Erstens kommt es anders, und zweitens als mal plant.

 

Eigentlich sollte der heutige Tag DER Tag schlechthin werden für mich. Nein, nein, nein, ich wollte heute nicht heiraten. Wen denn auch 🙂

Ich wollte am frühen Morgen auf dem Weg ins Alte Land sein, zur Baumblüte. Tja, nun sitze ich nicht im Reisebus Richtung Heimat, sondern auf dem Sofa Richtung Bett.

Vielleicht erinnert ihr euch an die Kolumne, in der ich mein „Fernweh“ beschrieb die schönen Ecken dieses Landes betreffend.

Durch Zufall stolperte ich Anfang des Jahres über zwei Busunternehmen welche Tagesfahrten anbieten. Für mich „Autofahr-Legasthenikerin“ die Chance mal durch das Land zu eiern. In den Bus einsteigen – Leberwurststulle aus packen – zurücklehnen – Kopfhörer auf die Lauschlappen und Attacke in fremde Städte. Heute sollte die Jungfernfahrt sein. Wochenlang habe ich mich gefreut wie Bolle, mir einen neuen Rucksack gekauft, bequeme Schuhe plus Sport-BH, mal läuft ja viel 🙂

Wikipedia habe ich nach Infos durchforstet, Bilder angeschaut vom Alten Land. Ich habe den Fotoapparat aufgeladen, Belag für leckere Stullen besorgt, Mineralwasser inklusive, und ich sah mich schon in Reihe 3 rechts am Fenster sitzen. Aber: Diese Fahrt wurde aufgrund einer zu geringen Teilnehmerzahl storniert. Ich stornierte mich auch irgendwie, ich hätte heulen können.

Kennt ihr das, wenn man sich wochenlang auf etwas freut, einem dieses Vorhaben auch manchmal über Wasser hält im Alltag weil man etwas Tolles vor sich hat, und mit einem Schlag ist das erledigt? Aus die Maus? Ende im Gelände? Vergleichbar mit der Vorfreude auf ein Date mit einem rattenscharfen Typen und dann sagt der plötzlich ab!

Ich weiß nicht wie oft ich in der letzten Nacht wach wurde und dauernd an das Alte Land dachte. Dass ich dieses imposante Bild der blühenden Bäume nun verpasse. Auch das Mittagessen in Buxtehude, das war im Programm enthalten. In Buxtehude war ich auch noch nie. Ich kann euch nicht sagen wie vielen Menschen ich das in den letzten Wochen erzählt habe. Einige Kollegen und Freunde haben sich schlapp gelacht wenn ich die Passage mit dem Mittagessen in Buxtehude so betonte. Die sahen mich sicherlich vor ihrem geistigen Auge schon eine Scholle weglaschend am Tisch sitzend.

Nun bete ich zu dem Busunternehmen, allen Mitreisenden der Fahrten nach Potsdam und zur Kieler Woche, dass alle artig teilnehmen, nicht 26 Leute krank werden und die Fahrt nicht storniert wird, dass der Bus rappel voll ist und ich mich an diesen beiden Wochenende mal andernorts sehe.

Fahrt Nr. 4 zur Meyer-Werft in Papenburg steht auf meinem Wunschzettel, die auf den Brocken auch. Ich bin fast 48 Jahre alt, wohne quasi einen Steinwurf vom Harz entfernt und war noch nie auf dem Brocken. Das darf man auch keinem erzählen. Bei dieser Fahrt ist auch eine Kaffeetafel enthalten. Ich sehe mich da schon auf einer Holzbank sitzen und Nusstorte essen. Viel Nusstorte. Ich hoffe das ist „all you can eat“ oder sowas in der Art. Mit „Kaffee-Flat“. Und nein, ich kaufe keine Heizdecke, das verspreche ich euch. ^^

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„Ihr seid die Besten!“

Die Bilder aus dem Harz wie z. B. aus Goslar und Wernigerode oder auch Hildesheim gingen schon an die Substanz. Gerade, wenn man von den Wassermassen nicht betroffen war und gerade wenn einem Mal wieder klar wird, zu was die Natur imstande ist. Und dass der Mensch kaum etwas dagegen ausrichten kann.

Respekt und Anerkennung verdienen dieser Tage all die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehren, der technischen Unterstützer, auch der Rettungsdienste. Wie lange und ohne Pause standen sie „im Regen“ und versuchten, weitere Schäden aufzuhalten bzw. einzudämmen. Bilder von Schlammlawinen oder überfluteten Innenstädten machen sprachlos. Teilweise waren die Menschen in ihren Städten gefangen, keiner kam mehr raus und keiner kam mehr rein.

