Das Packen am Thie. Packebierfest 2017 Wiensen

(Quelle Bild: Steffen Böger)

Junggesellenverein Wiensen

Du kommst aus Uslar, wenn…

auch Du gestern Zeuge vom „Packen am Thie“ wurdest.

So musste ich erst 47 Jahre alt werden um meinen Hintern gestern gegen 13.30 Uhr nach Wiensen zu bewegen. Übrigens war die Ecke Alleestraße/Wiesenstraße gestern ein beliebter Treffpunkt für den gemeinsamen Marsch bzw. die Fahrradtour zum Packebierfest.

Als meine „Mitlaufgelegenheit“ kam, liefen wir an einem Feuerwehrmann vorbei der total einsam und verlassen in der Alleestraße stand und den Verkehr umleiten musste. Bis 15 Uhr. Er bekam vom bunten Treiben außer der Geräuschkulisse sicherlich nichts mit. Armer Kerl. Musste aber sein. Sicherheit geht vor.

Am Thie angekommen, war es schon brechend voll. Alles was Rang und Namen hatte (oder auch nicht), stand schon an der Straße.

Trommelwirbel, die Junggesellen marschierten Punkt 14 Uhr mit Musik ein.

Und ich dachte so: „Junge, sind das viele!“

Schnell ein Auge voll genommen, das sieht man schließlich nicht alle Tage.

Rechts auf dem angrenzenden Hof erschien eine bunte Augenweide: Die Packebiester. Alle schick im Dirndl, alle fesch zurechtgemacht, alle mit einem Lächeln im Gesicht und voller Vorfreude.

Und ich dachte so: „Cool, die dürfen sich gleich einen Junggesellen aussuchen. Haben die es gut.“

Man konnte da schon erkennen, dass die Jungs in der Überzahl waren. Und ich fragte mich ob es den Regeln entspricht, wenn sich ein Mädel gleich drei Burschen nimmt. Bleibt keiner einsam. Und der Verlauf des Festes wird günstig. Ich hätte mir heimlich noch 2 Sträußchen geklöppelt und die auch noch an den Mann gebracht, das glaubste aber.

Nach einem vorgetragenen Lied der Mädchen und dem verkünden der Bierparapgraphen durch den Schaffer fiel das Absperrseil und die Mädels mit gefühlten 120 km/h auf die Jungs zu. Zack, das Myrtensträußchen links auf die Weste genagelt und so war der Deal bestätigt: Der Kerl für die nächsten Stunden ist gesichert.

Nur leider, leider fanden nicht alle Junggesellen eine Herzdame.

Und ich dachte so: „Jetzt steht der Rest da ohne Packemädel. „Korb Deluxe“ vor hunderten von Menschen. Oh nee. Das ist ja wie ein Live-Video auf Facebook quasi.“

Die gepackten Paare führten den Umzug an, ein Teil der nicht gepackten Junggesellen hinterher, und wiederum ein Teil der Solisten auf einem Umzugswagen. Mit der Aufschrift: „Liever jaut jeführt, as schlecht gepacket.“ Ja, so muss man das halt sehen.

Und ich dachte so: „Warum machen die keinen 2. Durchgang für das weibliche Single-Fußvolk im Publikum? Vielleicht hätte die blonde Schnitte hinter mir auf dem Fahrrad auch Interesse, oder die rothaarige Schnalle vor mir in den Hotpants. Dann wäre der Thie leer, kein einsamer Junggeselle mehr, wir müssten denen na klar auch 3 Scheiben Brot im Elternhaus anbieten, sind dafür die nächsten 24  oder 36 Stunden erst mal nicht alleine. Alles weitere wird man sehen. Tschakka.“

Im Gespräch mit den nicht gepackten Herren erfuhr ich dann aber, dass es schlimmeres gibt. Sie haben nämlich am Dienstag mehr Penunsen in der Geldbörse als die packten Jungs.

Und ich dachte so: „Abgehauen ist aber keiner, also gibt es auch keine 50 Liter Bier zu Strafe. Hoffentlich sitzen die jetzt deshalb nicht auf dem Trockenen im Zelt.“

Wiensen: In 5 Jahren gerne wieder, war ein toller Nachmittag gestern. Von Freitagnacht ganz zu schweigen. Feiert noch schön 😉

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Der Umzug. Packebierfest 2017 Wiensen

(Quelle Bild: Steffen Böger)

Junggesellenverein Wiensen

 

