Kennst du einen „Bättschelar“, kennst du alle irgendwie.

In der vorletzten Folge musste „Bachelorette“ Jessica zwei von fünf Männern nach Hause schicken

Seit Wochen schon flimmern Deutschlands schönste Männer über den Bildschirm und buhlen um eine Frau. Um eine hübsche Frau. Alle sind jung, alle sind durchtrainiert, alle sind irgendwie erfolgreich.

Egal ob der Bachelor sucht oder die Bachelorette: Optisch wird alles gegeben, gefühlstechnisch wird alles gegeben, dramaturgisch wird alles gegeben. Und mit der Zickerei spart man auch nicht.

Ich bin kein sonderlicher Fan dieses Sendesformates. Ich schaue es, um mitreden zu können. Sonst bist du im Büro der Dumme, wenn alle in die Glaskugel schauen und Prognosen aufstellen, wer ohne Rose geht, wer querschießt oder wer wem die Zunge in den Hals stecken wird. Mir ist all das „Probefummeln“ und „Probeknutschen“ schon suspekt, ich könnte mich auf so viele Münder, Zungen und Körper gar nicht konzentrieren. Und dann noch die Gefühle: uuuuuuuh!

Alles nur perfekte Menschen

Ich mag ja die Zickerei, wenn die sich gegenseitig schlecht bei dem Objekt der Begierde machen: „Hier, die da is ´ne ganz falsche Schlange“ oder „er ist auch nur hier, weil er noch steilgehen will, so fernsehtechnisch.“ Die verpetzen sich dann wie Dreijährige in der Kita, wenn einer daneben gepullert hat.

Bei der jetzigen Staffel habe ich zweimal reingeschaltet und relativ schnell festgestellt, dass es irgendwie den vorangegangenen Sendung gleicht wie ein Ei dem anderen. Die Gesichter sind halt anders und die Storys der Mädels und Jungs, ansonsten aber dasselbe Drehbuch wie immer. Und dasselbe Prinzip wie immer. Und natürlich die selbe Auswahl an Kandidatinnen und Kandidaten wie immer. Nicht mal einer mit einem Bierbauch oder drei fehlenden Frontzähnen im Oberkiefer: Nein, alles nur perfekte Menschen. Perfekt gestylt, perfektes Outfit, perfekte Körper und Gesichter. Bei all den Teilnehmerinnen und Teilnehmern hab ich immer den Eindruck, die haben schon Mal generell 30 Zähne mehr als der Durchschnittsbürger, und die auch noch gerade und blendend weiß wie Klaviertasten. Keine Krampfadern, keine Besenreiser, und ich habe auch noch nie jemanden dort pupsen gehört. Etikette ohne Ende. Die sitzen am Frühstückstisch wie unsereins, wenn sie/er auf eine Silberhochzeit muss. Und selbst dann sehe ich nicht annähernd so attraktiv aus.

Alles tippitoppi

Teilweise haben die auch so wahnsinnige Jobs in jungen Jahren. Da sitzt man dann auf seiner 20 Jahre alten Couch in der Jogginghose, Marke „Ballonseide“ aus dem Discounter von 1985 und denkt: „Na toll, irgendwas hast du definitiv falsch gemacht, so karrieretechnisch. Könnten deine Kinder sein und haben Buden, wie man sie nur aus der Postwurfsendung des teuren Möbelhauses um die Ecke kennt.“

Die Familien derer, die es bis in die engere Auswahl schaffen, haben auch meist Vorzeige-Charakter. Kein brüllender Vater im Feinrippunterhemd mit Soßenresten auf dem Pansen oder eine Mutter mit Kittelschürze, an der noch das Bratfett hängt: Nee, da sieht man, wo die Kinder herkommen. Auch da alles tippitoppi.

Sendeformat mit reiferen Singles

Ich wäre für ein ähnliches Sendeformat, in welchem Singles, made in the 60th oder 70th oder 80th, ihren Deckel finden können. Coole Leute, die schon etwas mehr Jahre auf dem Buckel haben und etwas mehr Lebenserfahrung. Die nicht lückenlos und ohne Makel sind, sondern direkt aus dem Leben. Denen man die Jahren ansieht, die ihren Fokus nicht auf blendend weiße Zähne, dicke Oberarme, Waschbrettbäuche und in Form gezupfte Augenbrauen legen, sondern, die halt so sind wie sie sind.

