Gott, ne! Eine Kamikaze-Mücke?

Vor ein paar Tagen sitze ich übelst gechillt am Abend in der Küche (ich habe Urlaub), plötzlich sticht mich irgendwas in das linke Bein. Es juckte sofort wie Hulle, und nach dem Abtasten war da auch gleich eine Beule.

Die Mücke fand ich nicht zwecks Eliminierung. Amor auch nicht, hätte ja sein können, dass er mich heimsucht auf lustige Art und Weise 😉

Am nächsten Morgen fast der komplette linke Oberschenkel rot, total heiß, sehr verhärtet, es hat gejuckt und schmerzte etwas.

Aber gut, Presswehen sind schlimmer, da muss man durch. Ich hätte mich zu Tode kratzen können. An der linken Wade, dem rechten Fußgelenk und dem linken Handgelenk juckte es auch wie Euterbock. Wenn ich kratzte, schwoll alles sofort an.

Gestern, am Freitag, ein paar Minuten nach 12 Uhr (alle Arztpraxen zu!), habe ich beim Gang auf`s Klo so Schmerzen im Bein gehabt, dass ich ging wie nach einer Hüft-Totalendoprothesen-Op.

Als Arzthelferin geht da der komplette Horrorfilm im Koppe ab: Entzündung und Eiter im Oberschenkel, anaphylaktischer Schock, verseuchtes Gewebe, angefressener Knochen, das Ende naht. Im Tiefkühlfach die Kühlkompresse gesucht, ich war echt kurz davor mir die gefrorenen Chicken Wings auf die anderen schmerzenden Stellen zu legen. Die Kompresse gefunden, aufs Sofa und panischen Gedanken kamen auf wie z. B., dass ich an einem Freitag in die Uniklinik/Notaufnahme fahren muss und sagen:

Tach, Werner, ich habe einen merkwürdig erscheinenden Mückenstich.“

Die hauen Dir doch den Infusionsständer um die Ohren da, wenn Du wegen so einem Pillepalle-Kram kommst. 

Ich hatte ein ungeheures Mitteilungsbedürfnis, und schickte ein Bild meines Oberschenkels an einen guten Kumpel und Ex-Freund und jammerte wie doof. Muss auch mal sein als Single.

Er so: „Witzig, mir hat auch eine Mücke in den Po gestochen.“

Ich so: „Da ist nicht mein Po, das ist mein Oberschenkel. Was hast Du für Erinnerungen an meine Po?“

Er so „Sorry, kann passieren, oder?“

Ich gedanklich so: „Orrrrrr.“

Da fiel mir ein, dass ein Arzt, knapp 20 km von hier entfernt, am Freitag bis 18 Uhr Sprechstunde hat. Ein ehemaliger Chef von mir. Sofortiger Anruf, Erklärung des Dramas am Telefon, ich konnte kommen. Mein Auto war aber nicht hier, verliehen quasi, und ich wollte nicht selber fahren weil Schmerz und Panik und so. Um 17.57 Uhr war ich dann da, die Diskussionen im Wagen waren hart und schmutzig.

Da unsere Waschmaschine kaputt ist und ich meine Kochwäsche gerade bei meiner Zwillingsschwester waschen darf, war hier nur die primitive Notfall-Grundausstattung: Schlüppa von 1985, mit orangen Blumen und braunen Blüten plus 2×2 cm großem Loch an der rechten Pobacke. So kann ich meinem Ex-Chef nicht unter die Augen treten! Also eine Hose rausgesucht, die ich nicht runter lassen muss, sondern von unten hochschieben kann. So eine Art Pluderhose. ¾ Länge, uralt, orange, mit Gummizug oben. Weiße Sneaker an mit Kaffeefleck Schuh rechts, zwei verschieden farbige Socken.

Und ich denke noch so: „Da wird am Freitag gegen Abend nichts los sein, dich sieht so keiner. “

Jau, gehe an die Anmeldung, Wartezimmer voll. Und ich stehe da wie ein bunter Hund. Nicht auszudenken, da wäre eine Schnitte von Kerl gewesen.

Ich wartete draußen vor der Praxis, saß paffend auf einer Holzbank. Akku vom Handy fast alle. Ich bilde mir ja ein, die Leute schauten mich alle seltsam an, die dort vorbei gingen bzw. fuhren.

Mein Fahrer hatte Hunger und kaufte sich derweil im Nachbarort zwei Brötchen und Mett. Erfuhr ich aber erst hinterher. Schlau ist er jedenfalls. Nur für mich war kein Mettbrötchen über, wie immer. 

Dann war ich dran: Hosenbein links hochgeschoben. Voll der infizierte Insektenstich. Rezept für ein Antibiotikum und eine Cortisonsalbe. Und eine Überweisung in die Klinik, falls keines der genannten Mittel zum Wochenende Besserung bringt. Mit dem Rezept in die diensthabebende Apotheke gerauscht, steht da ein Geschoss von Typ. Und ich in der orangefarbenen ¾ Pluderhose mit dem Kaffeefleck auf den Klotschen.

Zu Hause angekommen, sofort die Salbe auf die Stellen geschmiert, Arnika-Globuli eingeworfen, die doofe Hose aus, Kaffeefleck versucht aus den Latschen zu schruppen, Kühlpad auf das Bein.  

Ich habe fast noch nie im meinem Leben auf Dinge allergisch reagiert, und dann bringt Dich so eine kleine Mücke an Deine Grenzen. Und dazu, einen fast 30 Jahre alten Schlüppa anzuziehen. Da vergeht es dir echt. Sauvieh! ^^

P. S. Schon viel besser heute 🙂

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Das bisschen Haushalt

Handtücher kann man auch aufhängen! Herrschaftszeiten!

Im Alltag, gerade wenn man nicht alleine lebt sondern mit Kind(ern) oder Partner oder Mann oder Frau  oder was auch immer, hat jeder so seine Marotten bzw. Angewohnheiten. Ich kriege das recht gut aus Erzählungen meiner Freunde und Kollegen mit. Man ist ja nicht alleine mit dem Problem.

