Bombenstimmung bei der Tagesfahrt zur Kieler Woche

Von Bus-Charter, Knutsch-Buden und Uwe

Uslar/Northeim Nun habe ich meine Jungfernfahrt hinter mir was Tagesreisen mit einem Busunternehmen angeht.

Ich fahre nicht gerne Auto. Deshalb habe ich mir vor einiger Zeit  Kataloge von Busunternehmen angefordert. Für mich die perfekte Alternative um mal durch das Land zu kommen. Was früher als „Kaffeefahrt“ betitelt wurde, mit dem Hintergedanken, dass man mit Heiz- und Rheuma-Decken nach Hause kommt und so manch anderem Krimskram, ist zumindest bei mir seit der Tour nach Kiel nicht mehr im Kopf.

„Ist im Bus ein Klo?“

Als ich mit meiner Kollegin und Freundin gegen 3.30 Uhr aufbrach Richtung Northeim, wusste und ahnte ich nicht im entferntesten was da auf uns zukommt. Man stellte sich so manche Frage:

Was fahren da für Leute mit?“

Wird uns gesagt wo wir hin müssen? Wo wir uns sammeln?“

Läuft da jemand mit einem Schild umher, um uns am Ende wieder zum Bus zu lotsen?“

„“Ist im Bus ein Klo?“

Fragen über Fragen.

So standen wir um 4.30 Uhr mit vielen Mitreisenden am Bus. Ich mit einem Jutebeutel voller Essen und Trinken. Viel zu viel wie sich später herausstellte.

Der sympathische Busfahrer Uwe

Unser Fahrer hieß Uwe und es sollte sich im Laufe des Tages mehrmals bestätigen, dass der gute Mann viel Wissen hatte. Er erklärte auf dem Weg nach Kiel den gerade aktuell passierten Orten/Städten betreffend eine Menge. Und er kochte in den kurzen Pausen immer wieder Kaffee für uns alle. Was wir dankend annahmen. Denn viel geschlafen hatten wohl keiner von uns, man musste mit Koffein pimpen.

In Kiel angekommen, gingen wir zu unserem Schiff. Mit diesem sollte es hinausgehen aufs Wasser. Brunch war auch angekündigt. Wir wurden mit einem Glas Sekt begrüßt von wirklich netten Damen und Herren der Crew.

Bombentisch

Noch zwei Ehepaare aus unserem Bus kamen mit an den Tisch an dem wir saßen, und die Stimmung ging gleich steil an Bord. Raunte mir meine Kollegin zu: „Bombentisch.“ Wir haben Tränen gelacht, es passte einfach mit uns allen. Die Konversation begann. Das ist ja das spannende, wenn man mit fremden Menschen gemeinsam einen Tag verbringt.

Während ich noch glaubte, dass es bestimmt Marmelade aus kleinen Einwegpötten gibt, dazu Brot und Wurst und vielleicht ein Ei, wurden wir eines besseren belehrt: Ein Brunch wie aus dem Bilderbuch. Absolutes Highlight: Das Büfett wurde wie eine Art Hebebühne nach oben gefahren. Plötzlich fuhr ein Teil des Schiffsbodens hoch und Trommelwirbel: Kalte und warme Köstlichkeiten kamen ans Tageslicht. So etwas habe ich noch nie gesehen. Es gab alles was das Herz begehrt. Und saulecker war es auch.

Die Knutsch-Bude

Nachdem wir den Magen gefüllt hatten, ging es hoch aufs Schiff an die frische Luft. Ich wollte das Wasser riechen und die Möwen hören. Es wehte eine starke Brise, nieselte auch immer mal wieder. Was mich allerdings nicht störte, ich sog die mir sich bietenden Bilder auf wie ein Schwamm. Mir doch egal wenn ich auf dem Kopf aussehe wie ein aufgeplatztes Sofakissen, außer meiner Kollegin kennt mich dort keiner.

Als wir wieder Land betraten, ging es über das Areal der Kieler Woche. Stand an Stand, das Angebot war unfassbar. Es gab auch eine „Knutsch-Bude“. Während meine Kollegin und ich noch dachten, dass da so alteingesessene Singlefrauen wie wir mal kurz geküsst werden, gegen Bezahlung natürlich, sah die Realität schon etwas anders aus: Es ging um Schnäpse. Okay, schade, och Mensch. Aber unser Gedanke war toll. Man sollte dieser Art der Interpretation vielleicht weiter verfolgen. Gibt ja genug Singles.

 Capirinha in der Hand

Danach gingen wir Richtung Innenstadt Kiel. Ohne Plan – ohne Ziel – einfach drauf los. Und wir landeten vor der großen Bühne eines namhaften Radiosenders aus Hamburg. Es waren zwei Liegestühle frei, wir beide uns gleich da drauf geschmissen mit unserem Handtaschen und es war Extrem-Chilling angesagt. Tolle Musik auf der Bühne, Longdrinks in der Hand, die Sonne dann doch im Gesicht: Es war wie Urlaub.

