„Welche Linie nimmt man da jetzt? Hallo? Hilfe!“ Part I.

Am vergangenen Dienstag ging es um 7.35 Uhr los auf die Reise in die große weite Welt: Nach Hürth in ein Fernsehstudio. Ich hab die Grit abgeholt, Taschen und Trollis und Aufregung schwängerten meinen Toyota.

Am heimischen Bahnhof angekommen war alles noch easy. 2 Gleise, die Abfahrt sollte simpel verlaufen. Denkste!

Ich will Gleis 1 überqueren auf dem ein Zug stand, will der los fahren als ich gerade los laufe. Huch! Nix passiert.

Als wir dann in unseren Zug einstiegen, war es der Zug von Gleis 1. Das erfuhren wir vom Schaffner der uns fragte, ob wir gerne überrollt werden wollten.

Ich zu ihm: „Hupen Sie doch einfach!“

Dann haben wir ihn vollgequatscht:

Wir fahren noch Köln, Bla Bla, zu Gottschalk und Jauch, Bla Bla, Zuschauerkandidaten sind wir, Bla Bla“ etc.

Der Schaffner kannte das Sendeformat nicht, hat aber lange mit uns gequasselt und war saunett.

In Northeim umsteigen, in Hannover umsteigen, die Bahnhöfe wurden immer größer und unsere Rauchpausen immer kürzer.

Ich hatte alles dabei: Pflaumen, Nektarinen, Käsebrötchen, Datteln, O-Saft. Und Kopfschmerztabletten plus Magnesium hochdosiert.

In Köln angekommen stellen wir fest, dass der Bahnhof mehr Leben in sich hat als unsere Heimatstadt.

Wie groß das alles dort ist, dass sooooooo viele Geschäfte alleine in einem Bahnhof beheimatet sind. Hammer!

Wir mit Koffer und Handtasche raus auf den Platz und auf der Suche nach einer warmen Mahlzeit: Jau, da war `ne Bude mit einer „Manta-Platte“ im Angebot. Wurst und Pommes passt immer.

Ich habe meine Handtasche fast durchgehend zwischen meinen Beinen eingeklemmt, mein Augapfel lag auf der Handtasche und den Koffern. Jetzt nicht noch ein Raub oder so, dann ich dreh durch. Man sah uns ja an, dass wir Touristen waren. Da waren wir zeitlich noch total entspannt. Ich könnte jetzt noch lachen, echt.

Ein Bierchen gönnten wir uns auch, das muss ja gefeiert werden unsere Reise in die Weltstadt Köln ohne schwerwiegende Vorfälle.

Plausch mit einem Flaschensammler, welcher nicht auf der Sonnenseite des Lebens steht, und das aufsaugen einer Atmosphäre, die wir in der Art nicht kannten.

Und wir denken so, dass wir für 4 km Strecke ein Taxi nehmen, kann ja nicht die Welt kosten. Denkste: Für 4 km knapp 25 Euro. Da wurde die Grit allerdings gallig und erteilte dem Taxifahrer eine Abfuhr Deluxe. Das war auch richtig so.

Also ab in die U-Bahn, die Summe von 25 Euro war nicht vorgesehen im Budget.

Ach Herrje, die vielen Fahrpläne und das Durcheinander und Gewusel in der Station. Dann wurde das Zeitfenster auch knapp: Zwischen 15 Uhr und 16 Uhr sollten wir in Hürth sein. Es war aber schon nach 14 Uhr. Wir waren durchgeschwitzt wie Euterbock. Und ungeschminkt.

Grit löste Fahrkarten für 2,80 Euro, das muss man sich mal überlegen. 2,80 Euro gegen 25 Euro.

Grit war auch die, die unsere Situation treffend erklärte: „Wir kommen vom Dorf. Wir gehen zu Fuß oder fahren mit dem Bus, wir haben keine U-Bahn und S-Bahn.“ Wie die Kölner guckten, es war unbeschreiblich drollich.

Nun stehste da als Landei und musst schauen wie Du von A nach B kommst und Fahrpläne lesen können, die bunt sind ohne Ende und Striche hier und da und überall. Grit hatte es schnell gerafft.

Und wir hatten Glück: Ein netter Kölner Jung erklärte uns alles, und fuhr zufälligerweise in die selbe Richtung. Wir hefteten uns an ihn wie Motten an das Licht. Mein Held des Tages, ich hätte ihn heiraten wollen. Selbst in der U-Bahn googelte er auf dem Smartphone unsere Reiseroute um zu helfen. Ich hätte ihm meine Liebe und Nektarinen und das hoch dosierte Magnesium geschenkt, so dankbar war ich.

So kamen wir auch sicher an der S-Bahn-Haltestelle an, ich glaube es war der Kornmarkt. Wieder die Handtasche zwischen die Schenkel geklemmt, man ist ja als Dorfkind überfordert mit dem pulsieren dieser Stadt. Dann kam die S-Bahn, und das Drama nahm seinen Lauf … (mehr dazu in Part II die Tage) 😉

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