Obacht: Damit will ich NICHT sagen, dass das ältere Semester nicht auf sich achtet. Nein, nein, nein. Niemals! Eben Singles vom groben Schlag, welche lieber ein paar Tage in einer Hütte am Waldrand ausharren möchten, oder in einer Pension, vielleicht an der Mecklenburger Seenplatte oder im Harz. Singles, die nicht in Abendrobe aus einer Limousine steigen, sondern vielleicht in der Jeans von einer Harley. Männer und Frauen über 30 oder 40 oder 50, die allein aufgrund ihrer Erlebnisse schon Ausstrahlung haben. Frauen und Männer, die sich lieber bei einem Bier und einem Schinkenbrot plus Eierplatte kennenlernen und austauschen möchten. Die nicht die total angesagten und extravaganten Orte für Dates suchen, sondern das schlichte Angeln oder Wandern oder Aschenbecher töpfern. Und für die nicht die Glückseligkeit davon abhängt, ob man relativ schnell zusammen in einem Bett schlafen darf. Sondern, die einfach zugeben: „Ich schnarche wie Euterbock, bitte nicht vor laufender Kamera und bitte nicht die ganze Nacht. Sonst geht das nicht gut hier.“

Und dann auch bitte ohne Rose: Ein einfaches „hau rein, nix für ungut“ oder „setz Dich wieder hin, Schätzelein“. Wegen mir könnten die auch alle noch bleiben für ein paar Tage in der Location, einfach zum Chillen. Wenn es mal wieder nicht geklappt hat, so liebestechnisch, dann doch wenigstens ein paar Tage Urlaub dran hängen mit der Truppe. Jawoll!

Falls ein Fernsehsender Interesse hat an so einem Format, dann einfach melden. Drehbuch krieg ich hin. Der Rest wird sich zeigen. Live is life.^^

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„Welche Linie nimmt man da jetzt? Hallo? Hilfe!“ Part I.

Am vergangenen Dienstag ging es um 7.35 Uhr los auf die Reise in die große weite Welt: Nach Hürth in ein Fernsehstudio. Ich hab die Grit abgeholt, Taschen und Trollis und Aufregung schwängerten meinen Toyota.

Am heimischen Bahnhof angekommen war alles noch easy. 2 Gleise, die Abfahrt sollte simpel verlaufen. Denkste!

Ich will Gleis 1 überqueren auf dem ein Zug stand, will der los fahren als ich gerade los laufe. Huch! Nix passiert.

Als wir dann in unseren Zug einstiegen, war es der Zug von Gleis 1. Das erfuhren wir vom Schaffner der uns fragte, ob wir gerne überrollt werden wollten.

Ich zu ihm: „Hupen Sie doch einfach!“

Dann haben wir ihn vollgequatscht:

Wir fahren noch Köln, Bla Bla, zu Gottschalk und Jauch, Bla Bla, Zuschauerkandidaten sind wir, Bla Bla“ etc.

Der Schaffner kannte das Sendeformat nicht, hat aber lange mit uns gequasselt und war saunett.

In Northeim umsteigen, in Hannover umsteigen, die Bahnhöfe wurden immer größer und unsere Rauchpausen immer kürzer.

Ich hatte alles dabei: Pflaumen, Nektarinen, Käsebrötchen, Datteln, O-Saft. Und Kopfschmerztabletten plus Magnesium hochdosiert.

In Köln angekommen stellen wir fest, dass der Bahnhof mehr Leben in sich hat als unsere Heimatstadt.

Wie groß das alles dort ist, dass sooooooo viele Geschäfte alleine in einem Bahnhof beheimatet sind. Hammer!

Wir mit Koffer und Handtasche raus auf den Platz und auf der Suche nach einer warmen Mahlzeit: Jau, da war `ne Bude mit einer „Manta-Platte“ im Angebot. Wurst und Pommes passt immer.