Kleiner Hinweis an die Frauenwelt: Kiel hat unglaublich hübsche Männer. Wir saßen nicht selten mit offenem Mund beim Beobachten der Leute, und ohne etwas zu sagen wussten wir was die andere gerade dachte. An dieser Stelle Glückwunsch an die anwesenden Ehefrauen dieser Männer.

Durchgezählt wie auf Klassenfahrt

Irgendwann schlenderten wir zurück, noch ein paar Souvenirs für die Kinder kaufend und dann Richtung Bus.

Wir waren auch vollzählig, es ist keiner versackt. Der Uwe hat uns immer durchgezählt, es war stellenweise das Feeling einer Klassenfahrt.

Kaum fuhr der Bus, fielen bei den ersten Fahrgästen auch gleich die Augen zu. Ich war viel zu aufgedreht, habe schon Bilder bearbeitet und in den sozialen Netzwerken geteilt.

Uwe sagte uns zum Schluss er sei froh, dass keiner von uns auf dem Schiff durch das hochfahren das Schiffsbodens durch die Luft katapultiert wurde, weil einer dort drauf stand. Ja Uwe, darüber waren wir wohl alle froh.

Die nächsten Reisen sind gebucht

Als wir gegen 23 Uhr wieder auf dem Gelände des Busunternehmens in die Nacht entlassen wurden, konnte ich kaum die Augen aufhalten. Noch knapp 30 Minuten Fahrt Richtung Uslar,  dann aber ab auf das Sofa oder ins Bett. Zum Glück hatten wir Urlaub eingereicht, nach einem solchen Ritt ist am Folgetag ein 9-stündiger Arbeitstag sicherlich eine Qual. Ich war noch immer so aufgewühlt. Weil ich lange, lange Zeit nicht mehr unterwegs war in dieser Form. Und mir nicht annähernd gedacht hätte, dass Reisen per Bus-Charter ein solch tolles Erlebnis ist. Für wirklich schmales Geld.

So komme auch ich Autofahr-Legasthenikerin mal durch die Republik. Die nächsten Fahrten sind schon gebucht. Ich hoffe, da sind dann auch „Knutschbuden“ nach unserer Interpretation am Start. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Share

Zeig mir Deine Handtasche, und ich sag Dir wer Du bist.

Diese Weisheit habe ich erst vor ein paar Jahren gerafft, als man mich und gefühlte andere 1548 Frauen bei einem Casting darauf hinwies, dass man evtl. man kurz in unsere Handtaschen lunzt. Weil man am Inhalt einer Handtasche erfahren kann wie die Frau so tickt. Der Mann sicherlich auch, aber der trägt ja keine Handtasche. Eher selten quasi 😉

Diese These stimmt aber. Sage ich jedenfalls. Am Inhalt und der Größe meiner Handtasche lässt sich erahnen, dass ich mehr so die „immer rein, das wird irgendwann sauwichtig sein-Tusse“ bin.

Ich fahre Sonntag zur Kieler Woche. Nur einen Tag. Tagesreise sozusagen. Nichts dolles, ich verlasse nicht das Land und bin auch keine 5 Monate weg. Aber ich überlege seit einigen Tagen was ich alles so mitnehmen muss in meiner Handtasche: Getränke, Essen, Taschentücher, Fotoapparat, Kopfschmerztabletten, etwas für den Magen (es geht auf ein Schiff), Handy, Ladekabel, Geldbörse, Papiere, Kuli und Block, Deo, Parfüm, diverse Hygieneartikel wie Feuchttücher, Desinfektionsgel, einen Schirm, eine dünne Jacke/einen Pulli. Ich hasse das! Ich hasse das echt! Noch nie hat man gelesen, dass ein Tagesausflug richtig übel endete weil eine Frau ihr Deo vergessen hat. Oder ihren Kuli.

Noch nie habe ich erzählt bekommen, dass ein Tagesausflug in der Notaufnahme endete weil eine Frau ihre Schmerz- und Magentabletten vergessen hat. Oder das Desinfektionsgel.

Noch nie habe ich erlebt, dass ich bei einem Tagesausflug ohne Stift und Block in eine lebensbedrohliche Situation kam.

Aber trotzdem kann ich dieses Gerammel in meiner Handtasche nicht abstellen. Orrrr!

Das Teil wiegt ja dann auch! Da ich Querträgerin bin, also meine Tasche immer locker-flockig seitlich trage, muss ich hin und wieder wechseln. Sonst gehe ich krumm.

Am schlimmsten ist es dann, wenn ich etwas suche in dem Ding: Katastrophe!

Meinem Schwager ist mal aufgefallen, dass ich da einen Brauch übernommen habe: In unserer Familie ist das wohl Pflichtprogramm. Sieht man eine Frau schief gehen, mit einer Handtasche die aussieht als würde sie 35 kg wiegen, dann ist die Trägerin eine „Werner“.

Aber gut, wir haben Bullrichsalz dabei während andere über die Reling reiern. Ich wollte es nur gesagt haben.  Bitte, gerne 🙂 ^^

Share