Ich bin weiß Gott nicht pingelig, oder besser gesagt nicht mehr. Aber auch mir geht ab und an die Hutschnur hoch. Es gibt doch tatsächlich Menschen die anscheinend glauben, dass ein benutztes Handtuch nach dem Duschen trocknen kann, wenn man es auf die Größe einer Duplo-Blume prümmelt. Oder auf die Maße einer Frühlingsrolle rollt. Am besten noch auf dem Boden abgelegt oder noch besser: Hinter die Wäschetonne geworfen.

Oder dass Dreckwäsche nachts auf unerklärliche Weise alleine in die Wäschebox fliegt. Dass sich Schlüppi`s wie von Geisterhand um Mitternacht Richtung Waschmaschine bewegen. Dass sich Socken, welche gedankenverloren unter dem Sofa liegen, an die Hand nehmen und in einer lustiger Polonaise den Weg Richtung Wäschekorb antreten.

Viele Mütter kennen sicherlich das Phänomen mit dem auf merkwürdige Weise verschwundenen Geschirr und Besteck: Irgendwann hatte man das mal alles in 24-facher Ausführung. Und es gibt Tage, da findet man all das nur noch für eine Person vor. Ein müder Eierlöffel lächelt uns aus der Schublade an, der Rest ist irgendwie weg. Dasselbe Schauspiel mit den Tellern und Tassen und Gläsern. Ratlosigkeit! Gehst Du mal rein zufällig in die Buden der Brut, und schaust genau hin, findet man nicht selten den Rest des 24-teiligen Besteck- bzw. Geschirrberges. Wenn man Pech hat, hat sich der Rest der Speisen schon einen Pelz zugelegt. Oder das Zeug ist eine sehr sehr enge Bindung mit dem Material eingegangen. Du musst es stundenlang einweichen oder andere Hilfsmittel benutzen, um das irgendwie zu trennen.

In meinem Haushalt lebte man ein Dreibein, der aß im Wohnzimmer und ließ auch alles dort stehen. Klare Rollenverteilung halt: Er wie der König auf dem Couch mit Futterluke auf und einem vollgerammelten Teller meines gekochten Essens. Ich wie Aschenbrödel am Herd. Und so blieb der Teller immer im Wohnzimmer auf dem Tisch stehen. Bis ich ihn wegräumte. Auf Androhung es nicht mehr zu machen, stand der Teller da trotzdem noch. Und stand. Und stand. Und stand. Abgesehen davon, dass es echt blöde aussieht wenn Besuch kommt und da steht ein Teller mit Geschnetzeltem neben den Tulpen auf dem Wohnzimmertisch, fängt das ja irgendwann an zu müffeln. Spätestens dann gibt man seine erzieherischen Maßnahmen auf und räumt es weg. Auch die Variante, den Teller ins Bett dieser Person zu stellen, trug keine Früchte. Dann wurde der eben ans Bett gestellt. Oder unters Bett, noch besser. Irgendwann fragst Du Dich ob Du so stinkst oder der Partner, oder ob das Schlafzimmerfenster geöffnet ist und der Bauer Gülle fährt.

Ich muss schon oftmals grinsen wenn ich auch meine Freunde so höre:

Nicht mal die Zahnpastatube bekommt er zugedreht!“

Unter dem Bett 5 Gläser und 3 Teller.“

Die 3. Tube Haargel eingetrocknet, weil man sie ohne sie zuzumachen, einfach auf die Fensterbank legte.“

Ich suche seit Wochen ein Schälmesser, das Ding war richtig klasse. Weg. Es ist weg. Alle Stellen abgesucht, an dem ein Messer liegen könnte: Nichts. Ich gehe mal davon aus es ist a) nicht mehr in diesem Haushalt, oder ich finde es b) beim nächsten Umzug an einem Ort der so suspekt ist, dass es mir die Sprache verschlägt. Gabeln muss ich auch nachkaufen demnächst. Die hauen hier auch immer ab. Esst mal Schnitzel mit einer Kuchengabel, da kriegste die Pimpanellen! ^^

(Da waren meine erzieherischen Maßnahmen auf einigen Ebenen nicht die wirklich effektivesten, ich weiß.)

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Schlarpe frühstückt

Uslar, Dorf, Dörfer, Solling, Northeim

Quelle Bilder: Andreas Stänger

Schlarpe frühstückt: Tag der offenen Tür in der DGA, und wir sind alle eingeladen (mit vorheriger Anmeldung).

Die Dörfer rund um Uslar haben oftmals Ideen, da denke ich immer: „Sauber. So ist`s recht.“ Schlarpe gehört dazu. Das Heidelbeerdorf befindet sich an den südlichen Ausläufern des Sollings auf einer Höhe von etwa 260–300 Metern über NN und ist von Wiesen und Feldern umgeben. Ca. 400 Einwohner sind im Ort zu Hause.

Wer den Bollert hoch- oder auch runterfährt, wird mir Recht geben, dass Schlarpe so aus der Ferne etwas sehr uriges und heimeliges an sich hat. Wer hingegen durch Schlarpe hindurchfährt oder sich dort aufhält, sieht ein intaktes Dorfleben mit eigener Dynamik und tollen Bewohnerinnen und Bewohnern, die gerne dort leben, wo sie leben. Und die alle an einem Strang ziehen.

Frühstück in ehemaliger Kneipe

Am Sonntag, 10. September, lädt Schlarpe zum „Frühstück für alle“ ein. Mit reichhaltigem Buffet in der Dorfgemeinschaftsanlage. Und natürlich einem Rahmenprogramm über den ganzen Tag verteilt.

Die Dorfgemeinschaftsanlage wird seit 2001 durch einen Trägerverein bewirtschaftet. Die ehemalige Kneipe wurde von der Stadt Uslar übernommen. Sicherlich auch im Hinblick darauf, dass ein Ort der Zusammenkunft und eine Möglichkeit für Veranstaltungen bestehen bleiben kann. Hin und wieder kann man über verschiedene Events im DGA lesen, etwa über den Dämmerschoppen, die Basare oder auch die Kirmes.