Ich habe meine Handtasche fast durchgehend zwischen meinen Beinen eingeklemmt, mein Augapfel lag auf der Handtasche und den Koffern. Jetzt nicht noch ein Raub oder so, dann ich dreh durch. Man sah uns ja an, dass wir Touristen waren. Da waren wir zeitlich noch total entspannt. Ich könnte jetzt noch lachen, echt.

Ein Bierchen gönnten wir uns auch, das muss ja gefeiert werden unsere Reise in die Weltstadt Köln ohne schwerwiegende Vorfälle.

Plausch mit einem Flaschensammler, welcher nicht auf der Sonnenseite des Lebens steht, und das aufsaugen einer Atmosphäre, die wir in der Art nicht kannten.

Und wir denken so, dass wir für 4 km Strecke ein Taxi nehmen, kann ja nicht die Welt kosten. Denkste: Für 4 km knapp 25 Euro. Da wurde die Grit allerdings gallig und erteilte dem Taxifahrer eine Abfuhr Deluxe. Das war auch richtig so.

Also ab in die U-Bahn, die Summe von 25 Euro war nicht vorgesehen im Budget.

Ach Herrje, die vielen Fahrpläne und das Durcheinander und Gewusel in der Station. Dann wurde das Zeitfenster auch knapp: Zwischen 15 Uhr und 16 Uhr sollten wir in Hürth sein. Es war aber schon nach 14 Uhr. Wir waren durchgeschwitzt wie Euterbock. Und ungeschminkt.

Grit löste Fahrkarten für 2,80 Euro, das muss man sich mal überlegen. 2,80 Euro gegen 25 Euro.

Grit war auch die, die unsere Situation treffend erklärte: „Wir kommen vom Dorf. Wir gehen zu Fuß oder fahren mit dem Bus, wir haben keine U-Bahn und S-Bahn.“ Wie die Kölner guckten, es war unbeschreiblich drollich.

Nun stehste da als Landei und musst schauen wie Du von A nach B kommst und Fahrpläne lesen können, die bunt sind ohne Ende und Striche hier und da und überall. Grit hatte es schnell gerafft.

Und wir hatten Glück: Ein netter Kölner Jung erklärte uns alles, und fuhr zufälligerweise in die selbe Richtung. Wir hefteten uns an ihn wie Motten an das Licht. Mein Held des Tages, ich hätte ihn heiraten wollen. Selbst in der U-Bahn googelte er auf dem Smartphone unsere Reiseroute um zu helfen. Ich hätte ihm meine Liebe und Nektarinen und das hoch dosierte Magnesium geschenkt, so dankbar war ich.

So kamen wir auch sicher an der S-Bahn-Haltestelle an, ich glaube es war der Kornmarkt. Wieder die Handtasche zwischen die Schenkel geklemmt, man ist ja als Dorfkind überfordert mit dem pulsieren dieser Stadt. Dann kam die S-Bahn, und das Drama nahm seinen Lauf … (mehr dazu in Part II die Tage) 😉

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Von ganz oben nach ganz unten: Meine persönliche Meinung zum Film

Letzte Woche war Gaby Köster im TV zu sehen. Mir war bis dahin nicht wirklich klar, dass ihre linke Körperhälfte nach dem Schlaganfall so arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Mir als Raucherin hat das alles echt Angst gemacht. Ein Gastbeitrag von Steffi Werner.

Ihre Äußerungen darüber, wie sie mittlerweile damit lebt, welches ihre Ängste, Sorgen und Nöte waren, wie sie mit dem Schlaganfall und all seinen Folgen umgeht, gingen stellenweise schon unter die Haut.

Ich habe sie in Interviews dieser Tage nicht als unsere große Comedy-Lady wahrgenommen, sondern als stinknormale Frau. Das ist nicht abwertend gemeint, ganz im Gegenteil. Krankheit und Schicksal kennen keinen VIP-Status, sie schlagen ohne Wertung zu. Von jetzt auf gleich. Stellen alles auf den Kopf und zwingen, wie bei Gaby Köster gut zu beobachten, die Menschen zum Reststart. Die Festplatte wird runtergefahren. Vieles ist gelöscht. Einiges kann gerettet werden, anderes ist unwiederbringlich hinüber.

