nicht zu wissen wer ich bin oder war, wer die Person da neben mir ist, wen ich noch erkenne, wie ich mich benehme, ob ich lange leiden muss, wie ich gehen werde, wie lange ich Menschen zur Last falle und wer in der letzter Instanz da ist, für mich da ist.

Und so wendet sich das Blatt, jetzt in diesem Moment für viele die wir nicht mal kennen, irgendwann oder auch schon lange für viele die wir kennen, aber ganz sicher für uns.
Das Blatt wendet sich, von Generation zu Generation, immer und immer und immer wieder …

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