Wahre Liebe zum Heimatdorf

Viele Schlarperinnen und Schlarper stecken ihre Arbeitskraft mit Herzblut in ihre DGA. Nicht gerade wenig Engagement vor oder auch hinter den Kulissen wird von all diesen Menschen ehrenamtlich geleistet. Das nennt man „Liebe zum Heimatdorf“.

An diesem Tag liegt der Fokus ganz besonders auf einer Sache: Der verbesserten Raum-Akustik. Man sagte mir scherzhaft, dass der Kopf durch Musikbeiträge mit viel Bass oftmals dicker war als nach zehn Bieren. Daran wurde nun gearbeitet, die neue Akustik wird am 10. September getestet.

Mit völlig fremden Menschen frühstücken

Das gemeinsame Frühstück beinhaltet alles, was das Herz begehrt: Gekochte Eier, gerührte Eier, geschüttelte Eier, Müsli, Joghurt, verschiedene Wurst- und Käsesorten, Brötchen, Brot, sicherlich viele selbst gekochte Marmeladen in allen Geschmacksrichtungen (auf dem Dorf kann man so was noch), und so weiter und so fort. Vom frisch gebrühten Kaffee und anderen Warm- und Kaltgetränken ganz zu schweigen.

Die Idee gemeinsam zu frühstücken, auch mit völlig fremden Menschen, ist eine tolle Idee um Kontakte zu knüpfen und sein Dorf und. die Dorfgemeinschaftsanlage vorzustellen.

Viele Neuerungen in den Räumen

Denn dort ist viel passiert und dort wird auch noch viel passieren: Der Jugendraum wurde für die Mädels und Jungs aus dem Ort hergerichtet. Eine Boule-Bahn ist Teil des Außengeländes. Eine neu gegründete Bücherei zog ein. Ebenso findet die Heimatstube Unterschlupf in der Dorfgemeinschaftsanlage. Das alles kann an diesem Tag angeschaut werden. Der Austausch miteinander soll natürlich auch nicht zu kurz kommen. Mit einem reichhaltigen Frühstück im Bauch.

Tagesprogramm

Über den ganzen Tag verteilt findet ein Programm statt:

Um 9.15 Uhr startet der Tag mit einem Gottesdienst. Musikalisch wird dieser von Willi Geiger (Akkordeon) begleitet.

Um 10 Uhr heißt es dann: „Auf’s Bufett mit Gebrüll“. Dann darf nach Herzenslust geschlemmt werden.

Uslar, Dorf, Dörfer, Solling, Northeim

 Schlarpe frühstückt

Ab 11 Uhr der musikalische Frühschoppen mit der „Sunday Stringband“. Diese bieten internationale Schlager dar. Ob dann die Damen und Herren das Tanzbein schwingen um das Frühstück besser verdauen zu können, weiß man nicht.

Um 13 Uhr, das darf sicherlich nicht fehlen, eine offizielle Begrüßung durch den Bürgermeister der Stadt Uslar (Torsten Bauer) und die stellvertretende Ortsbürgermeisterin von Schlarpe (Nicole Krimling).

Im Anschluss, um 13.30 Uhr, stehen die „Schlarper Plattsingers“ im Mittelpunkt. Diese gehören zu Schlarpe wie die Ortsschilder.

Um 14 Uhr heizt die junge Tanzgruppe vom SC Volpriehausen unter der Federführung von Akka Bauche ein.

Ab 14.30 Uhr darf man sich auf selbstgebackene Torten und Kuchen der Schlarper Frauen freuen. Is nix mit Tiefkühltorte oder Backmischungen: Da stehen noch echte Hausfrauen am Rührbesen und werden sich sicherlich mit ihren frisch gebackenen Kreationen übertreffen.

Um 16 Uhr wird der Chor „Generation“ den Tag ausklingen lassen.

Dahinter steckt viel Mühe

Ein wirklich abgerundetes Rahmenprogramm für jung und alt, hinter dem viel Mühe steckt, und mit dem man alle Geschmäcker treffen sollte. Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Diese dann in einer solchen Atmosphäre verbringen zu dürfen, ist schon etwas Besonderes.

Uslar, Dorf, Dörfer, Solling, NortheimSchlarpe frühstückt

Da für die Organisatoren und fleißigen Schlarper Heinzelfrauen und -männer wichtig zu wissen ist, ob man für fünf Leute Eier kocht, für 25 Leute oder für 50 Leute, ist eine vorherige Anmeldung erforderlich. Diese kann per Mail an andreas.staenger@dga-schlarpe gerichtet werden.

  • Kostenpunkt: 8,50 Euro. Kinder von 6-14 Jahren zahlen 4 Euro. Die Zwerge unter 6 Jahren frühstücken kostenlos.
  • Ort: Hardegser Str. 4 (DGA), 37170 Uslar-Schlarpe (da wo die Kuh steht)
  • Beginn: 9.15 Uhr
  • Ende: Ca. 16.30 bis 17 Uhr
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Du kommst aus Uslar, wenn …

auch Du mal ganz spontan bei einem Bier/Wein einige Uslarer(innen) besser kennen lernst. Persönlich. Samt der Location.

Irgendwie kennen wir uns ja (fast) alle hier, sei es persönlich oder vom Sehen. Oder Hören. Oder Hörensagen 😉

Am letzten Wochenende traf ich auf einer Veranstaltung in Bodenfelde eine Frau meines Alters, die ich schon Lichtjahre kenne. Dachte ich. Weil ich an diesem Abend nämlich erst bemerkte, wie sauwitzig sie erzählen kann. Da fahre ich voll drauf ab.

Und irgendwie ergab es sich, dass wir hier bei Facebook darüber witzelten, dass wir uns ja eigentlich mal treffen müssten. Aus dieser spontanen Äußerung wurde relativ schnell ein Plan. Über unsere Profile hier riefen wir auf zu einem Beisammensein mit Plausch, Lästerei und Co. Da wir noch nie in der Schänke am Isertor waren einigten wir uns darauf, dieses „Meeting“ dort stattfinden zu lassen. Man muss ja überall mal eingekehrt sein um mitreden zu können. Woll?