Schlaganfall bekommen nur ältere Menschen? Von wegen!

In dem Film „ein Schnupfen hätte auch gereicht“ waren all die Facetten zu sehen, die ich auch aus meinem Bekanntenkreis kenne. Von Freunden/Kollegen, die ebenfalls Schlaganfälle erlitten haben. Zum Glück in weitaus abgeschwächter Form. Auch sie werden in einem Alter davon heimgesucht, welches nicht annähernd dafür schon zur Risikogruppe gehört. Bis vor vielen Jahren dachte man noch, einen Schlaganfall bekommen nur ältere Menschen. Unsere Omas und Opas – weit gefehlt. Der jüngste Fall in meinem Umfeld war eine junge alleinerziehende Mama vor ein paar Wochen, keine 30 Jahre alt. Zum Glück ohne Folgeschäden.

Gaby Köster hat sich selbst und diese schreckliche Krankheit anscheinend mehr als gut reflektiert, das war an einigen Aussagen ihrerseits zu bemerken. Äußerungen in der Art von „es war meine Lernaufgabe, andere Menschen um Hilfe zu bitten“, sprechen von Tiefgang. Ohne Humor untermalt. Total nüchtern ausgedrückt. Knallharte Konfrontation ihrer Geschichte gegenüber. Das hat sie für mich sehr sympathisch erscheinen lassen.

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RTL Gaby Köster blickt positiv in die Zukunft

Ich habe mehr denn je ein schlechtes Gewissen

Komischerweise beschäftige ich mich dieser Tage mehr mit ihr, als zu den Zeiten, in denen sie noch gesund war – und Erfolge feierte, zu den Topadressen der Comedians gehörte. Man kannte sie, das ist nicht das Thema. Ich konnte allerdings ihre laute Art und Weise nicht immer ertragen. Und habe damals nur am Rande ihr Schicksal verfolgt. Der Film „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“ hat mir erstmals genaue Einblicke in die Zeit von und nach Januar 2008 ermöglicht. Weil es mich interessierte. Auch aus medizinischer Sicht.

Gaby Köster wurde mit 46 Jahren von ganz oben nach ganz unten katapultiert. Ich bin heute 46 Jahre alt. Und ich habe nach dem Film und dem Interview mehr denn je ein schlechtes Gewissen, wenn ich an das Fenster in der Küche gehe, um eine Zigarette zu rauchen. Weil es für mich, wie im Interview am Karfreitag zu sehen war, die Hölle wäre, wenn ich eine Tastatur nur noch mit einer Hand bedienen könnte zum Schreiben.

Trotzig reagiert – genau wie ich

Ich fühlte mich ertappt, als der Professor der Rehaklinik, der sie damals behandelte, im nachfolgenden Interview mit Gaby Köster ein wenig wegen des Rauchens meckerte. Gaby Köster, mit leicht nach unten gesenktem Haupt, sich bewusst, dass seine Kritik durchaus berechtigt ist, reagierte etwas trotzig – genau wie ich. Und hatte in dem Moment der Standpauke sicherlich mehr Lungenschmacht denn je.

Anna Schudt als Gaby Köster hat ihre Rolle toll gespielt, es kam dem Original sehr nahe. Ich habe erst in der Reportage nach dem Film bemerkt, dass die Physiotherapeutin aus dem Film, Jasmin Schwiers, die damalige Filmtochter aus „Ritas Welt“ war.

Allen Kritiken zum Trotz, von wegen „Klamauk“, „platte Gags“, „Gefühlskino“, Depri-Stoff“ und all den Überschriften, die jetzt im Netz schon zu lesen sind, hat dieser Film auf eine traurige Tendenz aufmerksam gemacht: Vor einem Schlaganfall/Hirnblutungen sind wir alle nicht gefeit, egal wie alt wir sind. Egal, woher wir kommen und egal, wo wir gesellschaftlich stehen. Egal, ob wir gesund leben oder am Limit. Das Alter der Menschen, die davon heimgesucht werden, sinkt immer weiter. Eine grauenhafte Entwicklung unserer Zeit. Woran es liegt, kann ich nur erahnen.

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