Du kommst aus Uslar, wenn …

… auch Du vorhin in Wiensen dachtest: „Was `ne geile Sache hier!“

Tag 3 vom Packebierfest.
Wenn hier eines unserer Dörfer einen Umzug auf die Beine stellt, mache ich gegen Mittag immer schon die Fenster auf um zu hören, wann die ersten Trecker Richtung Zielort fahren. Weil es stimmungstechnisch quasi bei der Anfahrt schon rund geht. Auf den Anhängern ist ja alles drauf, was man für ein paar Stündchen Party so braucht. Flüssiges in rauhen Mengen, Musik ohne Ende und nicht zu vergessen: Party People! So auch heute wieder. Obwohl es mehr Zuschauer hätten sein können, war das Wetter genau richtig und der Umzug aus meiner Sicht ein voller Erfolg. Weil richtig gute Stimmung herrschte. Die Wagen nett zurecht gemacht, bei vielen auch Werbung für deren Feste mit Bannern an den Fahrzeugen. Ich glaube Bollensen und Schoningen machten auf diesem Weg auf ihre Feste aufmerksam. Heute war es ein auffallend „feuchter Umzug“, nicht nur die Vahler Hüpper setzten auf das Medium Wasser. Bei vier Wagen sprangen viele nach hinten, weil es sonst im Dekolletè etwas nass wurde.
Eine 4-köpfige Kapelle aus dem Schwarzwald, die liegend auf der Straße Musik machte, sorgte für Applaus und amüsierte Gesichter.
Die Pipes and Drums waren bei einer Besucherin verantwortlich dafür, dass sie etwas Pippi in den Augen hatte. Weil sie die Musik so mag.
Die Truppe aus Hann. Münden war auch spitze, die führten die Junggesellen schon mehr als angemessen auf den Thie. Wie die Gladiatoren quasi.
Einige Vereine in Kluft, andere in einheitlichen Shirts. Es war alles dabei, von jung bis alt.
Auf dem Festplatz dann, als alle von den Wagen sprangen und sich vor bzw. in das Zelt stürzten, gings steil. Mancher Teilnehmer hatten schon leichte Sprach- und Gangstörungen. Einer schon, als der Umzug gerade begann. Dabei ist alles 😉 Manch einer lief 2 Stunden mit Remoulade auf der Wange durch die Menschenmenge, weil das Fischbrötchen nicht immer genau die Futterluke traf. Manch einer musste immer für den Rest der Truppe gläserweise Bier an Land karren.
Ich hätte das Treiben noch stundenlang beobachten können. Die Bollenser Junggesellen wagten dann noch eine Fahrt in diesem ominösen Fahrgeschäft. Weil ich wissen wollte wer seine Mütze verliert oder aber auch den Mageninhalt, schaute ich mit einem Feuerwehrmann aus Schoningen (welcher richtig Spaß hatte heute seiner Aussage nach) aus der ersten Reihe zu. Keine Mütze flog, kein Magen entleerte sich. Und die Jungs haben dann noch gesungen in einer Situation, in der ich wahrscheinlich vor Panik geflennt hätte in diesem Karussel. Ich bekam immer wieder mit wie die Uhrzeit der Abfahrt unter den Truppen ausgehandelt wurde, und die ersten Trecker nahmen Fahrt in die jeweiligen Dörfer auf. Es war so schön zu sehen, wie die Jungs und Mädels auf ihren Anhängern laut mitsingend das Event verlassen haben. So mancher Autofahrer ist da leicht verwirrt (die mit fremden Kennzeichen). Großstädter kennen so was geniales sicherlich nicht.
Auf unsere Dörfer kann man echt stolz sein. Nicht nur, dass die Teilnehmer(innen) einen Umzug zu dem machen, was er letztendlich ist: Unterhaltung für uns alle. Nee, die Wagen werden toll hergerichtet und man versucht sein Heimatdorf bestmöglich zu präsentieren. Dann zu sehen wie viel Spaß alle untereinander haben, wie gelacht und gefeiert wird, erfreut mich immer wieder.
Fenster sind hier jetzt zu, der größte Teil der Wagen steht sicherlich wieder im heimischen Dorf. Schoningen isst noch zusammen eine Pizza konnte ich vorhin lesen, andere sitzen vielleicht noch zusammen irgendwo, oder relaxen bevor es nachher im Verband wieder auf das Zelt geht.
Ich hoffe, der junge Mann mit der Remoulade auf der Wange hat sich das Gesicht jetzt gewaschen 😀

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Veranstaltungshinweis: Packebierfest am Pfingstwochenende in Wiensen

Junggesellenverein Wiensen e. V.

Mäkens, packet jöck jaue Bierhärrn – lopet los“

Packebierfest in Wiensen (Uslar), oder wie man es auch umschreiben könnte: Partnersuche auf dem Dorf.

Am Pfingstwochenende ist es wieder soweit. Das 8. Packebierfest in Wiensen geht steil, unter der Federführung vom Junggesellenverein Wiensen e. V.