Mit war etwas mulmig im Bauch weil wir gar nicht wussten, wer dort letzten Endes sitzt. Hätten ja auch Personen sein können bei denen man denkt:

„Ach Du Scheiße, brauche ich an einem Freitagabend so überhaupt nicht.“

Auf dem Weg dorthin denkt man auch darüber nach was passiert, wenn keiner kommt. Trinkt man den Schoppen eben zu dritt. Unter Frauen. Wir hatten uns auf dem Weg in die Schänke nämlich schon in der Kurzen Straße getroffen (wir drei Mädels). 

Ein Uslarer saß dort schon, ein Zweiter folgte, ein Dritter lies etwas auf sich warten. Der Vierte war mit dem Fahrrad richtig spät dran. So saßen wir mit 6 bzw. 7 Leuten vor der Schänke und laberten relativ entspannt was das Zeug hält. Zwei Personen kannte ich noch nicht so wirklich, mit denen hatte ich noch nie ein Wort gesprochen. Es passte aber.

Und es kam alles auf den Tisch: Singlebörsengeschichten, Krankenhausstories, Autofahrberichte, Ankedoten über die/den ein oder anderen Uslarer(in) usw. Natürlich auch der Wandel in unserer Stadt mit all seinen Veränderungen. Auch Feste und Events wurden unter die Lupe genommen. Da war gestern keiner bei, den es nicht juckte was hier so passiert oder auch nicht mehr passiert. Uslarer halt, welche sich noch mit allem was hier so abgeht, auseinander setzen. Und sich ihre eigenen Gedanken machen.

Wir tagten bis weit nach 23 Uhr, dann ging jeder seine Route Richtung Bett.

Dafür, dass wir nicht mal 1 Woche Zeit hatten und nicht wirklich großartig planten, war es eine nette Runde und ein netter Abend in einer netten Umgebung. Ich habe mich in der Schänke am Isertor total wohlgefühlt. Die Inhaberin quatsche mit mit uns und wollte wissen, in welcher Mission wir unterwegs waren. Sehr freundlich und aufmerksam, mehr kann ich gar nicht sagen. Da wir draußen sitzen konnten, konnte man das zwar etwas dünne, aber doch stattfindende Treiben dieser Stadt ein wenig beobachten. Wir waren dort nicht alleine, auch andere kleine Truppen nutzten diesen Abend um das Wochenende einzuläuten.

Es ist schon interessant zu beobachten, dass eine Idee (welche in einem sozialen Netzwerk „geboren“ wurde) dazu führt, dass sich die Leute mal real treffen. Dass man sich nicht via Tastatur austauscht in den Uslar-Gruppen, sondern Auge in Auge. Und so die oder den ein oder anderen dann mal persönlich kennenlernt. Oder besser kennenlernt. Oder überhaupt kennenlernt.

Und wenn man merkt, dass man zwar über Jahrzehnte hier zusammen aufgewachsen ist, es aber in all der Zeit wenig bis keine Berührungspunkte gab. Aber man trotzdem auf einen Nenner kommt, wenn es um diese Stadt geht. Wenn man humorvoll zurück schaut, und etwas ängstlich in die Zukunft.

Wenn man merkt, dass sich auch die anderen Gedanken machen und all das aussprechen. Was online nicht immer gut kommt, weil dann nicht selten Debatten und Streitereien los gehen. Es ist eben etwas anderes, wenn persönlich miteinander gesprochen wird.

Das war das, was ich gestern mit nach Hause genommen habe.

Wegen mir immer wieder gerne.

Gruß an die Schänke am Isertor, die Andrea, die Kerstin, den Christoph, den Steffen, den Dirk und den Heiner. Auch an den Klaus und die Claudia, welche an den Nachbartischen saßen.

Ich hoffe ja, die gesellige Frauenrunde hat den Heiner noch in ihre Mitte genommen als wir den Heimweg antraten. ^^

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Kennst du einen „Bättschelar“, kennst du alle irgendwie.

In der vorletzten Folge musste „Bachelorette“ Jessica zwei von fünf Männern nach Hause schicken

Seit Wochen schon flimmern Deutschlands schönste Männer über den Bildschirm und buhlen um eine Frau. Um eine hübsche Frau. Alle sind jung, alle sind durchtrainiert, alle sind irgendwie erfolgreich.

Egal ob der Bachelor sucht oder die Bachelorette: Optisch wird alles gegeben, gefühlstechnisch wird alles gegeben, dramaturgisch wird alles gegeben. Und mit der Zickerei spart man auch nicht.

Ich bin kein sonderlicher Fan dieses Sendesformates. Ich schaue es, um mitreden zu können. Sonst bist du im Büro der Dumme, wenn alle in die Glaskugel schauen und Prognosen aufstellen, wer ohne Rose geht, wer querschießt oder wer wem die Zunge in den Hals stecken wird. Mir ist all das „Probefummeln“ und „Probeknutschen“ schon suspekt, ich könnte mich auf so viele Münder, Zungen und Körper gar nicht konzentrieren. Und dann noch die Gefühle: uuuuuuuh!

Alles nur perfekte Menschen

Ich mag ja die Zickerei, wenn die sich gegenseitig schlecht bei dem Objekt der Begierde machen: „Hier, die da is ´ne ganz falsche Schlange“ oder „er ist auch nur hier, weil er noch steilgehen will, so fernsehtechnisch.“ Die verpetzen sich dann wie Dreijährige in der Kita, wenn einer daneben gepullert hat.