Wir kamen noch mit blauem Auge davon

Ich als „Nichtbetroffene“ war schlicht und ergreifend genervt vom ständigen Regen. Vom dunklen Himmel, von der vorsichtigen Fahrweise wegen Aquaplaning, von der Tatsache, dass hier im Haushalt alle Regenschirme verschollen waren. Meine Scheibenwischer haben seit Besitz dieses Autos noch nie so lange so regelmäßig gewischt. Zum Glück ließ ich den Heckscheibenwischer letzte Woche reparieren. Sonst hätte ich schlechte Karten gehabt. Und immer war die Angst im Auto, dass die befürchteten Erdrutsche eintreten. Meine Pendelstrecke ist mit vielen solcher Ecken gespickt.

Obwohl auch hier im Uslarer Land Straßen nicht passierbar waren, manche Wiese einem Badesee ähnelte und die Gefahrenpunkte, welche bei Starkregen fast immer für kurzzeitiges Chaos sorgten, immer mit Sorge betrachtet wurden, kamen wir mit einem blauen Auge davon. Es tröpfelte in ein Zimmer bei uns, das Dach war überfordert mit den Wassermassen. Aber im Vergleich zu den Bildern aus der Altstadt von Goslar war dieses mit Sicherheit das kleinere Problem.

Viele, die gerade jetzt ihren Sommerurlaub genommen haben und nicht verreist sind, stöhnen natürlich über den Wolkenguss von oben. Vorhaben, wie das Ausruhen im Garten, der Besuch im Schwimmbad oder Tagesausflüge fielen aus. Kinder sitzen im Zimmer und schauen sicherlich sehnsüchtig aus dem Fenster. Wir, die arbeiten müssen, haben auch unter dem grauen, dunklen, verregneten Wetter gelitten. Weil einfach kein positives Feeling aufkommt. All die, die nicht betroffen sind, konnten in den sozialen Netzwerken lustige Bilder zum Regensommer 2017 posten. Aber auch nur, weil der Abstand da war und man selber um nichts fürchten musste. Jeder Zweite auf meiner Startseite befasste sich mit dem Thema. Der eine besorgt, der andere amüsiert. So ist das in den sozialen Netzwerken.

Starrte gespannt auf den Pegelstand

Ebenfalls bei Facebook konnte ich auch gut den Anstieg der Weser, welche ich jeden Tag passiere, beobachten. Beinahe stündlich gab es aktuelle Bilder von einigen Anwohnern. Man starrte gespannt auf den Pegelstand und hoffte inständig, dass es nicht zur Katastrophe kommt.

Bei Facebook konnte man auch verfolgen, dass die Schwimmbäder, z. B. hier in der Region, ihren Betrieb einstellen mussten. Da diese von Fördervereinen betrieben werden, bedeutet jeder Regentag ein Minus in der Kasse. Auch die Schiffe, welche zum Ausflug einluden, konnten nicht starten. Aktuelle Filmaufnahmen aus den Krisengebieten ließen uns erahnen, was bei denen abgeht, welche reißendes Dreckwasser vor der Tür hatten. Die ihre Wohnungen nicht verlassen konnten.

So viele Menschen betroffen

Aber all das ist nichts gegen das, was die Menschen erlebt haben und auch noch erleben, deren Keller vollgelaufen sind, auch die eigenen vier Wände. Die Landwirte, welche sicherlich auch voller Sorge in jeden Regentag starteten. All die, die Schaden genommen haben, und auf die in den nächsten Tagen Aufräumarbeiten zukommen, die mit den Versicherungen verhandeln müssen, die vielleicht Dinge verloren haben, die finanziell zu ersetzen sind, aber von den Erinnerungen her nicht. Die sich im Ausnahmezustand befanden und erst wieder in der Normalität ankommen müssen, wenn das Wasser weg ist. Auch die, denen das Unwetter körperlich zusetzte, und die verletzt wurden.

Die in den letzten Nächten nicht schliefen. Nicht zu vergessen, all die, die 12 Stunden oder 24 Stunden oder mehr in ihrer Uniform versuchten oder noch versuchen, denen zu helfen, die direkt betroffen sind bzw. waren. All denen kann man nur danken und wünschen, dass sie zur Ruhe kommen, bevor der Melder vielleicht das nächste Mal geht. Ihr seid so viel wert, das kann man nicht in Worte fassen.

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