5 Jahre Abstinenz sind vorbei, das letzte Packebierfest wurde 2012 gefeiert. Erfolgreich wie eh und je. Ein Dorf steht Kopf. Wiensen ist im Ausnahmezustand. Und kann sicherlich wieder Besucherzahlen verzeichnen wie sie im Buche stehen. Das Packebierfest ist ein Highlight, und ein schon lange immer wiederkehrender fester Termin im Veranstaltungskalender des Uslarer Landes und darüber hinaus. Jung und alt pilgern am Pfingstwochenende nach Wiensen. Party ohne Ende ist angesagt.

Zum Kern der Geschichte:

Der Junggesellenverein Wiensen e.V. ist Gastgeber, Organisator, Ideenmacher, Schauspieler, Unterhalter. Junggeselle = Single.

Nicht weniger sind dieses auch die Packebiermädels. Packebiermädel = Single.

Am Sonntag, 04.06. ab 14 Uhr, stehen die Mädels auf dem Niedermeyerschen Hof, die Junggesellen stehen ihnen gegenüber am Thie. Nicht weit voneinander entfernt und gut zu sehen.

Beide Seiten sind natürlich schick angezogen, da wird optisch alles gegeben um das andere Geschlecht so richtig zu beeindrucken. Es geht nämlich um was. Zum einen um eine eventuell frisch aufkeimende Liebe. Zum anderen darum, die vier Festtage gemeinsam zu verbringen. Wenn es denn funzt zwischen Packebiermädel und Junggeselle, also wenn die Dame schnell genug ist um ihren persönlichen Favoriten die nächsten 4 Tage an ihrer Seite zu wissen. Auf die Herren kommt was zu wenn sie „packet“ werden. Der Schaffer (Redner) verkündet vor dem „packen“ die Bierregeln, und diese sind nicht ohne. Die sind knallhart quasi. Du musst feiern können und Bier trinken und ein paar Euronen in der Hosentasche haben, sonst geht das wahrscheinlich in die selbige.

Wenn der Schaffer ruft: „Mäkens, packet jöck jaue Bierhärn“ (auf gut Deutsch: „Auf sie mit Gebrüll) laufen die Mädels im Schweinsgalopp zu ihrem auserwählten Junggeselle, und heften ihm einen Myrthenstrauß auf die linke Brustseite (da wo das Herz schlägt). Wenn sie das geschafft haben, ist der „Bierhär gepackt“.

Und auf den Bierhärn kommt was zu, sollte er sich nicht an die Bierparagraphen halten. Z. B. zahlt derjenige, der versucht beim packen zu flüchten, 50 Liter Bier. Ja, so ein Korb muss bestraft werden.

Wer mit seiner Dame nicht ordentlich tanzt bzw. dafür sorgt, dass sie tanzen kann, zahlt eine Strafe bis 10 Euro. Ja, Bewegungsmangel muss auch bestraft werden.

Derjenige, der beim Abendbrot im Haus seiner „Bierdame“ nicht mindestens 3 große Scheiben Brot vertilgt, schuldet dem Hausherren eine Flasche Schluck und eine Zigarre. Ja, Essen ist an diesen 4 Tagen nicht unwichtig.

Und derjenige, der seine Bierdame nicht vor dem Weckruf mit einem Blumenstrauß abholt, muss beim Frühschoppen mit der Schwiegermutter tanzen. Ja, Romantik ist das „“A“ und „O“.

Verführt ein „Bierhär“ eine ihm nicht zugehörige „Bierdame“, oder verführt eine „Bierdame“ einen ihr nicht zugehörigen „Bierhärn“, wirds hart in Wiensen. DAS geht gar nicht!

Das war jetzt nur ein Auszug aus dem Regeln wohlgemerkt.

Ein toller Brauch, der sich über Jahrzehnte aufrecht erhalten hat, der sich zu einem Publikumsmagneten entwickelte, und der das Uslarer Land feiern lässt bis die Schwarte kracht: Das ist das Packebierfest in Wiensen. Wäre ich noch jung und eine Wienser Maid, ich würde rennen bis die Pumpe aus dem Halse schlägt um einen der schnieken Jungs zu packen, das glaubt mal.

 

Kommen – dabei sein – mitfeiern.

Hier das Programm:

  • Freitag, 02.06. ab 22 Uhr: Zeltdisco mit DJ Daniel Knops
  • Samstag, 03.06. ab 19 Uhr: Kommers mit der Band „Ventura Fox“
  • Sonntag, 04.06. ab 14 Uhr: Packen auf dem Thie mit anschließendem Festumzug und Platzkonzert der Kapellen/Spielmannszüge,
  • ab 20 Uhr Tanzeröffnung durch die gepackten Paare,
  • ab 21 Uhr Party mit der Showband „Line Six“ (die sind göttlich)
  • Montag, 05.06 ab 8 Uhr Weckruf, ab 10 Uhr Zeltgottesdienst, ab 11 Uhr Frühschoppen mit den „Weserbergland Musikanten“.
  • Dienstag, 06.06.: Am besten Urlaub nehmen.
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