Bei der jetzigen Staffel habe ich zweimal reingeschaltet und relativ schnell festgestellt, dass es irgendwie den vorangegangenen Sendung gleicht wie ein Ei dem anderen. Die Gesichter sind halt anders und die Storys der Mädels und Jungs, ansonsten aber dasselbe Drehbuch wie immer. Und dasselbe Prinzip wie immer. Und natürlich die selbe Auswahl an Kandidatinnen und Kandidaten wie immer. Nicht mal einer mit einem Bierbauch oder drei fehlenden Frontzähnen im Oberkiefer: Nein, alles nur perfekte Menschen. Perfekt gestylt, perfektes Outfit, perfekte Körper und Gesichter. Bei all den Teilnehmerinnen und Teilnehmern hab ich immer den Eindruck, die haben schon Mal generell 30 Zähne mehr als der Durchschnittsbürger, und die auch noch gerade und blendend weiß wie Klaviertasten. Keine Krampfadern, keine Besenreiser, und ich habe auch noch nie jemanden dort pupsen gehört. Etikette ohne Ende. Die sitzen am Frühstückstisch wie unsereins, wenn sie/er auf eine Silberhochzeit muss. Und selbst dann sehe ich nicht annähernd so attraktiv aus.

Alles tippitoppi

Teilweise haben die auch so wahnsinnige Jobs in jungen Jahren. Da sitzt man dann auf seiner 20 Jahre alten Couch in der Jogginghose, Marke „Ballonseide“ aus dem Discounter von 1985 und denkt: „Na toll, irgendwas hast du definitiv falsch gemacht, so karrieretechnisch. Könnten deine Kinder sein und haben Buden, wie man sie nur aus der Postwurfsendung des teuren Möbelhauses um die Ecke kennt.“

Die Familien derer, die es bis in die engere Auswahl schaffen, haben auch meist Vorzeige-Charakter. Kein brüllender Vater im Feinrippunterhemd mit Soßenresten auf dem Pansen oder eine Mutter mit Kittelschürze, an der noch das Bratfett hängt: Nee, da sieht man, wo die Kinder herkommen. Auch da alles tippitoppi.

Sendeformat mit reiferen Singles

Ich wäre für ein ähnliches Sendeformat, in welchem Singles, made in the 60th oder 70th oder 80th, ihren Deckel finden können. Coole Leute, die schon etwas mehr Jahre auf dem Buckel haben und etwas mehr Lebenserfahrung. Die nicht lückenlos und ohne Makel sind, sondern direkt aus dem Leben. Denen man die Jahren ansieht, die ihren Fokus nicht auf blendend weiße Zähne, dicke Oberarme, Waschbrettbäuche und in Form gezupfte Augenbrauen legen, sondern, die halt so sind wie sie sind.

Obacht: Damit will ich NICHT sagen, dass das ältere Semester nicht auf sich achtet. Nein, nein, nein. Niemals! Eben Singles vom groben Schlag, welche lieber ein paar Tage in einer Hütte am Waldrand ausharren möchten, oder in einer Pension, vielleicht an der Mecklenburger Seenplatte oder im Harz. Singles, die nicht in Abendrobe aus einer Limousine steigen, sondern vielleicht in der Jeans von einer Harley. Männer und Frauen über 30 oder 40 oder 50, die allein aufgrund ihrer Erlebnisse schon Ausstrahlung haben. Frauen und Männer, die sich lieber bei einem Bier und einem Schinkenbrot plus Eierplatte kennenlernen und austauschen möchten. Die nicht die total angesagten und extravaganten Orte für Dates suchen, sondern das schlichte Angeln oder Wandern oder Aschenbecher töpfern. Und für die nicht die Glückseligkeit davon abhängt, ob man relativ schnell zusammen in einem Bett schlafen darf. Sondern, die einfach zugeben: „Ich schnarche wie Euterbock, bitte nicht vor laufender Kamera und bitte nicht die ganze Nacht. Sonst geht das nicht gut hier.“

Und dann auch bitte ohne Rose: Ein einfaches „hau rein, nix für ungut“ oder „setz Dich wieder hin, Schätzelein“. Wegen mir könnten die auch alle noch bleiben für ein paar Tage in der Location, einfach zum Chillen. Wenn es mal wieder nicht geklappt hat, so liebestechnisch, dann doch wenigstens ein paar Tage Urlaub dran hängen mit der Truppe. Jawoll!

Falls ein Fernsehsender Interesse hat an so einem Format, dann einfach melden. Drehbuch krieg ich hin. Der Rest wird sich zeigen. Live is life.^^

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Ehrlichkeit währt am längsten.

Ich war am Samstag um die Häuser, sprich auf einem Event. Party und Unterhaltung war angesagt, mit irrsinnig vielen Gedanken ging ich aber in mein Bett.

Mich begleitete eine Bekannte, wir haben total viel gequatscht. Da wir beide Singles sind, lag der Schwerpunkt oft auf „Nepper, Schlepper, Bauernfängern“ in der skurilen digitalen Single-Welt.

Ich habe erfahren, dass es jemanden gibt, der ihr seit der ersten Begegnung quasi den Boden unter den Füßen wegriss. Jemand, der es schafft ihre Beine schlottern zu lassen und die Hände schweißnass werden, wenn sie ihn nur sieht.

Eine Aussage ihrerseits fand ich klasse: „Ich sage ihm einfach was ich für ihn empfinde. Dann ist alles geklärt.“ So in der Art äußerte sie sich.

Genau das ist auch seit langer Zeit mein Motto. Die Zeit der Spielchen und der Psychotricks sind einfach irgendwann vorbei.

Die Zeit, als man den anderen noch aus der Reserve locken wollte mit einem gut inszenierten Schauspiel. Das antasten an eine Situation, das abwarten der Reaktion des anderen, daraus folgend dann das weitere Vorgehen.

Es fühlt sich halt Scheiße an wenn man sich outet, aber dieses nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Gerade im Bezug auf die Liebe.

Das komische am Samstag war, dass ich jemanden traf den ich schon lange kenne. „Guten Tag – guten Weg – alles senkrecht?“ Mehr hatten wir nicht miteinander zu tun.

Und da sagt mir dieser Mann, dass er damals (ich denke mal so in den 80er Jahren) in mich verliebt war.

Ich habe es damals nicht gerafft.

Knapp 30 Jahre später erfährt man das, und fragt sich warum dieser Mann nicht eher damit um die Ecke kam. Oder warum ich damals nicht versucht habe ihm irgendwie beizubringen, dass auch ich ihn toll fand. Das war nämlich der Fall.

Eine ähnliche Situation hatte ich vor langer Zeit mit einem Kumpel. Bei einer Party und nach etwas Alkohol unterhielten wir uns und wir beide gaben zu, dass wir uns lange Zeit wünschten, nicht nur Kumpels zu sein. Dass wir uns etwas in den anderen verguckt hatten. Aber keiner hatte zu diesem Zeitpunkt den Mut es auszusprechen. Oder es den anderen merken zu lassen. Unsere Chance war zu diesem Zeitpunkt aber abgelaufen, er war schwer verliebt in eine andere Frau bei unserem Outing damals nachts auf einem Stadtfest.

Nun könnte man sagen, dass das Schicksal seine Finger mit im Spiel hat, es sollte halt einfach nicht sein. Sprüche wie „alles zu seiner Zeit, das Schicksal schlägt dann zu wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist“ gehen einem durch den Kopf.

Meiner Bekannten wünsche ich jedenfalls, dass sie mit ihrer Ehrlichkeit punktet und der werte Herr diese Tatsache zu schätzen weiß. Und wenn nicht: Sie hat es versucht und dem anderen etwas in die Hand gegeben, mit dem er etwas anfangen kann. Und einen Vertrauensbeweis aufgestellt. Nicht selbstverständlich heutzutage. Denn durch all die Singlebörsen bzw. sozialen Netzwerke bleibt Ehrlichkeit oft auf der Strecke. Das habe ich beobachtet bzw. festgestellt. Nach Lüge Nr. 2712 hat man keine Lust mehr einen Seelenstriptease hinzulegen weil man nicht weiß, ob der andere es zu schätzen weiß, unser Vertrauen verdient hat bzw. unsere wahren Gefühle.

Wir machen es uns oft verdammt schwer indem wir uns hinter einer Mauer der Floskeln und psychologischen Tricks verstecken. Die Tendenz dafür habe ich heute noch zugegebenermaßen. Aus Angst vor negativen Reaktionen. Zurückgewiesen zu werden ist grausam wenn man für jemanden etwas empfindet. Aber manchmal auch ein Wegweiser für alles andere. Denn daraus kann auch durchaus positives entstehen. Man weiß eben nur nicht wann und in welche Richtung gehend.

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„Die 9. Äh nee, die 11. Huch, wo stehe ich denn nun?“

Wem kommt es bekannt vor? Wovon rede ich?

Genau, die Tankstelle.  Genauer gesagt spreche ich von der gemeingefährlichen Zapfsäulennummer.

Heute Morgen war es wieder so weit. Jetzt nicht ich, nein, der gute Mann vor mir und den drei anderen jungen Damen.

Ich weiß nicht was ihn so aus der Spur brachte, er meinte jedenfalls die lange Wartezeit mache ihn ganz wuschig. Der Mann vor ihm hat nämlich die Bild-Zeitung nicht gefunden. Es dauerte halt. Da war dann dem tankenden Mann seine Nummer entfallen. Die Zapfsäulennummer. Es war schon beinahe süß, wie aufgeregt er eine Nummer nach der nächsten vergeigte und seine Säule nicht fand bzw. vergessen hatte. Hihi 🙂

Mir gehts auch oft so, dass ich nach dem Tanken schnell einen Blick auf meine Zapfsäulennummer werfe, man mag ja nicht die vollgeballerte Tankfüllung einer fremden Person blechen falls man durcheinander kommt. Ich tanke übersichtlich, im Höchstfall für 20 Euro. Ich bin kaum 2 m weg Richtung Kasse, ist mir die Nummer entfallen und ich gehe wieder zurück. Schaue nochmals auf die Zapfsäulenummer und gehe dann Richtung Kasse.

Ich sag mir die Nummer auf dem Weg dahin:

Die 7, Du hast die 7. Steffi, die 7. Siiiiiieeeebeeeennnnn.“

Dann darf mich aber auch keiner vollnasseln oder mein Handy rappeln. Oder etwas Konversation mit dem Personal, komme ich auch durcheinander und muss aus dem Fenster schauen wo meine Karre steht.

Komischerweise kann ich mir die Zapfsäulennummer schlecht merken, aber ich weiß immer, wirklich immer, für wie viel Kohle ich getankt habe. Bis auf den Cent genau. Das ist nicht schlecht. Weil ich dann an der Kasse sagen kann:

„Tach. 11,47 Euro.“

Heute Morgen wollte ich nur Brötchen holen, da hatte ich das Problem nicht. Sondern eher ein Zeitproblem. Durch den zeitungssuchenden Mann und den zapfsäulenvergessenden Mann. 

Die zwei netten Damen vor mir müssen das irgendwie geahnt haben und haben mich vorgelassen. Ob diese beiden ihre Zapfsäulennummer wussten oder Mohnschnecken kauften, habe ich leider nicht mehr mitbekommen.

Fragen über Fragen morgens um 6.10 Uhr an einer Tanke irgendwo in Südniedersachsen. ^^

(Quelle Bild: Elaflex.de)

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Du kommst aus Uslar, wenn …

… auch Du Deine alten Freunde noch mit Geburtsname ansprichst, obwohl sie schon teilweise silberne Hochzeit hatten. Oder die frisch vermählten Paare, weil Du dessen Nachname noch nicht auf dem Schirm hast.

Passiert mir immer wieder dass ich, wenn ich Bekannte hier aus der Heimat länger nicht gesehen habe, diese immer wieder beim alten Nachname nenne. Also beim Geburtsname. Obwohl sie vielleicht schon 23 Jahre einen anderen Nachname haben weil verheiratet und so. Ich krieg das nicht aus der Rübe.
„1x Müller, immer Müller“, so ungefähr.
Deshalb nenne ich sie nur noch beim Vornamen. Ist nicht so peinlich wenn mich deren Kinder anschauen, als hätte ich nicht mehr alle Latten am Zaun.
„Was labert die Alte da? Mama heißt nicht so!?“

In den letzten Wochen hatten wir hier in Uslar ja beinahe einen kleinen Hochzeitsmarathon. Die Stühle im Standesamt und den Kirchen sind ja quasi gar nicht kalt geworden. Standesbeamte und Pastoren waren kurz vor dem Dehydrieren. Hochzeitsfotographen hatten und haben Hochsaison. Brautstudios und Herrenausstatter müssen voll den fetten Euro gemacht haben. Auch die Friseure. Und die Floristen und Catering-Teams und Gaststätten.
Facebook hat sicherlich tagelang nur die Nachnamen der Uslarer Frauen geändert, Hochzeitsbilder hochgeladen, Wünsche übermittelt, Tränen der Rührung aufgefangen.
Wenn die frisch verheirateten Mädels jetzt was posten hier, oder liken oder was weiß ich, und den Nachname schon geändert haben, raffe ich das nicht sofort.
„Hä? Wer is denn die? Sieht ja aus wie jene? Ach ja, heißt ja jetzt anders.“
Ich brauche noch ein paar Wochen oder Monate, bis ich ohne auf das Profil zu gehen verstanden habe, dass da halt nun ein anderer Nachname eine Rolle spielt.
An dieser Stelle Gruß z. B. an die Frau Mittelstädt und die Frau Klümper. Wenn ihr auf meiner Seite was hinterlasst, überlege ich erst wie ihr in meine Freundesliste gekommen seid. „Ich kenn die gar nich!“ Dann fällt der Groschen.
Ich behalte meinen Nachnamen falls der Ernstfall mal eintritt. Oder der Kerl muss meinen Name annehmen. Erstens würden sonst die „Werners“ aussterben, und zweitens will ich euch das nicht mehr antun. Müsst ihr euch auch fragen: „Was ist denn die Hubendübel für eine? Und was schreibt se immer für einen Müll? … Ah, ist ja die Werner. Hat ja geheiratet. Stimmt. Huch. Sorry.“
Warten wir mal ab, wann der Baby-Boom in Uslar einsetzt. Gebt alles, ihr Frischvermählten. ^^

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Hochzeit in den 70er/80ern in Allershausen/Uslar

Brauchtum in Allershausen: Hochzeit auf dem Dorf damals – Erinnerungen an Tratsch und Tradition

Als ich letzten Samstag in der Küche stand, hörte ich draußen einen Konvoi hupender Autos. Und wusste sofort, dass da sicherlich zwei Menschen geheiratet haben, und nun die Fahrt zum Ort der Feierei angetreten wurde. Das hat ja bekanntlich Tradition. Und sofort musste ich daran denken, wie Hochzeiten auf den Dörfern gefeiert wurden, als ich noch ein Kind war. Ein Gastbeitrag von Steffi Werner

Hach ja, war das schön. Es war etwas besonderes, wenn eine Dorfbewohnerin oder ein Dorfbewohner in der Hafen der Ehe einlief. Weil man sich ja bestens kannte. Bei der oder dem ein oder anderen freute man sich, bei der oder dem ein oder anderen weniger, bei der oder dem ein oder anderen wunderte man sich nicht selten.

Ich kenne es noch so, dass von dem Ort, an dem sich die Hochzeitsgesellschaft traf (meist das Haus der Braut oder des Bräutigams) Tannen gestreut wurden bis zur Kirche/Kapelle. Ich war als kleines Mädchen immer irrsinnig aufgeregt wenn dieses Schauspiel morgens begann.

Weil man als kleines Mädchen natürlich noch so hochromantisch ist, und sich vor seinem geistigen Auge selber über diesen Teppich aus Tannen graziös schweben sieht. Bei diesem Traum ist es bei mir auch geblieben. Aber das nur am Rande.

Hochzeitszug zur Kirche

Meist versammelte sich das halbe Dorf knapp 30 Minuten vor der Trauung vor der Kapelle. Man wollte ja sehen wie die Braut gekleidet ist und der Rest der Hochzeitstruppe.

Die Glocken wurden angeschmissen wenn sich der Trupp in Bewegung setzte. Ich kenne es noch so, dass die Unverheirateten voran gingen, dann kam das Brautpaar, und dahinter die Verheirateten. Ich würde auch heute noch vorne mitmarschieren. Aber das nur am Rande.

Manchmal ging man mit in die Kapelle um live dabei zu sein, manchmal blieb man draußen stehen. Z. B. wenn der süße Junge aus der 3a auch mit seiner Mama draußen wartete.

Auf die Kohle und die Bollos mit Gebrüll!

Nach ½ Stunde war der Part meist durch, dann ging die Kapellentür auf und das frischvermählte Ehepaar kam freudestrahlend (meistens jedenfalls) aus dem Gotteshaus. Genau dann kam der spannende Teil für uns Kinder: Der Bräutigam warf Bollchen (Bonbons) und Kleingeld auf den Vorplatz. Und wir Kiddies so: Auf die Kohle und die Bollos mit Gebrüll! Das waren zu dieser Zeit ja noch Pfennige und Groschen, nicht dieses elendige Cent-Penunzen-Geld. Den kleinen Mist hätte man gar nicht so schnell greifen können.

Es folgte der allgemeiner Gratulationshype an das Brautpaar, dann kam manchmal eine Kutsche, oder ein geschmücktes Auto, oder aber der Hochzeitstrupp marschierte zu Fuß zur Lokalität der Party. Damals gab es in meinem Dorf noch Gasthäuser/Kneipen. Unvorstellbar.

Sauteures Geschirr für das Brautpaar

Wenn man Geschenke oder Hochzeitskarten abgab, dann bekamen die Erwachsenen einen „Kurzen“ (ich weiß was Sie denken, ich meine aber Schnaps) und wir Kinder Schokoküsse. Doof war nur, dass ich die nie mochte. Für jede Alternative war ich dankbar, ob in flüssiger oder fester Form. „Gib der Steffi mal eine Brause, das verzogene Gör mag keine Schokoküsse!“

Wochen vor der Hochzeit schon konnte man in diversen Haushaltswarenläden Geschenke für das Brautpaar kaufen. Die hatten sich nämlich etwas ausgesucht, meist sauteures Geschirr oder Besteck. Dinge eben, die man für den gemeinsamen Hausstand braucht. Jedes Brautpaar hatte einen Hochzeitstisch. Ganz neugierige Mitmenschen (ich auch!) gingen erst einmal durch den Laden und schauten auf die Tische, wer denn noch so alles heiratet.

Das war ein gefundenes Fressen für die dorftratschenden Hausfrauen. Weil das dann auch Thema war beim Small Talk mit der Kittelschürze beim Straße fegen. Ich erinnere mich noch daran, dass man immer schauen musste was das alles kostet. Wenn das Geschirr so sauteuer war, dass es das familiäre Budget durcheinander brachte, oder man die Nachbarn jetzt nicht so dolle fand, dann gab es halt nur 2 Kuchengabeln oder den Zuckerpott.

Ich habe als kleines Mädchen immer von meinem Hochzeitstisch geträumt. Dazu kam es nie. Aber das nur am Rande.

Dorftratsch über das letzte Fest

Ging es auf der Hochzeitsfeier richtig zur Sache, wurde auf dem Dorf natürlich am nächsten Tag darüber gesprochen.

  • „Heini hat sich welche aufgeladen, das glaubste nicht.“
  • „Die Meier hat sich beim Essen den Teller so vollgerammelt, das war schon unverschämt.“
  • „Der Sohn von Annette und Thomas hat auf den Tisch gekotzt, weil er 15 Schokoküsse gegessen hat.“
  • „Also ich gebe den beiden keine 10 Jahre, die passen nicht ein bisschen zusammen. Er soll ja auch nicht ohne sein, hat mir die Meiersche letztens erzählt.“

Heiraten wie früher – ein Traum

Der ganz normale Wahnsinn auf dem Dorf eben. Aber ich habe es geliebt und liebe es heute noch. Und sollte ich mal heiraten, würde ich mich riesig freuen wenn da jemand morgens Tannen streut von meinem Elternhaus bis zur Kirche, wenn sich mein Zukünftiger Kleingeld und Bollchen in die Hosentasche steckt, und wenn der Heini sich auf der Feier welche aufhilft, dass er alleine nicht nach Hause gehen kann. Und natürlich der Hochzeitstisch mit Namen und so. Damit alle was zu reden haben:

„Hier, hast Du schon gesehen? Steffi heiratet, stell Dir das mal vor! In dem Alter! Und dann so einen Typen! Und dann sucht die sich Besteck aus, wo man schon alleine für das Fischmesser Unsummen ausgeben muss. Lass uns das Milchkännchen zusammen kaufen und schenken. Richtig leiden konnte ich die eh nie. Aber das nur am Rande.“ ^^

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So `ne Feierei hängt mir tagelang nach.

Heute Morgen so gegen 8.30 Uhr ging die Wohnungstür auf und der Nachwuchs ruft: „Bin jetzt zu Hause. Gute Nacht.“

Im ersten Moment dachte ich: „Na warte Freundchen, nachher gibt es hier aber Diskussionen!“

Im zweiten Moment dachte ich: „Gott, wie sehr ich ihn beneide!“

Eigentlich ist das Heimkehren bei Sonnenaufgang mit zwitschernden Vögeln und einer vor guter Laune wild schleudernden Handtasche mein Part. Das ist aber schon etwas länger her. Dass ich anscheinend aus dem Alter raus bin, in dem ich feiern konnte bis zum umfallen und am übernächsten Tag voller Elan zur Arbeit ging, muss ich auch dann jetzt einsehen. Wenn es mal wieder so richtig krachte, bin ich tagelang total matschig und kämpfe mich durch den Tag. 8 Stunden Party – 3 Tage außer Gefecht.

Ja, ja, wir sind halt keine 20 mehr.

Generell merke ich jeden Freitag nach Feierabend, dass der Akku auch aufgebraucht ist. Da ist am Abend mein Sofa der beste Kumpel, und ich schaffe teilweise nicht den Krimi bis 21.45 Uhr, ohne dass die Klüsen zufallen. Meist wache ich mit verspannter Halswirbelsäule auf weil der Kopp nach hinten fiel, und ich in dieser Position schlief wie ein Baby. Die linke Hand eingeschlafen weil ich drauf lag, und die Schuhe noch an. Man ist quasi fertig mit der Bereifung. In der Flimmerkiste laufen dann billige Pornos oder Dokumentationen über das Balzverhalten von Tauben. Wobei sich der Porno und die Doku stellenweise nicht unterscheiden :D.

Und ich denke so: „Super, Steffi, geht ja voll ab mit dir.“

Samstags geht es dann etwas besser, aber nicht selten muss ich mich aufraffen um durchzustarten. Vorglühen funzt dann mit Kaffee oder Cola. Damit man etwas gepusht ist und nicht gähnend über Stunden auf einem Event herum hampelt. Meist kriegt man sich ja ein wenn man feiert, dann hat man auch die notwendige Energie. Aber der nächste Tag dann immer: Furchtbar. Diesen Tag kann ich immer in die Tonne kloppen, da bin ich wenig bis gar nicht effektiv, in keinster Art und Weise. Atmen klappt gut, den Rest kannste knicken.

Da beneide ich wirklich den Kurzen, der nach 5-6 Stunden Schlaf aus der Koje hüpft und noch Dinge unternimmt, die mich schon erschöpfen wenn ich nur daran denke. Auch am nächsten Tag steht er in der Blüte seiner Lebens, keine Spur von Erschöpfung.

Ich gönne es ihm einfach, versuche mich aber sicherlich noch das ein oder andere Mal in „Feiern, bis sich die Balken biegen“. Ich will das so nicht hinnehmen. ^^

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